Silvester & Neujahr: Schutz-Magie, Orakel & Rummelpott

 

Zwischen den Jahren: Der Wandel des Jahresanfangs

Bräuche zu Silvester und Neujahr werden heutzutage meistens nicht mehr abgehalten. Heute gehen wir aus oder treffen uns mit Freunden und Familie. Unsere Urahnen kannten in frühchristlicher Zeit noch keinen bestimmten Jahresanfang. Im alten Rom begann das neue Jahr erst am 1. März, weil dann dort die höchsten Beamten ihr Amt antraten. Im Jahre 153 v. Chr. geschah es zum ersten Mal am 1. Januar, und seitdem wurde dieser Tag der Jahresanfang.

Silvesterbräuche haben sich infolge mehrfacher Verschiebungen des kalendarischen Jahresanfangs, der ja mal in der Zeit um die Wintersonnenwende fiel, auf mehrere Tage verteilt. Es gab zum Beispiel noch einen dritten Silvestertag, und zwar das Hohe Neujahr am 6. Januar, denn dieser 6. Januar war einmal ein Jahresanfang. Unser heutiger Ausdruck „Zwischen den Jahren“ rührt noch von daher.

So fällt die letzte Rauhnacht auf den Jahresanfang der alten Germanen. An diesem letzten „Räuchertag“, wie man im damaligen Kärnten die letzte Rauhnacht nannte, wurden Heils- und Segenssymbole an die Haus- und Stalltüren geritzt oder gezeichnet. Auch das Kreuz, das wir nur noch aus dem Christentum kennen, gehörte schon dazu. Später überdeckte das Christentum die Segenssymbole mit den Anfangsbuchstaben C+M+B (Christus Mansionem Benedicat), was ungefähr heißt „Gott segne das Haus“, das dann sinnbildlich für das Heil und den Segen für das kommende Jahr stand.

Lärm und Sprünge: Den Segen herbeiholen

Der Jahreswechsel wurde oft mit einem Glückszauber verbunden. Um Mitternacht ertönte überall Kirchengeläut, und Bauern klopften auf Bretter, um das alte Jahr herauszudreschen und das neue Jahr einzudreschen. Die Lautstärke war bedeutend für die Fruchtbarkeit, der Felder für das kommende Jahr.

Der Sprung ins Neue: Man sprang auch beim zwölften Glockenschlag von einem Tisch oder einem Stuhl herunter. Wer es nicht tat, der verzichtete auf das Glück im neuen Jahr.

Die Neujahrskönigin: Mancherorts trug man eine hässliche Strohpuppe in einer Schneidelade durchs Dorf und versenkte sie in einem Dorfteich, sobald es 12 Uhr nachts schlug. Im Wechsel stieg ein schönes Dorfmädchen in die Schneidelade und wurde ins Dorf zurückgetragen. Sie verkörperte das neue Jahr. Die „Neujahrskönigin“ musste aber im selben Jahr heiraten, sonst starb sie, als alte Jungfer.

Licht und Scherben:

  • Das Licht: In den Wirtshäusern wurde das Licht vor Mitternacht heruntergedreht und mit dem Schlage 12 Uhr wieder angedreht.
  • Die Tür: Es wurden auch in der ersten halben Stunde im neuen Jahr alle Türen verschlossen, nur der Hintereingang blieb offen, weil durch diese Tür der Segen hineinkomme.
  • Das Glas: Alle Familienangehörigen tranken beim Silvesterläuten aus einem Glas und warfen es danach aus dem Fenster. Dadurch blieb das Unglück aus dem Haus.
  • Ein Omen: Die Gemeinde, die zuerst den Glockenschlag um 12 Uhr nachts verübte, die hatte den ersten Brandfall. Sie glaubten sogar, dass sich Steine in der Neujahrsnacht umdrehten.

Seelenfeste und Wodans Wilde Jagd

Es wurden auch Seelenfeste gefeiert. Man stellte für die Verstorbenen ihr Lieblingsessen auf den Tisch. Es wurde mancherorts auch Brot mit einem Messer auf den Tisch gelegt, um die Hausgeister ruhigzustellen. Der Ofen wurde sehr stark beheizt, damit die Toten sich wärmen konnten. Man stellte eine Bank hinzu und fand am Morgen ihre Spuren in der Asche.

