Farnmagie: Die Legende der Farnblüte, Johannishand & Farnöl

 

Die Bedeutung der Farne im Zauberglauben

Die Bedeutung der Farne im alten Zauberglauben ist sehr hoch. Ihre Lieblingsplätze sind schattige, feuchte und dunkle Wälder. Daher ranken sich um dieses Kraut so viel alter Glaube und Legenden. Seine volkstümlichen Namen bezeugen die geglaubte Pflanzenmagie unserer Altvorderen, wie Johannisblume, Irrkraut, Otternkraut und auch Walpurgiskraut. Farne standen immer für die Johannistage, das Gewitter und die Sonne.

Ich denke, die auffallende grüne Farbe und auch, dass diese Pflanze nie blüht, regte die Phantasie der damaligen Menschen an. Der alte Glaube des Zauberkrauts kam von seinen braunen Sporen; das soll der magische und „unsichtbarmachende Farnsamen“ sein. Das Farnkraut gehörte zu den wichtigen Zauberpflanzen, wie die Alraune.

Die eigentümliche Art und Weise des Wachstums der Farnkräuter ist von jeher die Bewunderung der Menschen gewesen. Sie haben weder Blüten noch Samen, wie die übrigen Pflanzen, und vermehren sich trotzdem. Da unseren Vorfahren die Kenntnis der Sporen und die Entstehung der Pflanze aus ihnen fremd war, fand der Zauberglaube hier leichtes Spiel und man brachte die Pflanze mit bösen Geistern und später im Christentum mit dem Teufel in Verbindung. Dem rätselhaften Samen schrieb man die wunderbarsten Kräfte zu.

Schutz vor Hexerei und Wetter: Außerordentlich zahlreich waren aber auch die geheimen Wundereigenschaften dieser Farne. Am bloßen Körper getragen, galten sie als ein unfehlbarer Schutz gegen alle Verfluchungen, gegen jegliche Hexerei und böse Geister. Das Haus bewahrten sie vor dem Blitz, die Felder vor dem Hagelschlag. Überhaupt waren sie dem Teufel gründlich verhasst. Er mied ihre Nähe und verrichtete seine finsteren Werke niemals dort, wo sie wuchsen. Fuhrleute im Gebirge hatten beim Herabfahren auf den steilen Wegen Farnbüschel vorne angebunden. Die Mauerraute galt in den Alpen als „Neidkraut“, sie war Bestandteil der täglich den Stalltieren gereichten „Maulgabe“, die gegen das „Verneiden“ schützte.

Die Irrwurz der Jäger: Die damaligen Jäger glaubten an die Irrwurz. Sie kam aus dem Jägerglauben. Wer auf einen Farn tritt, der irrt im Wald umher und wird vom Teufel gejagt. In Thüringen, Bayern, Oberpfalz, Steiermark, Tirol und Böhmen glaubte man, wer auf die Irrwurzel tritt, kann sich im Wald und in den Bergen nicht mehr zurechtfinden und muss oft tagelang umherirren, bis er einen Menschen trifft oder bis die nächste Sonne aufgeht, dann soll der Zauber verschwunden sein.

Sporen vom Wurmfarn
Der magische „Farnsamen“ (Sporen) | ©CG

Farnmagie: Von Hexenschuss, Johannishand und Raubsauriern

Früher stopfte man Säcke, auf denen man schlief, mit Farnkraut, gegen Rheuma und schmerzende Glieder. Heutzutage können wir kleinere Bettkissenbezüge mit Farnkraut füllen und auf die schmerzenden Glieder legen. Es kann auf ihnen auch geschlafen werden. Dafür werden dann größere Kissenbezüge genommen. Für diese Anwendungen wird der Wurmfarn verwendet.

Das Farn-Öl gegen den „Schuss der Hexe“

Muskelverspannungen, Wadenkrämpfe und auch der plötzliche, stechende Schmerz im Rücken – früher nannte man das den Hexenschuss – können mit Farn-Öl eingerieben werden. Unsere Vorfahren glaubten, dass dieses Öl die Kraft hat, den „Schuss“ wieder aus dem Körper zu ziehen und die Glieder nach harter Arbeit zu stärken.

