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Himmelsschlüssel und Blaue Blume: Lungenkraut & Schlüsselblume
Wenn der Frühling erwacht, öffnen sich zwei Pflanzen, die in der Magie eng miteinander verbunden sind, obwohl sie botanisch verschieden sind: Das Lungenkraut (die „Blaue Schlüsselblume“) und die Echte Schlüsselblume (der „Himmelsschlüssel“). Beide sind Boten des Lichts und spielen im alten Brauchtum eine wichtige Rolle.
1. Das Lungenkraut (Hänsel & Gretel)
In der Antike soll das Lungenkraut (Pulmonaria officinalis) unbekannt gewesen sein. Im 16. Jahrhundert erschien es erstmalig in einem Kräuterbuch. In seinen Blütenfarben sah man damals die Lunge. Das Farbspiel von Rosa zu Blau und Lila soll das venöse und arterielle Blut der Lunge darstellen.
Früher nannte man das Lungenkraut auch Blaue Schlüsselblume, wegen der Ähnlichkeit der Blüten.
Lungenkraut im Brauchtum: Im alten Glauben findet man nur gelegentlich etwas über das Lungenkraut. Doch das Farbspiel der Blüten (erst rot, dann blau) faszinierte die Menschen. In manchen Regionen wird die Pflanze daher „Hänsel und Gretel“ oder „Ungleiche Schwestern“ genannt, was auf die Zweisamkeit von männlich und weiblich hindeutet.
- Liebeszauber: Um eine Bindung zu einem Menschen zu stärken, wurden Blüten in einem kleinen Leinenbeutel am Körper getragen.
- Im alten Glauben: Wenn man am Lungenkraut riecht, sollten einem Sommersprossen wachsen.
Lungenkraut räuchern: Das Lungenkraut steht in der Räucherkunde für einen Zusammenhalt und die Bindung der Liebe zweier Menschen. Zu einem bindenden Räucherwerk kann das Lungenkraut mit Kiefernharz, Gundermann und der Ringelblume vermischt werden.
Sammeln & Trocknen: Die naturmagische Sammelzeit ist gewöhnlich um die Zeit der Frühlings-Tagundnachtgleiche herum.
- Trocknen: Wenn ihr das Lungenkraut selber trocknen möchtet, solltet ihr es sehr dunkel stellen. Die Blüten verlieren sonst ihre schöne Farbe und die Blätter neigen dazu, schwarz zu werden. Das getrocknete Lungenkraut bewahrt man am besten in Papiertütchen auf.

2. Die Echte Schlüsselblume (Himmelsschlüssel)
Ihr botanischer Name Primula veris heißt so viel wie „Erstling des Frühlings“. Ihren deutschen Namen hat sie von der Ähnlichkeit der Blüte mit einem Schlüssel der alten Zeit. Zieht man die gelbe Blumenkrone heraus, so bleibt die Kelchröhre wie ein zierliches Schloss mit dem Schlüsselloch nach altdeutscher Art zurück. Das lichte Gold der Farbe macht sie wohl passend zum Himmelsschlüssel.
Volkstümliche Namen: Apothekerprimel, Osterblume, Arzneiprimel, Himmelsschlüssel, Frauenschlüssel oder auch Fünfwundenblume. In Mecklenburg hieß sie auch Karkensloetel (Kirchenschlüssel).
Magie der Druiden & Gallier: Bei den alten Galliern stand die Schlüsselblume in hoher Achtung. Aus ihr wurde ein Wundertrank gebraut. Zu diesem Zweck durfte sie aber nur von dem Priester, dem Druiden, gepflückt werden. Er musste sich mit nackten Füßen, nüchtern und unter Gebet in den Wald begeben. Es durfte die zu pflückende Schlüsselblume nicht angesehen werden, daher musste die Hand beim Brechen links unter den Kleidern durchgesteckt und die Pflanzen mussten sofort in dem Gewand verborgen werden. So erhielt diese wunderbare Pflanzenseele ihre Heilkraft.
Brauchtum & Orakel:
- Fieberschutz: Drei Blüten verschluckt, waren ein Schutzmittel gegen Fieber.
- Heirats-Orakel: In einigen Gegenden galt der Glaube, dass, wenn ein Mädchen in der Karwoche eine blühende Schlüsselblume findet, es noch in diesem Jahr heiratet. Es würde so viele Kinder bekommen, wie die Blume Blütenkelche trägt.
- Stall-Schutz: Pflückte man sie vor Sonnenaufgang, bewahrte sie bis zur Walpurgisnacht und füttert sie dann den Tieren, so schützte sie vor Krankheiten.
- Amulett: In einem Fall in damaliger Zeit erzählt ein Schulmeister, dass er seinem Kind, das „geschwollen“ gewesen sei, Schlüsselblumen, Kornblumen und andere Kräuter umgehängt hat.
Hinweis: Die Schlüsselblume ist heutzutage schon seltener in der wilden Natur geworden und steht auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. Die Wurzeln dürfen in Deutschland nicht in freier Natur gesammelt werden. Die Schlüsselblume wird in der magischen Sammelzeit in der Frühlings-Tagundnachtgleiche gesammelt.


