Die Tagewählerei: Schicksalstage und der Alte Glaube
Glückstage und Unglückstage in der alten Überlieferung haben eine uralte Tradition. Dieser Glaube hatte seine Blüte ab dem 13. Jahrhundert; ab da wurde es immer mehr und bestimmte das Alltagsleben der damaligen Menschen. Bevor sie was machten, schauten sie, ob es ein guter oder schlechter Tag dafür sei.
Jede Region hatte so seinen Eigennamen für diesen alten Glauben:
- Schwendtage
- Hundstage
- Schicksalstage
- verworfene Tage
- Lostage
Im 19. Jahrhundert nannte man es auch Tagewählerei. So entstanden im 18.-19. Jahrhundert auch sogenannte Bauern- oder auch Volkskalender, die großen Anklang bei der Bevölkerung fanden.
Wetterbüchlein und Rauhnächte: Im 16. Jahrhundert waren es die Wetterbüchlein oder die Bauern-Praktik, die sich zum Beispiel mit dem Wetterglauben in den 12 Nächten, den sogenannten Rauhnächten, beschäftigten. In diesen Nächten zählte jeder Tag als einen Monat. So, wie das Wetter zum Beispiel in der ersten Rauhnacht war, so wird es im kommenden Jahr im Januar. Die zweite Rauhnacht stand für den Februar, die dritte Rauhnacht für den März und so weiter.
Vom Hausbau bis zum Haarschnitt: Alles zur rechten Zeit
Glückstage und Unglückstage waren überall weit verbreitet, sei es beim Hausbau, Heiraten, Verkaufen, Baden oder auch bei der Anpflanzung im Garten. An den sogenannten Unglückstagen wurden dann besser andere Sachen erledigt, die nicht so von großer Bedeutung waren, wie Ställe ausmisten, Kleider flicken, Gartengeräte reparieren oder auch einfach nur der Hausputz.
Manchmal spielte die Mondphase auch eine Rolle. Sogar im islamischen und hinduistischen Glauben gab/gibt es Tage, um sich gegen den Bösen Blick zu schützen. Es ist ein sehr altes Ahnenwissen, das auch heute noch in unseren Köpfen steht, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt. Wenn man daran denkt, wie wir unseren Hochzeitstag wählen oder wenn wir an Freitag, den 13. denken.
Magie und Medizin: So manche großen Ärzte und Magier fertigten ihre Medizin oder auch ihre Amulette nach diesen Tagen an. Wobei man gesehen hat, dass dieses Wissen eher bei der damaligen höheren Schicht vertreten war und nicht bei den Bauern.
Eine Auflistung der Glücks- und Unglückstage sieht folgendermaßen aus:
Die Tage des Gelingens (Glückstage)
- Januar: 1., 3., 10., 27., 31.
- Februar: 7., 8., 18.
- März: 5., 9., 12., 25.
- April: 5., 17.
- Mai: 1., 2., 4., 9., 14.
- Juni: 3., 5., 7., 9., 12., 25.
- Juli: 2., 6., 10., 23., 30.
- August: 5., 7., 10., 14., 20.
- September: 6., 10., 18., 30.
- Oktober: 15., 16., 25., 31.
- November: 10., 20., 29.
- Dezember: 10., 20.
Die verworfenen Tage (Unglückstage)
- Januar: 13., 23.
- Februar: 2., 10., 17., 22.
- März: 13., 19., 23., 28.
- April: 18., 20., 21., 30.
- Mai: 10., 17., 20.
- Juni: 4., 20.
- Juli: 5., 13., 27., 31.
- August: 2., 13., 27., 31.
- September: 13., 16., 19., 26.
- Oktober: 3., 9., 27.
- November: 6., 23.
- Dezember: 15., 26., 31.
Fazit: Der Glaube, der uns begleitet
Ich finde dieses Thema sehr spannend, um auch zu sehen, wie die Menschen versucht haben, sich das Glück förmlich heranzuziehen.
Viele von uns werden nach dem Lesen des Artikels sagen oder denken: „Was für ein Aberglaube!“ Bevor man so was denkt oder ausspricht, sollte daran gedacht werden, dass der Aberglaube noch heute vielfach in unseren Köpfen sitzt und uns tagtäglich begleitet – wenn ich mir nur die unzähligen Autofahrer anschaue, die irgendwas an ihrem Rückspiegel baumeln haben. Der Aberglaube steckt in uns allen, auch in der Wissenschaft, denn irgendwann kommt einer und beweist das Gegenteil. Wer sich über die verschiedenen Richtlinien des Aberglaubens einlesen möchte, dem kann ich folgenden Artikel von mir empfehlen: Was ist Aberglaube? Andersdenken, Orakel & die Vorzeichen