Rezept: Wie bereitet man ein Farn-Öl zu?

  • Um sich selber ein Farn-Öl zuzubereiten, nimmt man eine Handvoll noch eingerollte Farnwedel und ein Öl eurer Wahl.

Schritt-für-Schritt-Anleitung:

  1. Vorbereiten: Die Farnwedel werden kleingeschnitten und in ein Glas gelegt.
  2. Einlegen: Es wird so viel Öl hinzugefügt, bis alles gut bedeckt ist. Es darf nichts aus dem Öl herausschauen.
  3. Verhindern von Schimmel: Wenn Farnteile nach oben kommen, kann man sie mit einem passenden sauberen Stein unter dem Öl halten. Das ist wichtig, weil sonst Schimmel entstehen kann.
  4. Ziehen lassen: Am besten euer Glas nicht verschließen, sondern eher nur ein Geschirrtuch oder anderes Leinentüchlein drüberlegen. Es sollte dunkel und kühl für drei Wochen durchziehen. Am besten alle zwei Tage nachschauen und ein wenig schütteln.
  5. Abfüllen: Nach der Ziehzeit wird alles abgefiltert und in eine Flasche abgefüllt. Farn-Öl sollte kühl gelagert werden.

Historisches Öl-Rezept (Anno 1863)

Ein Öl für allerlei Brüche und gegen Wadenkrämpfe. Dieses Rezept ist aus dem Jahre 1863. Daher ist es zum Nachmachen NICHT geeignet, aber historisch interessant:

die in Wäldern wachsen.

  • klein zerhackt
  • 5 oder 6 Tage dem Durchziehen überlassen

Danach filtern und durchgedrückt wieder in ein Glas an die Sonne gesetzt und wieder frische gehackte Schwertfarnwurzeln hinzugetan. Wenn man dieses Farnöl verwenden will, muss es im abnehmenden Mond geschehen. Morgens und abends warm hin und wieder auftragen und dann ein warmes Tuch daraufgelegt.

⚠️ Wichtiger Hinweis zur historischen Anwendung

Die hier vorgestellten Rezepte und Anwendungen sind historische Überlieferungen unserer Vorfahren und dienen der Dokumentation alter Kräuterkunde. Sie ersetzen keinen Arztbesuch oder Apotheker. Beachte bitte, dass auch Wildpflanzen Wechselwirkungen haben können (z.B. mit Medikamenten) oder allergische Reaktionen auslösen. Die Anwendung geschieht immer auf eigene Verantwortung.

Hinweis: Beim Sammeln von Farnen muss man aufpassen, dass man sie nicht verwechselt und sich einen giftigen Vertreter in den Korb holt. Zubereitungen mit Farnen dürfen nur äußerlich verwendet werden.

Alte Zeichnung Farn

Welche Farne spielten eine Rolle?

