Mit diesem Artikel möchte ich euch den Aberglauben und seine Bedeutung aufschreiben. Ich lese oftmals den empörten Aufschrei mancher User in Facebook-Gruppen, warum man denn das Wort Aberglauben nimmt. Dieses Wort hat leider in unserer Zeit einen schlechten Beigeschmack. Wobei das Wort Aberglauben nur von Andersdenken, Andersglauben oder Furcht vor den Göttern kommt. Es hat also nichts Negatives an sich. Bloss die Menschen heutiger Zeit leben in einer Welt, wo dieser Bereich keine Wertschätzung mehr hat.
Alles was man sich heutzutage nicht erklären kann oder was die Wissenschaft und die Forschung nicht beweisen kann, wird als Humbug und Hokuspokus bezeichnet und geht in die Schiene der Esoterik und Verschwörung. Der Begriff Aberglaube, als eine verwerfliche und sinnlose Anschauung kam erst in einer Zeit, wo man sich über den Aberglauben zu erheben begann.
Das Wort Aberglauben und seine Bedeutung kam im 15. Jahrhundert auf. Vor dieser Zeit verwendete man das Wort “ Superstition“. Seit dem 19. Jahrhundert wechselte es in den Volksglauben. Es sind die Anschauungen und Empfindungen des Volkes, die doch weit über das Ziel hinausschiessen, als was mit dem Aberglauben überhaupt gemeint ist.
Denn Aberglauben ist der Glaube an die Wirkung und Wahrnehmung naturgesetzlich, unerklärbarer Kräfte.
Die „Hexen“ werden heute als Erzeugnisse des Aberglaubens bezeichnet; früher wurde ihre Zauberansicht allgemein geglaubt. Wenn man zum Beispiel auch den Glauben von dem Gebrauch der Segenssprüche nimmt, der auch ein reiner Aberglaube ist.
Neben dem Aberglauben gibt es noch den Zauberglauben
1. Vorzeichen, Anzeichen, Omen, Orakel (ohne zutun des Menschens)
Zum Beispiel setzt sich eine Elster auf das Haus, so gibt es Streit im Haus oder bricht einem heiratsfähigen Mädchen die Nadel beim Nähen eines Kleides, so näht es an ihrem Hochzeitskleid.
2. Vorzeichen, Anzeichen, Omen, Orakel (durch menschliche Handlung)
Zum Beispiel; holt man sich Nachts um zwölf Uhr aus dem Totenhaus einen Totenknochen und blickt hindurch, so sieht man, wie die Truden auf den Friedhof kommen oder um zu wissen ob ein Kranker stirbt, so nimmt man ein Stück Brot und schmiert es ihm über die Stirn und gibt es dann einem Hund zu fressen, frisst er es, so bleibt der Kranke am Leben, ansonsten stirbt er.
3. Abwehr oder Antun von Unheil
Zum Beispiel Brotrinde schützt vor dem Bösen Blick oder heilt Krankheiten, wenn man sie mit einem Gegenstand bestreicht und diesen in einem Baum verpackt.
4. Herbeiführen von Heil
Zum Besipiel ein Leichenzahn in ein kleines Säcklein genäht, erleichtert das Zahnen oder ein Wiederhopfauge bei sich getragen, macht man sich bei den Leuten beliebt.
5. Antun von Unheil
Zum Beispiel man nehme etwas Brot und trage es unter den Achselhöhlen bis es vom Schweiss durchtränkt ist und mische es dann unter die Speisen des Angebeteten oder man lässt keine Kinderwäsche über Nacht draussen, weil dann die Truden was Böses hineinzaubern.
6. Verhindern von Heil
Zum Beispiel ein Stück Haselholz unter die Türschwelle gelegt, verhindert den Truden das Betreten des Hauses.
7. Absoluter Aberglauben
Zum Beispiel eine Frau nach ihrer Geburt ist erst dann wieder rein, wenn sie das erste Mal wieder in die Kirche geht oder der Mittwoch ist ein Unglückstag, weil er kein Tag ist.
Eine direkte Grenze zwischen diesen Gruppen zu ziehen ist nicht möglich. Es kommen noch unzählige andere Bereiche hinzu, wie die Astrologie, Chiromantie, Nekromantie, Geomantie, aber auch die Alchemie, die Kabbala und der Okkultismus sowie der Spiritismus. In den Bereich des Aberglaubens kommen aber noch unzählige Hexen, Zwergen- und Drachensagen und Legenden. Zum Beispiel die Geschichten um die umherirrenden Toten, die man leicht in den Schubladenbereich des absoluten Aberglaubens hineintun kann.
Was zählt noch zum Aberglauben?