Die Menschen von damals glaubten daran: Wenn am Silvesterabend jemand auf den Dachboden ging, erschien demjenigen, der zuletzt Verstorbene, aus dem Haus. Wenn niemand in dem Haus gestorben war, so kam der Teufel.

Die Neujahrsnacht war eine Geisterzeit, und Wodans wildes Heer brauste durch die Lüfte. Am Silvesterabend saßen die Hexen an einem Kreuzweg und lauerten darauf, jemandem einen Streich zu spielen.

Schutz vor dem Bösen: Es wurde in der Neujahrsnacht alles mit Kreuzen und Pentagrammen versehen, damit das Böse nirgends Zutritt bekam. Man scheute sich, das Haus zu verlassen. Zum Jahreswechsel wurde geschossen und mit Peitschen geknallt, um die Geister auszutreiben. Je größer der Lärm durch Schießen, Peitschenknallen, Geschrei und Geschepper war, umso fruchtbarer wurde das kommende Jahr. Man warf auch Töpfe und Flaschen gegen Türen und Fensterläden.

Orakel und Wünschelruten

Rief man beim Schlage 12 dreimal seinen eigenen Namen, so sah man sich selbst. Tat man das alleine, zum Beispiel auf einem Kirchhof, so kam was Schreckliches. Verzog man zu dieser Stunde sein Gesicht, so blieb es stehen.

Haus und Hof schützen:

  • Feuerschutz: Es wurden vom Vater vier Pfähle in alle Himmelsrichtungen ums Haus gesteckt, denn damit war das Haus vor Feuer geschützt.
  • Wünschelruten: Wünschelruten wurden auch in der Silvesternacht geschnitten.

Der Besen: In dieser Nacht wurde der Reisig für die Besen ins Haus geholt, um im kommenden Jahr vor Behexung geschützt zu sein. Bevorzugt Reisig der Birke. Mit diesen Besen wurde in allen vier Ecken der Stube gekehrt. Denn damit kehrte man das Unglück hinaus.

Lärm gegen den Winter: Das Rummelpottlaufen

Ich kenne noch den Rauhnachts– und Silvesterbrauch „Rummelpottlaufen“, den wir Kinder jeden Silvesterabend gemacht haben. Soweit ich weiß, gibt es diesen Brauch nur in Norddeutschland.

Wir Kinder wurden so stark geschminkt und verkleidet, dass man uns nicht mehr erkannte; ausgestattet mit einem Sack zogen wir von Haus zu Haus, sagten unseren Rummelpottspruch auf und bekamen dann von den Hausbesitzern Süßigkeiten, Obst und manchmal Geld.

Der Sinn dahinter: Der Sinn ist, den Winter zu vertreiben. Dieser Brauch gehört zu den Heischebräuchen, wohin auch der Samhainbrauch gehört.

Mein Plattdeutsch ist sehr schlecht, weil ich es leider nicht richtig gelernt habe. Deshalb weiß ich auch nicht, ob ich den Rummelpottspruch richtig geschrieben habe. Ich habe ihn aus dem Gedächtnis heraus aufgeschrieben. In meinem Umfeld als Kind haben noch sehr viele Plattdeutsch gesprochen, auch bei uns zu Hause, wenn mein Opa zu Besuch kam.

Unser damaliger Spruch war plattdeutsch und ging ungefähr so:

„Rummel rummel rögen,

giv mi Appelkoken,

lat mi nech so lang stohn,

denn ick mut noch wieder gohn!“

Ich habe noch alte Fotos aus meinem Kinderfotoalbum abfotografiert, wo ich mit meiner Schwester und Freunden zum Rummelpottlaufen ging. Ich bin die mit der lila Perücke. Auf dem zweiten Foto halte ich eine Rassel und meine Schwester eine Trommel in der Hand. Damit zogen wir lärmend durch den Silvesterabend.

Mein Vater kam immer mit und wartete auf uns Kinder an der nächsten Ecke, wenn wir von Haus zu Haus zogen und unseren Rummelpottspruch vor den geöffneten Haustüren aufsagten. Er machte sich sonst große Sorgen, dass uns eventuell am dunklen Abend was passiert. Es war eine schöne Zeit!