  • Engelsüß (Gewöhnlicher Tüpfelfarn): Eine Farnart heißt Engelsüß, weil sie nach dem Zauberglauben von den Engeln als Heilmittel gegen Schlaganfälle gegeben sein soll. Die Bezeichnung ,,süß“ bezieht sich auf den Geschmack der Wurzel. Dieser Farn bereitete einem wunderbare Träume.
  • Frauenhaarfarn: Er wurde für den Liebeszauber verwendet. Denn er soll verjüngen und ein langes Leben geben. Heiratslustige Mädchen liefen in der Sonnenwendnacht durch die Farne, damit der „magische Farnsamen“ in ihre Schuhe fiel. Zuhause leerten sie dann ihre Schuhe in Töpfe. Denn nur so erschien der Angebetete. Die Mädchen schützten sich auch vor Verzauberung, mit einem Pflanzenamulett, indem sie ihre Monatsblutung zusammen mit diesem Farn in ein Tüchlein einnähten und um den Hals trugen. Als Schuheinlage nahm man den Farn mit auf die Reise, damit keine Müdigkeit einem überkam.
Engelsüß
Tüpfelfarn, auch Engelsüß genannt | ©CG
  • Mauerraute: Ein kleiner Farn, der gerne an alten Mauern wächst. Er ist der Farn, der gegen das Verneiden der Stalltiere, im Zauberglauben, Verwendung fand. Dafür gab man den Kühen drei Blätter zum Essen, bevor sie das erste Mal auf die Weide kamen. Die Mauerraute galt als sehr hexenabwehrend.
  • Echter Wurmfarn: Wird als giftig eingestuft. Auch aus ihm wurde der Wünschelsamen und die Johannishand hervorgebracht. Die Ärzte in der Antike verwendeten ihn schon als Wurmmittel, wobei die Patienten oftmals erblindeten, wohl von einer Überdosierung. Äußerlich zu einem Öl gegen Rheuma und Krämpfe wurde es in damaligen Zeiten öfters verwendet.
  • Hirschzungenfarn: Diesen hübschen Farn kannten die alten Römer von den Kelten. Daher nannten sie ihn Herba celtica. Der Hirsch war den Alt-Kelten so manchen Göttern geweiht. Das Christentum übertrug dieses Tier Jesus Christus. Mönche bauten den Hirschzungenfarn in ihren Klostergärten an. Sie behandelten blutende Wunden mit diesem Farn.
Hirschzungenfarn
Der Hirschzungenfarn | ©CG
  • Braunstieliger Streifenfarn (Widerton): Wächst an alten feuchten Mauern. In früheren Zeiten war dieses Kraut ein berüchtigtes Mittel gegen Behexungen. In dieser Zeit führten die Apotheken ihn als ein heilsames Mittel bei Brustkrankheiten. Man nahm dafür die Wedel als Aufguss.
  • Königsfarn: Er ist die größte Farnart, die bei uns, an Farnen wächst. Aus ihm kann eine Rispe wachsen, was wohl unsere Vorfahren als Blüte ansahen, die man nur um Mitternacht sammeln kann. Auch dieser Farn wurde in der alten Kräuterkunde verwendet. Den Alt-Kelten war diese Pflanze heilig, weil sie öfters unter Eichen wächst. Er brach Mauern und hob Schätze im Zauberglauben.
  • Adlerfarn: Heißt so, weil der untere Teil der Wedel auf der Durchschnittsfläche eine dem Doppeladler ähnliche Figur, nämlich ein X, zeigt. Das Christentum verglich diese Schnittstelle mit den Buchstaben J. und C., wonach der Farn Jesus-Christus-Wurzel genannt wurde. Von diesem Farn kam der Zauberglaube der Johannishand, die aus seiner Wurzel geschnitzt wurde. Er gilt heute als giftig. Mit ihm wurden Bettdecken gefüllt. Bei den früheren Bauern war dieser Farn auf ihren Weiden nicht gerne gesehen. Er durfte nur an einem bestimmten Tag im christlichen Glauben herausgerissen werden, weil sonst Unglück drohte.
Der Adlerfarn
Der Adlerfarn | ©CG

Für was wurden diese magischen Farne noch verwendet?

Man durfte einen Farn nie mit ins Haus nehmen, weil er dann Streit und Gezanke heranzieht. Anderswo wurden die großen Farnwedel in Ställen ausgelegt, um die Tiere vor Verhexung zu schützten. Es wurde den Stalltieren auch unters Futter gemischt, um vor dem „Beneiden“ zu bewahren. Auch bei den Menschen sollte ein immer mitgetragenes Stück Farn, vor Verzauberung und Verhexung schützen.

Farne hatten so eine große Bedeutung, dass sie sogar den Kindern in die Wiege gelegt wurden, damit der Teufel ihnen nichts anhaben kann. Ihre Kopfkissen wurden mit Farnwedel gefüllt, um ihnen das Zahnen zu erleichtern. Urchristen betteten ihre Verstorbenen auf Farnwedel. Man glaubt, dass diese Handhabung davon zeugt, dass sie damit den Toten Schutz brachten. Die Mauerraute trugen slowakische Mädchen bei sich und legten sich einige Stücke davon auch in die Kleidertruhen, um bei den Jungen beliebt zu sein. In den Brautkranz flechtet man immer Wedel dieses Farns. Auch dem Bräutigam gab man in den Blumenbuschen ein paar Wedel davon.

