Im Mittelalter nahm man die Weinraute wegen ihrer grossen Heilkräfte gern als Zaubertrank oder als Gegenmittel gegen tierische und pflanzliche Gifte. Sie wurde in der damaligen Zeit für Schwangerschaftsabbrüchen oder auch bei der Empfängnisverhütung genommen. Dafür wurde eine Gebärmutterräucherung vorgenommen. Bitte nicht nachmachen. Es kann böse enden und wir wissen nicht, ob die Alten immer recht hatten. Im 17. Jahrhundert wurde die Weinraute mit Käfigen geschützt, weil die Mädchen die Pflanzen stahlen, um einen Schwangerschaftsabbruch oder Empfängnisverhütung zu vollziehen.
Die Weinraute war auch immer Bestandteil bei Mitteln die gegen Ansteckung helfen sollten, z.B. bei der Pest. Zu dieser Zeit war der Pestessig bekannt, wo die Weinraute mit hineinkam. Sie wurde in Gerichtssälen aufgestellt, um eine Ansteckung des Fleckentyphus zu verhindern. Drei Blätter gemischt mit einer Knoblauchzehe nahmen die Menschen damals gegen Würmer. Gegen die Pest, gab es damals dieses gebräuchliche Rezept:
„Nimm zwanzig frische Rautenblätter und grüne Kerne von zwei Haselnüssen,
zwei Prisen Salz und zwei Feigen.
Alles in einem Mörser zerstossen und jeden morgen nüchtern davon was einnehmen.“
Botanischer Name
Ruta graveolens. Ruta bedeutet Raute. Graveolens leitet sich ab von gravis was stark und olere was riechen heisst. Also eine Raute die stark riecht.
Volkstümliche Namen
Raute, Gartenraute, Augenraute, Totenkraut, Weinkraut
Hauptanwendung
Empfängnisverhütung und Schwangerschaftsabbruch. Kann tödlich enden!
Volksheilkunde
Kopfschmerzen, Bindehautentzündung, Rheuma, Asthma, Blasenschwäche, Vergiftungen, Sehschwäche, Krämpfen, Unruhe, Wassersucht, Ödemen, Ohrenschmerzen, Menstruationsbeschwerden, Epilepsie, Hautkrankheiten, Kreislaufbeschwerden, Durchblutungsbeschwerden, Schleimhautentzündungen, Hautentzündungen, Verstauchungen
Eigenschaften
Krampflösend, durchblutungsfördernd, abtreibend, empfängnisverhütend, beruhigend, schlaffördernd, wassertreibend, appetitanregend, gebärmutteranregend, verdauungsfördernd, menstruationsfördernd
Inhaltsstoffe
Gerbstoffe, ätherische Öle, Harz, Glykoside, Bitterstoffe
Verwendete Pflanzenteile
Blätter, Kraut
Darreichungsform
Tee, Gurgelwasser, Bäder, Umschläge, Kräuterpulver
Vorkommen
Kultiviert in Gärten, verwildert
Blütezeit
Juni bis August
Verwechslung mit anderen Pflanzen
Als Jungpflanze könnte sie mit Artemisia-Arten verwechselt werden. Dazu gehören zum Beispiel der Beifuss und Wermut. Ansonsten wüsste ich, nicht mit welcher Pflanze man sie verwechseln könnte.
Rote Liste & Insektenwelt
Die Weinraute steht nicht auf der roten Liste. Bestäuber sind meist Fliegen, Hummeln und Wildbienen.
Anbau im Naturgarten und Balkon
Die Weinraute ist winterhart und immergrün. Sie liebt die volle Sonne. Die Vermehrung erfolgt durch Aussaat im Frühjahr. Man kann aber auch Stecklinge im Sommer nehmen. Nach meinen Erfahrungen wird sie von Schnecken in Ruhe gelassen. Sie kann eine Wuchshöhe von bis zu 100 cm erreichen, wenn sie einen optimalen Standort hat. Im Topf fühlt sie sich nicht ganz so wohl, aber es geht. In der Mischkultur darf sie nicht neben Basilikum, Estragon, Gemüsefenchel, Kamille, Salate, Zitronenmelisse und Zucchini. Dagegen ist die Weinraute ein guter Partner neben Himbeeren. In Bauerngärten hatte sie bis ins 19. Jahrhundert Bestand.