Orakel der Liebe und des Todes

In der Alten Überlieferung war diese Nacht voller Vorzeichen:

  • Der Zukünftige: Schüttelte ein junges Mädchen in der Silvesternacht ein Tischtuch auf einem Kreuzweg aus, so begegnete sie dem, der sie mal heiratet. Wenn das Mädchen in der Neujahrsnacht wäscht, so brachte der Zukünftige ihr die Seife.
  • Tod im Haus: Wenn jemand in der Neujahrsnacht im Hause starb, so starben gleich drei andere Menschen im kommenden Jahr. Ein Begräbnis in der Neujahrsnacht lässt 12 Ehepaare sterben.
  • Tiere: Wenn ein Tier in der Neujahrsnacht im Haus oder im Stall erfror, so starb ein Mensch im kommenden Jahr. Die Tiere konnten in der Neujahrsnacht reden, aber wer es hörte, der starb.
  • Sternschnuppen: Eine Sternschnuppe in der Neujahrsnacht brachte den Tod oder eine schwere Krankheit.
  • Heilung vom Friedhof: Es wurde in der Silvesternacht nackt auf den Friedhof gegangen, um das Moos von den alten Kreuzen zu kratzen, gegen Gicht und andere Krankheiten. Eine Muskatnuss, heimlich gekauft und das ganze Jahr in der Tasche getragen, verhinderte Stürze und Brüche.

Wer in der Neujahrsnacht geboren wurde, der konnte Geister und auch Vorzeichen für den Tod und die Geburt sehen. Er wird aber nicht alt werden.

Geldsegen und das erste Glück am Morgen

Hat man zu Neujahr Geld, so hatte man das ganze Jahr über Geld. Wer zu Neujahr viel Geld ausgab, der gab auch das kommende Jahr viel Geld aus. Verlieh man Geld zu Neujahr, so verlieh man sein Geld das kommende Jahr hindurch.

Das Aufstehen: Am Neujahrsmorgen musste früh aufgestanden werden, weil man dadurch das ganze Jahr nie verschläft. Wer spät aufstand, der tat es auch im neuen Jahr. Wer die Neujahrsnacht nicht schlief, der wird im kommenden Jahr nicht gut schlafen.

Unglück vermeiden:

  • Beulen: Wer am Neujahrstag seinen Kopf anschlägt und eine Beule bekam, der bekam Unglück für das ganze Jahr.
  • Diebe: Diebe mussten in der Neujahrsnacht stehlen, und wenn sie nicht erwischt wurden, so hatten sie Glück fürs kommende Jahr und wurden auch dann nie erwischt.
  • Arbeitsverbot: Es durfte auch keine Handarbeit am Neujahrstage ausgeübt werden. Genauso wenig durfte etwas aus dem Haus gegeben oder sogar verkauft werden, weil man sonst sein Glück mitgeben würde.
  • Wäsche: Wer in der Nacht die Wäsche draußen lässt, der bekommt einen Toten im Haus. Überhaupt sollte man keine Arbeiten vom alten Jahr ins neue Jahr übernehmen, sondern alles noch vorher erledigen.

Auch gab es in manchen Regionen Laternenumzüge am Neujahrsabend.

Die erste Begegnung: Die erste Begegnung am Neujahrstage war von großer Bedeutung. Ein junger Knabe brachte Glück und eine alte Frau Unglück. Wenn eine Frau zuerst das Gute neue Jahr wünschte, so war das kommende Jahr segensreich.

Stippabend und heilige Fülle: Das Festessen

Es wurde zu Silvester sehr gut und reichhaltig gegessen. Die Fülle der Speisen war ein gutes Omen. Am letzten Tag des Jahres mussten alle Tische voll mit Speisen und Getränken bereitstehen, denn das gab Fruchtbarkeit für das neue Jahr. Dieser Brauch war schon im alten Rom und in Alexandria bekannt. Die vollen Tische dienten den geisterhaften Wesen, die dafür sorgten, dass die Felder fruchtbar werden.

Es wurde auch Brot und Salz ins Tischtuch gerollt, um Nahrungsmangel fernzuhalten. Wer in dieser Nacht gut isst, der ist das ganze Jahr hindurch wohlauf.