Zur Sonnenwendnacht: Zur Sonnenwendnacht bastelte sich das Volk einen Gürtel aus Farnwedel. So sei man das ganze Jahr vor inneren Krankheiten geschützt. Ein Säckchen voller Farn verkehrtherum aufgehängt, brachte keine Krankheiten ins Haus. Über die Türe gehängt schützte er vor dem Blitz. Im Abwehrzauber gegen Teufel, böse Geister, Krankheiten, Blitz und Hagel war es ein sehr großes magisches Kraut. Trägt der Mensch das Farnkraut bei sich, so hatte er dadurch ein sicheres Schutzmittel gegen Zauberei, Geisterbannungen, Teufelsbeschwörungen und anderes Gaukelwerk.

Man unterschied, wie bei der Alraune, auch bei diesem Farn Männchen (Echter Wurmfarn – Aspidium filix-mas) und Weibchen (Gewöhnlicher Frauenfarn – Athyrium filix-femina).

Im Haushalt und Stall: Die getrockneten Blätter wurden zur Glasfabrikation und in Seifensiedereien verwendet, denn sie enthalten viele alkalische Bestandteile. In Ställen als Streu verwendet, vertrieb der Farn das Ungeziefer und in Betten gelegt die Wanzen. Die jungen noch gerollten Wedel wurden wie Spargel gegessen. Die frischen Farnwedel benutzte man in England zum Verpacken von Gemüse und Obst, weil sie wohl konservierende und Fäulnis abwehrende Eigenschaften haben. Da der Wurzelstock sehr stark an Stärke ist, wurde er zu Brotmehl verbacken, auf den Kanarischen Inseln sogar als Nahrungsmittel angebaut.

In der alten Kräuterkunde: Kindern mit Rachitis legte man als Unterlage Farnkraut mit ins Bett. In den alten Apotheken reichlich verarbeitet, um jede Art von Würmern zu behandeln. Die Wurzel soll die Empfängnis von Frauen verhindern und auch bei Schwangeren Fehlgeburten auslösen. Junge Blätter wirken abführend. Auf schlecht heilenden Wunden wurden Farnblätter draufgelegt. Die Wurzel vom Engelsüß-Farn wurde mit der Malve gekocht oder auch getrocknet in Honigmet gestreut, um den Hustenschleim abhusten zu können.

Der magische Farnsamen (Wünschelsamen)

Wann und wie wurde der magische Farnsamen gesammelt? Vorab gesagt: Farne blühen nicht und haben auch keine Samen, weil sie Sporenpflanzen sind. Die Farnsamen waren das Gegenstück von der Wünschelrute. Diese „Samen“ hatten große Kraft, wenn man sie bei sich trägt, dann werden alle Wünsche erfüllt. Daher wurden diese „Farnsamen“ im Mittelalter „Wünschelsamen“ genannt. Denn wer ihn bei sich trug, dem wurden alle Wünsche erfüllt. Wer in dem glücklichen Besitz desselben war, erfreute sich einer nicht endenden Jugend und bekam eine große Kraft zum Arbeiten.

Die Sage vom Bauern: Als einst ein Mann in der Sonnwendnacht sein verlorenes Pferd suchte und durch eine Wiese ging, fiel ihm Farnsamen in seine Schuhe, und als er heimkam, bemerkte er, dass seine Familie gar nicht auf ihn achtete. Er rief: „Ich habe das Pferd nicht gefunden!“. Da erschraken alle heftig, weil sie seine Stimme hörten, ohne ihn zu sehen. Als er seine Schuhe auszog, wurde er wieder sichtbar.

In der Sonnenwendnacht sammelte man mühselig seine Samen. Wer diesen Farnsamen besaß, bekam Schutz und wurde „unsichtbar“. Ganz einfach war es, wenn man dem Teufel seine Seele verkaufte. Dann bekam derjenige ein Tütchen voller Samen von ihm. Doch war der Farnsamen nicht nur ein Schutzgewächs, es war auch ein Glückskraut. Seinen Besitzer befähigte es auch Kristalle und Gold zu finden und verlieh unfehlbares Glück in Unternehmungen, Spiel und Liebe.

