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Das Geheimnis der Schlafrose: Kinderstube und Zaubermittel
Seit der Antike sind Rosengallen als Schlafapfel bekannt, und ihre angebliche Heilwirkung hat die Menschen bis weit nach dem Mittelalter verzaubert. Sie wurden Schlafäpfel, Rosenapfel oder auch Schlafrose genannt.
Diese Rosengallen werden von der Rosengallwespe durch einen Stich erzeugt, die dort ihre Larven hineinsetzt, und befinden sich, wie der Name schon sagt, an Rosen. Bevorzugt an Wildrosen. Sie sind sozusagen die Kinderstube dieser Gallwespe.
Um diese Schlafrosen rankte blühendes Altes Wissen, und sie hatten großen Stellenwert in der mittelalterlichen Heilkunde.
- Gegen Schmerzen: So wurden zum Beispiel getrocknete Rosengallen gegen Zahnschmerzen verwendet. Man musste sie nur bei sich tragen.
- Für Kinder: In bäuerlichen Familien des Mittelalters nahm man diese Schlafäpfel, wenn Kinder unruhig schliefen. Diese Schlafäpfel wurden ihnen unter das Kopfkissen gelegt.

Von Amuletten und Siebenschläfern: Schutz und Träume
Für was wurden die Rosengallen verwendet? Bis weit ins 18. Jahrhundert waren diese Rosengallen als Schlafäpfel im Sortiment, der damaligen Apotheken und wurden dort auch verarbeitet. Im Mittelalter wurden sie bei einer Verhexung oder Beschreiung eines Menschen verwendet. Man trug sie bei sich oder als Amulett um den Hals.
In der Überlieferung spielte dieser Rosenapfel eine große Rolle. Sie wurden ins Bett gelegt, um wundersame Träume zu erlangen oder auch, um sicherzugehen, dass der/die Liebste treu bleibt.
- Der Siebenschläfer: In manchen Gegenden wurden die Rosengallen auch Siebenschläfer genannt. Man legte sie unters Kopfkissen, und so konnten ganze sieben Stunden durchgeschlafen werden, und trotzdem wachte man rechtzeitig auf.
- Schutz vor Dämonen: Die Menschen nähten sie in Kissen ein, um vor Dämonen geschützt zu sein, und auf den Hut gesteckt, schützten sie vor dem Wundgehen.
Diese Rosengallen ähnelten in der Verwendung, der Alraunenwurzel, indem man sie in kleine Kästchen legte und gut behütete, denn sie brachten Reichtum und Glück ins Haus. Diese Schlafäpfel, im Haus aufgehängt, halten auch den Blitz fern.

Der Zauber bei Vollmond: Ein altes Heilritual
Es wurde ihnen auch nachgesagt, dass sie bei einem Kropf helfen können. Hier ist das überlieferte Ritual:
- Sammeln: Man sammelte drei Hände voll Rosengallen und steckte sie in einen Tontopf.
- Das Wasser: Dann schöpfte man bei Vollmond von einem Fluss, der von Osten nach Westen fließt, drei Liter Wasser und sagte dabei folgenden Spruch auf:
„Im Namen des Vaters,
des Sohnes und
des heiligen Geistes.“
- Vorbereitung: Mit diesem Wasser füllt man die Schlafäpfel im Tontopf auf und dichtet den Deckel mit Lehm zu, aber es müssen drei Löchlein oben vorhanden sein.
- Kochen: Dann stellte man den Topf genau drei Stunden vor Eintritt des Vollmondes aufs Feuer, bis die Masse eingekocht war.
- Anwendung: Nun schüttete man diese Masse bei Vollmond ins Weihwasser. Von diesem Getränk nahm der Patient morgens und abends, aber nur bei abnehmendem Mond, etwas zu sich.
Der Zahnwurm und die Larven: Täuschung und Heilung
Auch gegen Zahnschmerzen wurden die Rosengallen verwendet. Dafür wurden die frischen Rosengallen in den Mund genommen und das Gesicht über heiß dampfendes Wasser gehalten.
Dadurch fielen die kleinen Larven der Gallwespe ins Wasser, und die Menschen von damals dachten, dass es der Zahnwurm sei, der sie mit Schmerzen plagt.
Feennester und Hagebutten-Zauber: Glück und Unglück
- Kamen die Rosengallen im Frühjahr, so brachten sie Glück. Kamen sie im Herbst, kam Unglück.
- Wurden sie gepflückt und übers Dach geschmissen, so verwandelten sie den schiefen Haussegen in ein glückliches Heim.
Das Erbe der Germanen: Im Allgemeinen wird vermutet, dass so ein Kult um diese Rosengallen entstanden sei, weil die Germanen die Hagebutte so verehrten. Germanische Höfe waren mit einer Hecke aus Hagebuttensträuchern umgeben, damit die Besitzer Schutz und einen gesunden Schlaf hatten.
In manchen Gegenden werden sie auch Hexennester (im Herbst) oder Feennester (im Frühjahr) genannt. Die Feennester im Frühjahr durften erst “geerntet” werden, wenn die “Feen” geschlüpft waren.