Der Stippabend: In manchen Gegenden wurde es Stippabend genannt. Sämtliche Hausbewohner saßen auf Stühlen, um das Herdfeuer. Jeder bekam einen Teller mit Fettbrühe, Fleisch, Speck und Mettwurst auf den Schoß und musste sein Brot in die Brühe tunken und sich satt essen.

  • Wenn jemand zuerst vom Tisch aufstand, der stirbt im kommenden Jahr.
  • Wer zuletzt mit seinem Essen fertig war, der kam zu spät in den Himmel.

Speisen mit Kraft: Bestimmte Speisen hatten besondere Kräfte:

  • Weißkraut: Ließ das Geld nicht ausgehen.
  • Süßigkeiten: Machten das ganze Jahr über süß.
  • Lebkuchen: Es wurde auch Lebkuchen angebrannt und in Branntwein getunkt gegessen; es sollte vor Sodbrennen schützen.
  • Erbsensuppe: Am Neujahrstag schützt sie vor Fieber.
  • Fisch & Knödel: Knödel und Heringe schützten vor der Frau Holle, die sonst die Bäuche aufschnitt (christlich).
  • Hagebutte: Eine Hagebutte wurde roh gegessen, ohne ein Wort zu reden. So blieb man im neuen Jahr gesund.

Nach Mitternacht musste heftig getrunken werden, Bier und Wein, so blieb man im kommenden Jahr gesund.

Minnetrunk zu Silvester

Der Minnetrunk der Germanen: Abschied und Neubeginn

So feierten auch schon die alten Römer den Jahreswechsel. Von den Speisen musste was fürs neue Jahr aufbewahrt werden. So hatte man auch im neuen Jahr immer genug zu essen. Es wurden zum Silvesterabend Hirse oder Linsenbrei gegen den Geldmangel gegessen.

Teufelsminne und Johanniwein: Von den Germanen kannte man auch das „Minne trinken“. Der Minnetrunk; ein Abschieds- und Freundschaftstrunk. Es war der Honigwein (Met), den dann das Christentum in die „Teufelsminne“ umbenannte und seinen Johanniwein unter die Menschen brachte.

Rezept: Feuerzangenbowle für die lange Nacht

Die Feuerzangenbowle ist eins meiner Lieblings-Heißgetränke mit Alkohol. Ich möchte euch hier mein Rezept vorstellen, wie ich sie eigentlich jedes Jahr zubereite. Ihr könnt natürlich auch andere Zutaten nehmen, weil Feuerzangenbowlen regelrecht dazu einladen, neue Ideen auszuprobieren. Den Film „Die Feuerzangenbowle“ mit Heinz Rühmann kennen wir bestimmt alle noch.

Zutaten:

  • 2 Liter schwerer Rotwein
  • 1 Zuckerkegel (Zuckerhut)
  • 50 – 70 cl brauner Rum (am besten eignet sich der hochprozentige Stroh-Rum dazu)
  • 3 Orangen (Bio)
  • 2 Zitronen (Bio)

Gewürze: Zimtstangen, Nelken und wenn ihr mögt, das Mark von einer Vanilleschote.

Tipp: Achtet bitte darauf, dass ihr Bio-Zitrusfrüchte einkauft, weil die Schale dranbleibt. Ansonsten könnt ihr eure Zitrusfrüchte auch mit Natron waschen.

Zubereitung:

  1. Vorbereiten: Die Zitronen und Orangen in Scheibchen schneiden und in den Feuerzangenbowlentopf legen.
  2. Würzen: Dann fügt ihr den Wein hinzu und würzt es nach eurem Geschmack mit den Gewürzen Zimt, Nelken und eventuell Vanilleschotenmark. Es können natürlich auch andere Gewürze genommen werden, so wie es euch schmeckt.
  3. Erhitzen: Diese Mischung wird auf dem Herd leicht erhitzt, aber nicht kochen lassen!

Das Feuer: Nun stellt ihr die fertige Feuerzangenbowle auf ein Stövchen und hängt oben den Zuckerkegel auf der Feuerzange rüber. Der Zuckerkegel wird mit dem Rum vollständig durchgetränkt und angezündet. Dafür bitte einen Teelöffel verwenden, damit es nicht anfängt zu brennen. Nach einer Weile fängt der Zuckerkegel an zu schmelzen und gibt der Feuerzangenbowle ihre Süße.

