Inhaltsverzeichnis
Der Frau Holle Baum: Wächter über Haus, Hof und Ahnen
Der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) war schon in der Antike ein hoch geschätzter Baum. Ein alter Brauch besagt, dass man beim Vorbeigehen an einem Holunderbaum den Hut zu ziehen oder das Knie zu beugen hat.
Für unsere Urahnen war der Holunder ein Familienbaum, der niemals auf dem Hof fehlen durfte.
Der Zeiger im Naturkalender: Seine Blütezeit ist von Mai bis Juli. Im Naturkalender gilt der Schwarze Holunder als Zeigerpflanze. Seine Blüten zeigen den Frühsommer an. Und wenn die schwarzen Beeren reifen, steht der Herbst vor der Tür.
Volkstümliche Namen: Flieder, Holler, Holderbusch. Das Wort Holunder kommt wahrscheinlich aus dem Althochdeutschen von Holuntar (Holun = gnädig oder hohl und Tar = Baum, Strauch). Der botanische Name Sambucus geht wahrscheinlich auf ein altgriechisches harfenähnliches Musikinstrument (Sambuche) zurück, das damals aus Holunderholz angefertigt wurde. Nigra kommt aus dem Lateinischen von niger und heißt „schwarz“.

Das Tabu des Feuers: Warum Holunder nicht verbrannt werden darf
Holunderholz durfte nie als Herd- oder Ofenfeuer verfeuert werden.
Der Grund: Der Holunder war ein großer Schutzbaum, der alles Unheil unter sich im Erdreich und an den Wurzeln bewahrte und so die Besitzer des Hauses schützte. Wenn man sein Holz für ein Feuer verwendete, würde dieses Unheil freigelassen und an die Besitzer des Hauses weitergegeben werden.
Dieser Brauch war früher im Glauben der Sinti und Roma fest verankert. Bei ihnen war Holunderholz, als Feuerholz, ein absolutes Tabu.

Flöten, Zahnweh und Schutz: Holunder im Brauchtum
Wenn man Holunder bei sich trug, war man vor Angriffen jeglicher Art geschützt. Auch wenn man Äste vor die Fenster oder Haustür anbrachte, blieb den negativen Mächten das Haus verschlossen. Bei einer Entfluchung spielte der Holunder eine große Rolle. Holunderbeeren, unter das Kopfkissen gelegt, halfen beim Einschlafen.
Zauberstäbe und Geister: Aus den etwas dickeren Ästen wurden Flöten hergestellt, mit denen man Naturgeister herbeirufen konnte. Auch Zauberstäbe wurden seit jeher aus Holunderholz gefertigt.
Das Zahnweh-Ritual: Früher „pfropfte“ man Zahnschmerzen auf den Holunder. Wer Zahnweh hatte, begab sich mit einem Messer zum Holunder und sprach dreimal:
„Liebe Frau Hölter,
Leih mir ein Spälter,
Den bring‘ ich euch wieder.“
Dann löste man ein Stück von der Rinde ab, schnitt sich einen Span aus dem Holz und ging nach Hause. Hier ritzte man mit dem Span das Zahnfleisch, bis das Holz blutig war, und fügte es wieder in den Stamm, um den Schmerz auf den Holunder zu übertragen.

Rauch des Schicksals: Orakel und Seelenheil
Mit dem Holunder zu räuchern, beflügelt die Menschheit seit eh und je. Bei unseren Vorfahren war der Holunder, der Schutzbaum der Familie.
Eine Holunder-Räucherung ist ein sehr magisches Räucherwerk. Es wird für Schutzräucherungen verwendet, und wir können damit unser Schicksal befragen. Holunder zu räuchern war schon immer sehr magisch und geheimnisvoll. Daher wurde dieses Räucherwerk gerade bei sehr kräftezehrenden Situationen viel verwendet.
Wirkung auf den Geist:
- Entscheidungen: Durch seinen Rauch erhalten wir eine leicht beflügelte Atmosphäre, die unserem Geist den richtigen Zeitpunkt vermittelt, um eine Sache, die wir schon lange vor uns herschieben, endlich zum Ende zu bringen.
- Trauma: Auch wenn wir traumatische Erlebnisse durchgemacht haben, kann eine Holunder-Räucherung uns eine andere Sichtweise geben.
- Seelenheil: Mit Holunder räuchern beruhigt unsere Seele und gibt uns Schlaf, dass wir zur Ruhe kommen. Dafür werden die getrockneten Blüten genommen.
Um eine heilende und klärende Räucherung zu vollziehen, sollte der Holunder pur verräuchert werden.
Naturmagisches Sammeln und Mischen: Die Gaben der Frau Holle
Es können von dem Holunder das Mark, die Blätter, die Blüten (getrocknet) und die getrockneten Beeren genommen werden.
Ahnenkontakt: Gerne wird der Holunder auch bei Ahnenräucherungen verwendet. Dafür werden die Blüten und Blätter genommen.
Mischungen: Der Holunder mischt sich wunderbar mit dem Johanniskraut, Weinraute, Erdrauch und Bernstein zu einem magischen Räucherwerk.
Magische Sammelzeit: Holunder wird für Räucherwerke oder magische Handlungen bei Vollmond gesammelt. Am besten natürlich um die Sommersonnenwende herum, wenn bis dahin die Blüten noch nicht abgestorben sind.