Sammelzeit
Mai bis Juni (Kraut)
Ernte & Trocknung
Es wird nur das junge Kraut gesammelt. Das Kraut wird im Schatten getrocknet. Eine weitere Ernte ist im Herbst möglich, weil die Raute zweimal im Jahr austreibt.
Verwendung in der Küche/Haushalt/Kosmetik/Tierhaltung
Als Gewürz ist die Weinraute vielseitig zu verwenden. Sie eignet sich zu grünem Salat, Fisch, Wirsing, Tomaten, Pilze, sowie zur Verfeinerung von Sossen. Allerdings nur in geringen Mengen. Die Weinraute war auch Bestandteil des berühmten Mets.
Ein kleines Sträusschen Weinraute, in der Speisekammer aufgehängt, vertreibt Ameisen und anderes Krabbelgetier. Mit ihr kann auch Farbe für Papier hergestellt werden. Sie ergibt verschiedene Grüntöne.
Gegen Marder soll man Weinraute in Hühnerställen aufhängen. Wenn Krankheiten in Viehställen sich ausbreitet, soll mit Weinraute ausgeräuchert werden.
Rezepte mit der Weinraute
Tee-Zubereitung
- 2 TL getrocknete Weinrautenblätter
- 1 Tasse Wasser (ca. 250ml)
Das kochende Wasser über das Kraut giessen und ca. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abfiltern. Nach Bedarf mit Honig süssen. Bei Menstruations- oder Wechseljahresbeschwerden können max. bis zu 2 Tassen täglich davon getrunken werden. Diese Anzahl an Tassen täglich darf nicht überschritten werden!
Weinrauten-Öl
Weinrautenöl lindert Beschwerden bei Rückenschmerzen. Dafür werden 50g frische Weinrautenblätter zerkleinert und mit 500 ml Speiseöl eurer Wahl übergossen. Verschliessen, gut durchschütteln und für 7-10 Tage sonnig ziehen lassen. Man muss öfters wegen einer möglichen Schimmelbildung kontrollieren. Danach wird abgefiltern und in eine sterilisierte Flasche umgefüllt.
Nebenwirkungen
Die Weinraute darf nicht von Schwangeren eingenommen werden, weil sie sehr stark abtreibend wirkt. Übermässige Dosierungen sind giftig!!! Durch das Berühren der Weinraute kann eine Kontaktdermatitis auftreten. Die Haut reagiert vermehrt auf Sonneneinstrahlung. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!
Die Weinraute im Volksglauben
Räuchern mit der Weinraute
Die Weinrauten-Räucherung war im Mittelalter sehr beliebt. Sie galt als Schutzräucherung gegen Verhexungen und Verwünschungen, aber auch beim Exorzismus wurde sie genommen und wurde dafür reichlich in Klostergärten angebaut. Als Verstärkung wird vor einer Räucherung der Raum mit Salzwasser besprengt. Es dient dafür ein Rautenzweig. So wird das Umfeld von schlechten Energien gereinigt. Bei den Persern wurde zu verschiedenen Anlässen mit den Samen der Weinraute geräuchert. Es sollte allen Glück bringen.
Magische Eigenschaften
Beschützend, entfluchend, austreibend, heilend
Magische Sammelzeit
Die Sammelzeit ist zur Herbsttagundnachtgleiche
Volksglauben
Ein Zweig Weinraute mit einem roten Bändchen umwickelt und über die Haustür gehängt, schützt die Bewohner vor allem Bösen und am Körper bei sich getragen, vor jeglicher Krankheit und Verhexung. Man hat die Weinraute auch gegessen, um vor dem bösen Blick bewahrt zusein. In den Kräuterbüscheln ist sie ein fester Bestandteil.
Wenn dir mein Artikel gefallen hat und du mein Projekt Celticgarden unterstützen möchtest, würde ich mich um einen “Energieausgleich” sehr freuen. Ich bedanke mich im voraus!
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