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Die Disteln im Volksglauben | Altes Wissen

    Disteln im Volksglauben

    Für die Menschen von damals waren alle Wildpflanzen Disteln, die kratzig waren. Dazu gehörte auch die Karde, die nicht zu den Disteln gehört. Die Distel gehörte zu den zahlreichen Pflanzen, welche das Haus und auch seine Bewohner vor Behexung schützen. Im ehemaligen Schlesien und Franken hängte man eine sogenannte Unruh an die Zimmerdecke; einen Distelkopf an einem Faden. Die stete Bewegung sollte die Hexen vertreiben. Stand die Unruh still, so sollte dies zeigen, dass eine Hexe anwesend war. Vom Weichselzopf, den man ursprünglich auch Wichtelzopf nannte, hiess es, er solle durch Kletten- oder Distelsamen erzeugt worden sein. So glaubte man im ehemaligen Ostpreussen.

    Auf Feldern wurden ganze Inseln von Disteln stehen gelassen, damit keine Missernte erfolgte. Gewisse Neiddisteln wuchsen bevorzugt an Kreuzwegen. Sie nahm man büschelweise mit nachhause, um sie im Stall aufzuhängen. Sie glaubten, dass so keine Hexe im Stall ihr Unwesen treiben konnte. Disteln standen auch im Verdacht durch ihren Willen die krankheitserzeugenden sogenannten Würmer in Tieren festzuhalten. So zeigt ein böhmischer Volksglaube bei Verwurmung von Tieren, dass man auf dem Feld eine Distel zu suchen hatte und einen Stein und Ackerkrume auf sie legen sollte und folgenden Spruch aufzusagen:

     

    Distelchen, Distelchen,
    ich lass nicht eher dein Köpfchen los ,
    so lang du nicht frei lässt die Würmer der Kuh.

     

    Die Ackerkratzdistel blieb auf Feldern stehen, um das keine Missernte erfolgte
    Die Ackerkratzdistel blieb auf Feldern stehen, um das keine Missernte erfolgte | ©CG

     

    Man legte auch auf jede Fensterbank eine grosse Distel und auf diese einen Stein. Dann konnte der Kobold während des Dreschens das Korn nicht fortschleppen. Der kornstehlende Kobold wird hier deutlich in die Distel gebannt. Man glaubte selige Menschengeister und auch die Seelen Verdammter nahmen nach dem Tod einen Pflanzenleib an. Zu diesen Pflanzen des Volksglauben zählte auch die Distel. Eine mecklenburger Volkssage besagt folgendes:

    In einem Laubwald zwischen Altstrelitz und Neubrandenburg, an einer Stelle, wo einst ein Meuchelmord begangen wurde, stieg täglich mit dem Glockenschlag der Mittagsstunde eine distelähnliche Pflanze aus dem Boden, deren Stamm zwei mit Stacheln besetzte Arme mit ineinander gerungenen Händen bildete und unten am Stiel zwei mit Stacheln oder Dornen besetzte Menschenköpfe. Sobald es zwölf zu Ende geschlagen hatte, war das Gewächs spurlos verschwunden. Einem Pastor, welcher mit seinem Stock darüber fuhr, verkohlte der Stock und erlahmte sein Arm.

    Der Mannstreu eine Distel, mit der schon im Altertum mancherlei Aberglauben verbunden war, und mit der bekannten blau schimmernden Stranddistel nahe verwandt. Sie verästelt sich über dem Boden und bildet einen grossen Ballen. In Nieder- und Oberösterreich hing sie in den Bauernstuben und auch über den Wiegen der Kinder, als Schutz gegen Hexen. Ganze Büschel von Disteln hingen an langen Schnüren von den Zimmerdecken.

     

    Eine Unruh aus einer Distel
    Eine Unruh aus einer Distel |©Maria Andree-Esyn

     

    Auch im ehemaligen Schlesien hing man eine Unruh an die Stubendecke, dessen stete Bewegung die Hexen vertreibe. 1865 in dem Fischerdorf Gothmann bei Boizenburg in Mecklenburg hingen in den Fischerhütten kleine Exemplare von Disteln. Sie trugen als Zierat, oder um die Bewegung deutlicher erkennen zu lassen, an den Blattspitzen rote Beeren. Wenn sie sich alle drehten, kommt ein Todesfall in der Familie. In diesem Brauch erkennen wir Schutzmittel, wenn auch in protestantischen Ländern der Glaube daran schon sehr früh verschwand, während er sich in katholischen Regionen noch lange erhalten hatte.


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