Der magische Farnsamen (Sporen) an einem Hirschzungenfarn | ©CG

Farn in Hexenprozessen: In Hexenprozessen hatten die Farnsamen eine große Bedeutung. Ein Dokument aus dem 16. Jahrhundert schildert einen solchen Fall. Ein Mann war angeklagt, Zauberei begannen zu haben. Unter schlimmster Folter gestand er, dass er den Farnsamen nie aus dem Wald holte, aber er genau weiß, wie es geht:

Man nehme einen Haselstock und ziehe mit diesem an einem gekreuzten Weg einen Kreis. In diesen Kreis legte man ein Tierfell und auf diesem eine weißblühende Wegwartenpflanze. Es sollte nachts zwischen 23 und 00 Uhr passieren; und es darf dabei nicht gesprochen werden. Denn dann würden sich allerlei Erscheinungen zeigen. Pünktlich zu Mitternacht muss die Wegwarte weggenommen werden. Unter diesem Tierfell wuchs nun ein Stängel heraus und zugleich falle der Farnsamen auf die Erde.

Leider hatte dem Mann auch sein offenes Geständnis nichts genützt, weil er ein paar Monate später enthauptet wurde.

  • Frauen, die als Hexe angeklagt wurden, erzählten, dass der Farnsamen wirkungsvoller sei, wenn er unter einem Wacholderbusch gesammelt wird und man dadurch in Kontakt mit den Verstorbenen treten kann. Der Farnsamen mache auch unsichtbar und auch die Sprache der Tiere sollte derjenige, der den Farnsamen besitzt, verstehen. Paracelsus meinte, man muss wollige Blätter der Königskerze drunterlegen, um diesen Farnsamen zu bekommen.
  • Dieser Zauberglaube, um den Farnsamen wurde so stark, dass im 17. Jahrhundert ein Gesetz beschlossen und das Sammeln des Samens verboten wurde und wer behauptete, dass man mit dem Samen den Teufel bezwingen könnte, zwei Pfund Strafe zahlen musste.
Der magische Farnsamen (Sporen) an einem Tüpfelfarn | ©CG

Die Johannishand und die Springwurzel

Der Zauberglaube der Johannishand: Diese Johannishand war wichtig gegen Krankheit der Stalltiere, Gewitter und zur Erlangung von Reichtum. In Böhmen bestrich man die Futtertröge der Tiere damit vor Sonnenaufgang oder drei Tage vor dem Neumond, so schützte man sich vor allem bösen Zauber. In Pommern vergrub man sie unter die Schwelle der Stalltür.

  • Ernte: Man grub sie am Johannistage in der Mittagszeit aus und trocknete sie an der Luft. Es durfte nicht ein einziger Sonnenstrahl auf sie scheinen. Mit dieser Johannishand berührte man Brandwunden, damit sie schnell heilten. Wenn diese Farnwurzel bei sich getragen wird, kam viel Glück herbei.

Die Springwurzel: Auch die Springwurzel ist vermutlich die Farnkrautwurzel. Sie scheint in dem gelebten Zauberglauben erst aus der Magie bekommen zu sein. Schon Plinius erwähnte sie, wie sie noch bei unseren Urgroßeltern verwendet wurde. Wenn man mit ihr verschlossene Türen oder Schlösser berührt, sprangen sie wundersam auf. Wenn man sie in der rechten Tasche trägt, machte sie fest gegen Stich und Kugel, und sie zeigte alle Schätze der Erde.

