Irrlichter im Wald: Seelen, Sumpfgeister & alter Glaube

 

Feuergeister und Totenkerzen: Das Rätsel der Irrlichter

Irrlichter gehören im alten Naturglauben zu den Feuergeistern. Um die Irrlichter im Wald ranken viele Sagen und Legenden. Sie boten den Menschen des Mittelalters beste Voraussetzungen für unheimliche Geschichten. Weit verbreitet war die Überlieferung, dass es bösartige Wesen seien, die den Menschen auf ihrem Weg abbrachten, um sie dann in den Tod zu schicken.

Ein anderer alter Glaube besagt, dass es umherirrende Seelen von Selbstmördern, Ermordeten, ungetauften Kindern und Grenzfrevlern seien. Es sind Menschen, die Grenzsteine verschieben, denn das war im Mittelalter eine schwere Straftat.

Die Erlösung der Kinder: Die ungetauften Kinder konnten gerettet werden, indem ihre Leichen unter der Dachtraufe der Kirche beerdigt wurden und der Regen, der dort herabfiel, sie nachträglich taufte. So mussten sie nicht mehr als Irrlichter umherwandern.

Ein Irrlicht wurde als ein Licht von böser Vorahnung gesehen, ein Licht, das Unglück verkündet. Wo ein Mensch verunglückt und zu Tode kam, da sah man vorher ein Irrlicht.

Hexenfackel und Wiedergänger: Die Namen des Unheimlichen

Aus dem mittelalterlichen Deutschland gibt es viele Namen für die Irrlichter: Hexenfackel, Irrfackel, Irrwisch, Spoklecht, Totenkerze oder Narrenlicht. Narrenlicht wurde es genannt, weil sie der Meinung waren, dass nur Narren den Lichtern folgen.

Irrlichter wurden auch oftmals mit dem Vampirglauben in Verbindung gebracht. Unsere Vorfahren glaubten, dass Vampire oder andere Untote mit einem Lichtschein umgeben sind und sich dadurch in ein Irrlicht verwandeln können.

Schon die Altgermanen und Kelten glaubten an Wiedergänger, den Vorfahren des Vampirs. Sie legten um ihre Hügelgräber Steinkreise. So zogen sie eine Trennung zwischen dem Totenreich und den Lebenden. Der Steinkreis schloss die Toten in ihren Gräbern ein und sie konnten dadurch nicht zum Wiedergänger werden.

Flüche und Schwefelhölzer: Schutz vor dem Narrenlicht

Versuchte man ein Irrlicht zu fangen, so hatte man bei Licht einen Totenkopf oder einen Knochen in der Hand.

Wie man sich schützt:

  • Fluchen statt Beten: Es durfte nie gebetet werden, denn das zog die Irrlichter an. Sondern es musste laut geflucht werden. So haben einem die Irrlichter in Ruhe gelassen und man kam auf sicherem Wege nach Hause.
  • Kleidung und Schwefel: Man konnte sich auch vor ihnen schützen, indem man Schwefelhölzer bei sich trug oder es wurde ein Hemd verkehrt herum getragen.
  • Der Schutzkreis: Die untoten Seelen, die zu Irrlichtern wurden, lebten in Sümpfen, Mooren, Friedhöfen und Galgenplätzen. Wenn man sie beobachten wollte, so wurde ein Kreis gezogen mit geweihter Kreide, ein sogenannter Schutzkreis. Dann stellte man sich hinein und konnte die Irrlichter beobachten und gleichzeitig geschützt vor ihnen sein.

Licht im Dunkeln: Glücksbringer und Wetterboten

Es gibt aber auch Schönes über Irrlichter zu berichten:

  • Wegweiser: Wenn einem ein Irrlicht auf seinem dunklen Weg begegnete, so sollte man ihm Geld geben. Dann leuchtete das Irrlicht einem den Weg nach Hause.
  • Glück: Ein Irrlicht, was von links erscheint, bedeutet Glück.
  • Wetter: Eine alte Bauernregel besagt: Wenn im Moor viel Irrlichter stehn, bleibt das Wetter lange schön!

Faulgase und Sumpfgeister: Das Rätsel der Natur

Die Forschung ist sich bis heute nicht sicher, wie Irrlichter entstehen. Es wird vermutet, dass es sich um Faulgase handelt, die gerade im Spätherbst ihren Höhepunkt erreichen. Irrlichter sollen mit bläulichen oder gelblichen Flämmchen erscheinen und brennen für ca. 15 Sekunden und sind bis zu 13 cm groß.

Sie erscheinen in sumpfigen und moorigen Gegenden, wurden aber auch schon auf Friedhöfen gesehen. Durch den Torfabbau und die Trockenlegung der Sümpfe und Moore werden auch bald die Irrlichter verschwinden. Und die schönen und schaurigen Geschichten über sie aus den Köpfen der Menschen verschwinden. Schade eigentlich!