Der Waldmeister: Brauchtum & Räucherwerk

Waldmeister

 

Herzensfreund und Maikraut: Der Waldmeister

Eine kleine Wildpflanze, die in dunklen Wäldern wächst und die Menschheit schon immer fasziniert hat. Der Waldmeister heißt Galium odoratum. Galium heißt Labkraut, denn der Waldmeister gehört zu den Labkräutern. Odoratum heißt übersetzt wohlduftend.

Schon die alten Germanen sollen den Waldmeister reichlich verwendet haben.

Volkstümliche Namen: Leberkraut, Herzensfreund, Maikraut, Waldmännlein, wohlriechendes Labkraut.

Herkunft des Namens: Waldmeister soll sich von „Wal“ (vgl. Walstatt, Walhalla) und „Maier“ (Mai) ableiten. Sein Name leitet sich also von Walmaier ab. Diese Göttinnen, welche unsere heidnischen Urahnen „Walen“ nannten und göttlich verehrten, sollen in dem ersten christlichen Jahrhundert in die Gottesmutter Maria übergegangen sein.

Waldmeister im Brauchtum: Schutz und das „Waldmütterlein“

  • Abwehr: Im Spätmittelalter gebrauchte man den Waldmeister zur Abwehr böser Geister. Nach dem Mittelalter war diese Pflanze ein hexenabwehrendes Kraut, das in der Zeit der Hexenverfolgungen zur Abwehr böser Geister diente. Darum gehörte er auch zu den Beschreikräutern.
  • Amulett: Getrocknet, bei sich getragen in einem Lederbeutel, wehrte er jeglichen Schaden von außen ab.
  • Die Schutzgöttin: Im alten Glauben ist der Waldmeister ein altes Waldmütterlein, die verirrte Kinder im Wald beschützt. Daran erkennt man, dass diese Pflanze zu den Schutzkräutern gehört.

Das Bettstroh-Kraut: Diese Waldpflanze war ein wichtiger Bestandteil bei der Zusammensetzung der „Bettstrohkräuter“. Diese Kräuter wurden in vorchristlichen Zeiten in die damaligen Matratzen aus Stroh gestopft, um die Gebärende und das Neugeborene vor allem Bösen zu schützen.

Waldmeister räuchern: Ruhe, Sieg und Heilung

Den Waldmeister zu räuchern ist leider in Vergessenheit geraten. Wer hektisch durch den Alltag geht, der kann sich abends bei einer Waldmeister-Räucherung eine tiefe Entspannung erhoffen. Es ist eine Räucherung für innere Einkehr und sehr große Ruhe. Einfach mal die Seele baumeln lassen, ist die Botschaft, die uns diese schöne Waldpflanze vermitteln möchte.

Alte Räucherkunde:

  • Geburt & Neugeborene: Im Mittelalter hat man mit Waldmeister geräuchert, um Frauen bei der Geburt zu unterstützen und das Neugeborene vor dem Bösen Blick zu schützen.
  • Krankenzimmer: Waldmeister wurde für eine Genesung in Krankenzimmern verräuchert und auch als Abwehr-Räucherung jeglicher Krankheit.
  • Für den Sieg: Auch vor wichtigen Besprechungen, wo es sehr ernst wird, sollte man sich vorab mit dieser Räucherpflanze abräuchern, denn seine Pflanzenseele half einem zum „Sieg“.

Mischungen:

  • Unheilabwehr: Ein stark unheilabwehrendes Räucherwerk bestand aus Waldmeister, Poleiminze und Johanniskraut.
  • Frischer Wind: Um mal den Kopf frei und frischen Wind ins Haus zu bekommen, könnt ihr ein Räucherwerk bestehend aus Thymian, Waldmeister und Wacholder verräuchern.

Magische Ernte & Trocknen

Die magische Sammelzeit ist in der Frühlings-Tagundnachtgleiche sowie an Walpurgis. Generell ist die Sammelzeit vor und während der Blüte.

Der Waldmeister muss angetrocknet werden (anwelken), damit er seinen berühmten Duft (durch das Cumarin) entfaltet. Frisch duftet er kaum.

Trocknen: Er wird in Schichten oder kopfüber als Strauß getrocknet. Das Kraut darf sich nicht braun verfärben (braune Teile entsorgen!).

Tipp: Ich lege den Waldmeister in einen kleinen Weidenkorb, decke ihn mit einem Geschirrhandtuch ab und stelle ihn auf einen warmen Backstein auf dem Holzofen.

(Hinweis: Der Waldmeister ist bekannt dafür, dass er Kopfschmerzen erzeugen kann, wenn man zu viel von ihm nimmt. Der Richtwert soll bei 0,1 Mikrogramm pro 1 Kilo Körpergewicht betragen. Durch das Trocknen soll die kopfschmerzerzeugende Eigenschaft verfliegen.)