Schlehdorn: Magisches Brauchtum, Hexenbann & alte Rezepte

 

Der dornige Wächter: Name und Herkunft

Schlehenkerne wurden schon bei Ausgrabungen von Pfahlbauten gefunden und auch in der Antike und im Mittelalter hatten die Schlehenblüten in der Kräuterkunde einen großen Stellenwert. Sein botanischer Name lautet: Prunus spinosa.

Spinosa deutet auf die Zweige hin und steht für dornig oder auch bedornt. Das Wort „Schlehe“ soll germanischer Herkunft sein und einfach nur „Blau“ heißen.

Magie & Brauchtum: Schutz vor Geistern und Hexen

Die alten Germanen umpflanzten ihre Höfe mit Dornensträuchern, um Schutz vor wilden Tieren und Geistern zu erhalten; dazu gehörte auch der Schlehdorn. Wobei eine Legende besagt, dass der Schwarzdorn etwas gegen den Weißdorn hat. Alte Schriftsteller betitelten den Schlehdorn auch als einen echten germanischen Strauch. Aber auch die Kelten nahmen das Schlehdornholz für ihre Oghamstäbchen.

Oghamstäbchen ihre Bedeutung zum Selbermachen
Oghamstäbchen| ©CG

Ein Schlehdornzweig wehrte Hexen ab, indem man ihn an der Haustür befestigte oder auch an der Stalltür, wenn bemerkt wurde, dass etwas mit den Tieren dort nicht stimmt. Es sollte in der Walpurgisnacht vollzogen werden, denn dann soll die Schlehe die stärkste hexenabwehrende, schützende Eigenschaft besitzen.

Um sich selber vor Hexen und böswilligen Menschen zu schützen, wurden kleine Schlehenzweiglein in die Kleidung eingenäht. Kleine Schlehdornzweige schützten auch vor Holzsplittern und eventuellem Eiter.

Früher war der Hexenglauben weit verbreitet. Einen Hexenbann mit dem Schlehdorn möchte ich euch hier aufschreiben:

„Neun Jahre sollst du bleiben wo du bist und dann verfaule! Neun Jahre sollst du dursten, neun Jahre sollst du hungern, neun Jahre sollst du nicht schlafen, neun Jahre nicht die Liebe genießen, wenn du böses Weib in unsere Nähe kommst!“

Diese Worte wurden auf Papier geschrieben und dieses Papier um einen dornigen Schlehenzweig gebunden, um ihn unter die Haustürschwelle der angeblichen Hexe zu vergraben.

Aus Schlesien im Jahre 1631 ist schriftlich festgelegt, dass damals Gespenster und Hexen in Mengen sich dort herumtrieben und die dort lebenden Menschen verunsicherten. Daher beschloss man, so manche Leiche wieder auszugraben und ihnen einen Schlehdorn durchs Herz zu stoßen.

Schlehen | ©CG

Der Schlehdorn als Orakel: Bauernregeln & Aberglaube

  • Je eher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Bauer zur Ernte zieht!
  • Wenn der Schlehdorn blüht am Hag, so wird es Frühling auf einen Schlag.
  • Um Heu und Korn wird schlimmer es stehen, Je später wir Blüten am Schlehdorn sehen.
  • Wenn es viele Schlehen gibt, dann gibt es einen strengen Winter.

Im phänologischen Kalender ist er eine Zeigerpflanze für den Frühling und Spätherbst. Der Schlehdorn wird seit jeher als Zeigerpflanze auch für die Aussaat genommen. Diese Pflanze spielte im bäuerlichen Aberglauben eine große Rolle, sozusagen als Ernteorakel.

Wobei man nicht bei zunehmendem Mond Schlehen pflücken sollte, weil sie dadurch, nach einem alten Glauben, an Heilkraft verlieren.

Schlehdorn als Räucherwerk: Bannung in den Rauhnächten

Nach altem Glauben wird in den Rauhnächten vermehrt mit dornigen Schlehenzweigen und dem Holz geräuchert, um Schutz vor der Haustrude zu bekommen. Dafür nahm man die Räucherpfanne. Seine Sammelzeit in der Räucherkunde ist zum Schnitterfest.