Bei den Vorschriften wie man Heilkräuter erntet oder verwendet gibt es unzähligen Aberglauben. Dazu gehören auch die Segnungsformeln. Dazu kommen dann noch die Bauern-, Kalender- und Wetterregeln und Sprüche.
Es gibt auch unzählige Orte und Symbole im Aberglauben, die sehr mächtig sind. Da sind zum Beispiel Kreuze, Hostie, Handlungen, Gräber, Kreuzwege, Weihnachten, Dämonen, Geister, tote Seelen, Nacktheit, bucklige Menschen, ungetauft zusein oder dämonische Fähigkeiten besitzen, wie den Bösen Blick.
Dann kommen noch die Steine hinzu, zum Beispiel die Lochsteine, ferner Hühnergötter genannt. Desweiteren ist die Feuerstelle im Haus sehr mächtig, genauso die Dachtraufe oder die Türschwelle. Und nicht zu vergessen die Zahlen 3, 7 und 9! Diese Zahlen haben die grössten magischen Kräfte im Aberglauben. Von den Farben ist es die Farbe Rot, die am bedeutsamsten ist.
Dabei gibt es Handlungen, die als sehr wichtig eingestuft werden, wie zum Beispiel das Hauchen und Blasen oder das Spucken. Bei den Bewegungen sind es das Umkreisen, das Abstreifen oder der Rückwärtsgang. Der Aberglaube des Analogiegedanken besteht darin, dass man zum Beispiel ein gebrochenes Bein zusammen mit einem Tischbein verbindet oder man knotet soviele Knoten in eine Schnur wie man Warzen hat und hängt sie über das Feuer.
Weit im Vordergrund des Aberglaubens steht aber das Positive wie Gelingen, Glück, Fruchtbarkeit, materielles Glück, Ansehen, Liebe usw. Der abergläubische Mensch sieht in dem Aberglauben etwas Berechtigtes und glaubt an seine Wirkung. Der Aberglaube geht in die Urzeiten der Menschheit zurück, wo Eindrucksvolles und Seltenes sich ereignete oder wo mit einer menschlichen Handlung, eine auffallende Erscheinung kam. Ein vierblättriges Kleeblatt zu finden bedeutete Glück, weil es so selten war.
Warum gibt es soviel Aberglauben?
Um sich ein bisschen in die Menschen von damals hineinzuversetzen muss man beachten, dass es früher keinen Strom gab und der Tag mit dem Untergang der Sonne endete. Wenn die Menschen nicht gerade in einer Stadt lebten, dann lebten sie weit auseinander mitten auf dem Land. Als Baumaterialien hatten sie meistens nur Holz und wenn sie abends bei einer Kerze (wenn sie sich das überhaupt leisten konnten) in einem Holzhaus sassen, weiss wie unheimlich es sein kann, wenn man das Holz „arbeiten“ hört oder kleine Mäusefüsse anfangen herum zu trapsen.
Ich hoffe ich konnte euch den Aberglauben ein bisschen näher bringen und das man das Unerklärliche nicht einfach als Spinnkram oder Hokuspokus abhandeln sollte. Und bevor die Frage kommen sollte: Ja….ich habe einen sehr starken Aberglauben und fast mein ganzes Handeln, Tun und Denken ist danach aufgebaut.
Ich habe noch einen Nachtrag, den ich euch gerne aufschreiben möchte
Ich habe mal für vier Jahre auf Mallorca gelebt und in dieser Zeit hatte ich mit meinem damaligen Lebensabschnittspartner eines Tages eine Zirpe/Grille im Haus. Sie versteckte sich in einem Loch unter der untersten Steinstufentreppe. Sie zirpte nur nachts. Wenn jemand schon mal ganz dicht an einer Zirpe war, weiss wie ohrenbetäubend ihre Musik sein kann. Und noch dazu kam, dass sich diese Steintreppe in einem Eingangsbereich von gut 50-70 qm befand mit vier Meter hohen Decken. Das Zirpen gab dieser Raum nochmal soviel wieder. Wir bekamen schon seit ein paar Nächten kein Auge mehr zu. Aber sie aus dem Loch zu locken war auch nicht dran zu denken. Eines Abends sassen wir gemütlich beisammen und schmiedeten unsere nächsten Pläne und da machte mich mein damaliger Lebensabschnittspartner aufmerksam und nickte zu der Truhe. Da kroch diese kleine nervtötende Zirpe. Ich nahm sie gleich und brachte sie raus in den Patio (Innenhof). Die Tage vergingen und ich bekam eine Zeitschrift in die Hand, wo drin stand, dass man in Indien nie eine Zirpe aus dem Haus schmeissen sollte, weil sie Reichtum und Glück hineinbringt. Ich sass völlig fassungslos am Tisch und schlürfte meinen Kaffee. Das Ende vom Lied war, kurze Zeit später trennten wir uns!!!
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