Man kann sie nicht selbst finden, sondern der Specht bringt sie, wenn man ihm, während das Männchen ausgeflogen ist, sein Nest mit einem hölzernen Keil versperrt oder mit einem Brett vernagelt, um es durch die Berührung mit der Wurzel zu sprengen. Man muss ihm dann die Wurzel abjagen. Dies geschieht, dass man in der Nähe ein Gefäß mit Wasser stellt oder ein Feuer anmacht oder auch nur ein rotes Tuch ausbreitet, welches der Vogel für Feuer hält; darin lässt der Specht die Wurzel fallen. Der Specht ist ein Gewittervogel, es könnte eine Beziehung zu dem alles zersprengenden Blitz darin liegen. Das Feuer und das rote Tuch weisen darauf hin. Im Vogtland glaubte man, dass die am Mittag des Karfreitags oder Johannistages ausgegrabene Wurzel des Adlerfarns der Tiere gegen Behexung schützte.

Anmerkung: Für das Foto einer Johannishand bedanke ich mich bei dem Volkskundemuseum Joanneum in Graz | Österreich.

Die Johannishand
Eine Johannishand aus einer Farnwurzel | ©Universalmuseum Joanneum/N. Lackner

Die Legende der Farnblüte

Wie wir alle wissen, haben Farne keine Blüten und trotzdem glaubten unsere Vorfahren, dass sie eine haben und weil man sie nie zu Gesicht bekommt, besonders magisch sei. Ein Zauberglaube besagt, dass der Farn nur um Mitternacht blüht. Wenn jemand dazu kommt, verschwindet die Blüte ganz schnell. Wenn es doch jemand schafft, diese Blüte zu finden und abzureißen, dem öffnet sich die Erde, Höllenflammen umkreisen einen, Gelächter ertönt. Die Blüte eines Farns öffnet jedes Schloss und jede verschlossene Tür.

Farn-Räucherwerk

Es wurden aber auch Räucherungen in Stall und Haus mit dem Farnkraut vorgenommen. Diese Räucherung schützte vor Milchzauber und Verhexung. Die Farnwurzel musste für so eine Räucherwerk in der Herbst-Tagundnachtgleiche gesammelt werden. Sie wird sorgfältig gereinigt und dann getrocknet. Jedes Jahr ist der Vorrat zu erneuern, sonst verliert es seinen Zauber.

Gegen Fieber: Gegen Fieber schrieb man einen christlichen Text auf Latein und zwar folgenden; ich hoffe ich habe es richtig übersetzt:

  • Auf das erste Farnblatt schrieb man: Dextera domini fecit virtutem (Die rechte Hand des Herrn hat mich stark gemacht)
  • Auf das zweite Farnblatt schrieb man: Dextera domini exaltavit me (Die rechte Hand des Herrn hat mich erhöht)
  • Auf das dritte Farnblatt schrieb man: Dextera domini exaltavit virtutem (Die rechte Hand des Herrn erhöhte seine Macht)

Meine Hühner und die Urwelt

Alles in allem waren Farnkräuter in der naturmagischen Vorstellung besonders kräftige und wirksame Zauberpflanzen. In Büchern von vor 200 Jahren empfiehlt man noch, dass man die Farne aus den Wald ausbuddeln soll, weil sie dann am wirkungsvollsten sein sollen.

Heutzutage stehen viele Farne auf der Roten Liste. Wir können ja leider keine Samen an ihnen sammeln und daher sollten wir auf „kommerzielle“ Farne ausweichen. Auch heimische Farne gibt es mittlerweile alle zu kaufen. Sie sind etwas schwieriger beim Anwuchs, aber wenn sie einmal angewachsen sind, sind es dankbare wunderschöne Pflanzenseelen, die uns ein wenig in ihre ursprüngliche Urwelt hineinzaubern.

Sogar unsere Hühner, sozusagen die Raubsaurier in meinem Zaubergarten, können bei Farnen nicht widerstehen, um dort ihre Eier zu legen. Leider muss ich die Farne sehr gut vor ihnen schützen. Daher will ich in diesem Jahr eine große Anzahl heimischer Farne kaufen, um sie speziell für die Hühner anzupflanzen. Ich denke, vielleicht ist es noch ein Urinstinkt aus ihrer ehemaligen Urwelt, als „Raubsaurier“? Ich weiß es nicht, aber ich meine, dass ich sie ein wenig glücklich machen kann und „meine“ Farne haben Ruhe und werden nicht platt gelegen.

Wurmfarn


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