Nun könnt ihr sie in eure Gläser oder Becher einschenken. Lasst es euch schmecken. Es ist eine einmalige Anschaffung und macht immer wieder Spaß, es hervorzuholen.

Glücksbrote und Tierfiguren: Backen für das Neue Jahr

Es wurde zu Silvester auch fleißig gebacken. Feines, weißes Brot wurde zu Kringeln oder zu einem Kranz gebacken. Tierfiguren waren auch häufig.

Diese Tierfiguren wurden unter einem Deckenbalken nahe am Herdfeuer aufbewahrt. Nach Ablauf des Jahres wurden sie verbrannt und durch neue Figuren ersetzt. Es wurde so viel gebacken, dass man bis zum 13. Januar kein Brot mehr kaufen oder backen musste. Es kam auch ein ganzes Schwarzbrot und ein ganzes Weißbrot auf den Tisch.

Der Zauber des Grußes: Mit Fröhlichkeit muss das neue Jahr begonnen werden. Glückwünsche waren nicht nur Höflichkeit, sondern ein wirksamer Zauber. Es wurden sogar die Tiere und die Obstbäume mit Glückwünschen überhäuft. Der Glückwunsch entspricht dem Geschenk als gutes Omen. Im alten Rom war es üblich, kleine Geschenke zu machen. Im Mittelalter tat man das nur unter Erwachsenen.

Orakel im Rauch und Zwiebelsaft: Der Blick in die Zukunft

Wahrsagen und Orakel waren in dieser Nacht sehr beliebt. So glaubte man, wenn man einen Kreis zwischen 11–12 Uhr nachts um sich zog, so konnte man sein Schicksal fürs kommende Jahr erfahren.

Auch durchs Gucken in den Schornstein erhielt man Auskunft. Man konnte auch in der Silvesternacht auf einen Kreuzweg gehen oder durch ein Schlüsselloch in eine Kirche schauen, um sein Schicksal zu erfahren.

  • Das Tassen-Orakel: Es wurde in jede Ecke eine Kaffeetasse gestellt, eine davon umgestülpt. Um 12 Uhr nachts musste man sie umdrehen; so sah man einen Ring, einen Kranz oder einen Sarg.
  • Blei, Wachs und Eiweiß: Bleigießen wurde teilweise mit Wachs oder mit rohen Eiern (Eiweiß) in heißem Wasser ersetzt. Dieser Brauch wurde mit einem „Erblöffel“ vollzogen, also mit einem Löffel, den man vererbt bekommen hat. Das Blei wurde durch einen Schlüssel in das Wasser gegossen.

Traum und Wetter:

  • Träume: Was man in der Silvesternacht träumt, das geht in Erfüllung.
  • Wetter: Wie das Wetter in der Neujahrsnacht war, so wurde auch das neue Jahr. Mit einer Zwiebel konnte die Regenmenge des kommenden Jahres bestimmt werden. War es in der Neujahrsnacht windig, so gibt es viel Obst. Wenn es schneite, gab es viele Bienenschwärme.

Der Zwiebelkalender: Dafür zerschnitt man eine Zwiebel in 12 Teile. Jedes Teil steht für einen Monat, auf den man etwas Salz streut. Wenn sich dann am nächsten Morgen auf einem Teil Zwiebelsaft gebildet hat, so wird es dann in dem Monat regnen, der diesem Zwiebelteil zugeordnet war.

Das Hühner-Orakel: Es gab auch ein Hühnerorakel, mit dem Thüringer Mädchen orakelt haben, ob sie im nächsten Jahr einen Mann bekommen. Sie gingen in der Neujahrsnacht in den Hühnerstall und sagten dafür diesen Spruch auf:

„Gackert der Hahn,

so krieg ich ’nen Mann,

Gackert die Henn,

so krieg ich noch kenn.“

Germanischer Weihrauch: Räuchern zu Silvester

Geräuchert wurde mit Wacholderzweigen und Waldweihrauch (Fichtenharz), das mit einer Räucherpfanne durch das Haus getragen wurde, um die Bewohner und Räume auszuräuchern.

Es ist die heidnische Vorlage für den Weihrauch des Christentums. Da man diese Räucherzeremonie damals in manchen Gegenden „Schöberbrüten“ nannte, wird vermutet, dass es sich um einen ehemaligen Fruchtbarkeitssegen handelt.