Die Kerzenuhr: Zeitmessung im Mittelalter & Bauanleitung

 

Vom Fluss der Zeit: Kerzenuhren in Antike und Kloster

Kerzenuhren gehören zusammen mit den Sonnenuhren zu den ältesten Zeitmessgeräten der Menschheit. Uhren aus Kerzen werden manchmal auch Stundenuhren genannt. Sie wurden schon in der Antike verwendet.

Der bekannteste Verwender war Alfred von England. Sein ganzer Tagesablauf hing von diesen Kerzenuhren ab. Meistens wurden sie aber in Klöstern verwendet, um die Stunde zu wissen, da der Tagesablauf sehr geordnet war. Aber ich denke, auch gut betuchte Bürger verwendeten sie.

Das Prinzip des Klanges: Es wurden Nägel oder Metallstifte in errechneten Abständen in eine Kerze gedreht, die dann klirrend auf ein Metallschüsselchen fielen, wenn die Kerze bis zu dem Punkt der Stunde heruntergebrannt war. Durch das Klirren des Nagels war die geschlagene Stunde zu hören. Man muss dabei beachten, dass diese Kerzenuhren immer nur die vergangenen Stunden hören lassen.

Das Handwerk der Zeit: Eine Kerzenuhr selber machen

Was ihr dazu benötigt, ist ein Zeitmesser, den ihr euch selber herstellen müsst, weil jede Kerze schneller oder langsamer abbrennt. Also am besten immer für eure Kerzenuhr die gleichen Kerzen verwenden.

Die besten und ursprünglichen Kerzen sind natürlich aus Bienenwachs. Erstmal, weil es authentischer ist, und weil Kerzen aus Bienenwachs härter sind und dadurch die Metallnägel sich besser stecken lassen und auch besser zur „geschlagenen“ Stunde aufs Tellerchen fallen.

Schritt 1: Den Maßstab erstellen

Fangen wir mit der Herstellung des Zeitmessers an.

  1. Vorbereitung: Dazu benötigt ihr ein kleines Holzbrett, in das ihr von unten zwei Nägel hindurchschlagt. Auf die Nägel setzt ihr die gleichen Kerzen.
  2. Das Brennen: Die eine Kerze zündet ihr an, am besten zur vollen Stunde, und wartet bis zur nächsten vollen Stunde, wie weit sie abgebrannt ist. Am besten ohne Luftzug, weil er die Brenndauer der Kerzen verändern kann.
  3. Das Maß: Nun pustet ihr sie aus und nehmt ein Lineal. Haltet es an beide Kerzen und markiert an der nicht angebrannten Kerze die Höhe der angebrannten Kerze. So habt ihr jetzt das Maß für eine volle Stunde.

Tipp: Bei der Kerzen-Auswahl solltet ihr die dünnsten Kerzen nehmen, die ihr bekommt, weil sie gleichmäßiger abbrennen.

Schritt 2: Die Uhr stellen und hören

So habt ihr jetzt den jeweiligen Abstand der vollen Stunde und könnt nun die Nägel nehmen und sie jeweils an der Stundenmarkierung hineinbohren.

Vorsicht: Aber bitte nicht zu fest, weil sich sonst vielleicht die Kerze spalten könnte.

Der Aufbau: Diese Kerze setzt ihr am besten auf einen Kerzenständer, der auf einem Teller (am besten aus Metall) steht, damit ihr es hört, wenn die Kerze heruntergebrannt ist und der Nagel an der heruntergebrannten Stelle sich herauslöst und auf den Teller fällt.

Ihr könnt eure Kerzenuhr nach Minuten, Stunden oder auch halbstündlich verwenden. Anstatt Nägel können auch Striche auf die Kerze gezeichnet werden, aber dann ertönt kein Klang mehr zur vergangenen Stunde. Und so sollte es dann aussehen:

Eine Kerzenuhr selbermachen
Kerzenuhr | ©CG

Kennt ihr die Birkenkerzen? Es waren die Heidenkerzen unserer Vorfahren. Wie es geht, erkläre ich euch in diesem Artikel: Altes Wissen: Die Heidenkerzen