Seine Eigenschaften reichen von:

  • schützend
  • fluchbrechend
  • hexenabwehrend
  • bis heilend
Schlehdorn im phänologischen Kalender
Schlehenfrüchte | ©CG

Das Sammeln der Gaben: Blüten & Früchte

Volkstümliche Namen

  • Schwarzdorn
  • Dornstrauch
  • Schlehdorn
  • Dornschlehe

Die Blüten

Blüten werden im Frühjahr gesammelt, immer bei trockenem Wetter. Die getrockneten Schlehenblüten nehmen eine leicht beige Farbe an. Sie sollten bei der Trocknung niemals gewendet werden. Wenn sie zu braun werden, dann werden sie aussortiert. Der liebliche Geruch verflüchtigt sich leider bei der Trocknung. Schlehenblüten werden in Holzschächtelchen aufbewahrt.

Die Früchte

Die Früchte werden nach den ersten Nachtfrösten gesammelt, weil sie dann nicht mehr so herb und zusammenziehend schmecken. Die Methode, die Schlehen in den Gefrierschrank zu stecken, um so ihren Eigengeschmack zu verringern, funktioniert meines Wissens nicht, weil die Stoffe in der Natur sich in die Äste zurückziehen, was ja im Gefrierschrank nicht passiert.

Schlehenfrüchte können auch getrocknet werden, beispielsweise im Dörrautomat, Backofen oder Holzofen.

Magische Sammelzeit

Die magische Sammelzeit ist in der Herbstzeit herum. Wenn der Schlehdorn alle Blätter verloren hat.

Alte Rezepte: Von Tinte bis Eifeloliven

Getrocknete Schlehenblätter sind ein guter Tabakersatz. Aus Schlehen kann auch Tinte hergestellt werden. Ein Rezept aus dem 12. Jahrhundert beschreibt, wie aus der Rinde von Schlehenzweigen durch Kochen, Einreduzieren und Versetzen mit Wein eine feste Tinte gewonnen wird, die nach Bedarf in Wein oder Wasser gelöst werden kann.

Tinte aus Schlehenzweigen

Im Frühling werden Schlehenzweige geschnitten, getrocknet, um dann anschließend die Rinde abzumachen. Dann wird die Rinde in Wasser quellen gelassen. Wenn das Wasser eine rotbraune Farbe angenommen hat (ca. 3-5 Tage), wird die Flüssigkeit abgegossen und aufgefangen und aufgekocht.

Dann wird die Rinde wieder dem heißen Wasser hinzugefügt. Ihr solltet diesen Vorgang so lange machen, bis die Rinde regelrecht ausgelaugt ist. Dann kann sie aus dem Wasser entfernt werden. Nun wird dieser Sud langsam eingekocht und mit Wein versetzt.

Dann wird diese Masse in Pergamentsäckchen gegossen und in die Sonne gehängt. Dadurch erhält man eine sehr harte Masse, von der man nach Bedarf etwas abbricht und in sehr wenig Wein oder Wasser auflöst.

Rezept für Eifeloliven

Zur Stärkung der Abwehrkräfte im Winter wurden früher reichlich Schlehdornprodukte wie Tee oder Schlehenwasser verwendet oder auch die Eifeloliven. Schlehenfrüchte können als Ersatz für Oliven verwendet werden. Sie heißen auch Schlehenoliven und werden nach alter Tradition hergestellt.

Zutaten:

  • 500 g Schlehen
  • 500 ml Wasser
  • 1/2 Bund Thymian
  • 1 Lorbeerblatt
  • 10 Nelken
  • 100 g Meersalz

Wasser mit Kräutern, Nelken und Salz aufkochen, bis sich das Salz löst. Die Schlehen in einem Gefäß mit dem heißen Sud übergießen und 2–3 Monate ziehen lassen.

Rezept für Schlehenblüten-Tee

  • 1 Esslöffel Schlehenblüten
  • 250 ml nicht kochendes Wasser

Wasser über die Blüten gießen, 5–7 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Dieser Tee wurde früher oft kalt im Rahmen einer Frühjahrskur getrunken.

Schlehenwasser

Schlehenwasser wurde früher gerade von der armen Bevölkerung viel getrunken. Es war sozusagen ein Lebenselixier. Dafür benötigt ihr Schlehen, die ihr dreimal mit kochendem Wasser übergießt und für einen Tag durchziehen lasst. Es kann auch als Gurgelwasser verwendet werden.

Wichtiger Hinweis

Bitte beachtet, dass diese Rezepte in der Kräuterkunde den Gang zu einem Arzt oder Apotheker NICHT ersetzen. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!

Schlehensirup als Stärkungsmittel
Schlehen | ©CG

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