Wenn wir uns mit dem Räuchern wilder Pflanzen beschäftigen, kommt immer mal wieder der Ahnenkult; auch Ahnenglaube genannt. Was ist das eigentlich und wie sehen die Riten dazu aus? In diesem Artikel werde ich versuchen, euch diesen alten Volksglauben ein wenig näher zu bringen. Der Totenkult ist das Gegenteil. In ihm will man die verstorbenen Ahnen an ihrer Wiederkehr verhindern. Der Ahnenkult erfreut sich an der Aneilnahme unserer Ahnen in unserem Leben. Über diesen speziellen Volksglauben könnte man ganze Bücher füllen, daher versuche ich es in einer Kurzfassung euch zu erklären und wie ich den Ahnenglaube praktiziere. Vorab gesagt, bin ich der Meinung, das man erstmal wissen muss, wo die eigenen Wurzeln ihren Ursprung haben. Denn der Ahnenglaube besteht aus einem Kollektivgedanken heraus. Was ist ein Kollektivgedanke; dieser Gedanke entsteht, wenn ihr euch mit euren Vorfahren identifizieren könnt, das Gefühl von Zusammengehörigkeit mit euren Ahnen habt.
Der allererste Punkt, wie oben geschrieben, ist erstmal herauszubekommen wer eure Ahnen waren, woher sie kamen und was sie machten. Wenn ihr das alles zusammenhabt, und ein Wir-Gefühl mit euren Vorfahren besitzt, sie sozusagen in euren Kreis aufgenommen habt, erst dann seid ihr bereit für euren eigenen Ahnenglaube. Dieser Glaube war bei unseren Vorfahren weit verbreitet. Unsere alten Vorfahren wussten noch Bescheid, woher sie kamen und wer ihre Vorfahren waren. Meine Grossmutter, Jahrgang 1910 in Ostpreussen, wusste noch das unser Ursprung evangelisch-reformierten Glaubens war. Es war der Glaube, dem die Hugenotten, Waldenser und auch die Wallonen folgten. Das war in unserer Familie mütterlichseits immer nur eine Legende, an dem niemand so richtig Glauben schenkte, bis ich aktiv in der Ahnenforschung anfing und meine Familie, meine Vorfahren erforschte.
Aber nun nicht vom eigentlichen Thema abzukommen; ich wollte euch damit zeigen, warum es wichtig ist. Denn nur wenn ihr wisst woher ihr kommt, könnt ihr euch ein mentales Bild eurer Vorfahren, in eurem Kopf entstehen lassen; was sehr wichtig im Ahnenglauben ist. Das wichtigste in in diesem Kult, das Räuchern mit gewissen Substanzen, wie zum Beispiel den Fliegenpilz, der Rosmarin, die Hasel oder auch mit Baumharzen. Um euch mit euren Ahnen zu verbinden, reicht ein Räucherwerk aus den eben genannten Pflanzen. Mit diesem Räucherwerk werdet ihr ruhig und könnt euch ganz dem Kollektivempfinden hingeben. Der Ahnenkult öffnet, symbolisch gesehen, verschlossene Türen, um Hilfe oder Gedenken an eure Vorfahren zu übermitteln. Wenn ich zum Beispiel zu mentaler Ruhe kommen möchte, setze ich mich an den Gedenkstein meiner Vorfahren, lasse frische Blumen dort nieder und räuchere ein wenig mit Wildpflanzen und Harzen. Trinke einen Tee dazu und begebe mich in die Ruhe und Stille der Gedanken und verbinde mich dadurch mit meinen Vorfahren. Man kommt einfach nur zur Ruhe und schöpft mit diesem Wir-Gefühl neue Energie, die sich dann auf unsere Stimmung und auch den Alltag auswirkt.
„Wer nicht weiß woher er kommt,
der nicht weiß wohin er geht.“
Wie praktizierten unsere Vorfahren den Ahnenglauben?
Unsere Vorfahren „trieben“ es denn doch ein wenig heftiger, wenn es um den Ahnenkult ging. In Bayern und Österreich bewahrte man die Schädel der Vorfahren Zuhause auf. Sie sollten vor Unheil jeglicher Art schützen. Unsere heidnischen Vorfahren gingen sogar zum Grab ihrer Vorfahren, um sie zu ihrer bevorstehenden Hochzeit einzuladen. Auch wurden dann die Gräber schön geschmückt. Man vermutet, dass dieser Ahnenglaube fest mit dem Glauben der Schutzgeister zutun hat. Was natürlich von grosser Bedeutung ist. Der Schutzgeisterglauben spielte eine grosse Rolle im Volksglauben, wie man ja immer wieder liest, wenn es um Pflanzen im Zauberglauben geht. Die Altgermanen hatten einen regen Ahnenkult, der soweit ging, das sie Menschen opferten. Ich denke von sowas sind wir heute weit entfernt und widmen uns doch lieber nur den Brandopfern, wie das Räuchern.
Welche Wildpflanzen werden für den Ahnenkult verwendet?
Der Volksglaube hält dafür unheimlich viele Pflanzen zu diesem Thema bereit. Auf vielen von ihnen wurde die Kraft des Ahnenglaubens übertragen. Ihre grösste Eigenschaft bestand darin, den Räucherkundigen zu schützen, vor negativen Energien und auch um die Botschaft an unsere Ahnen zu übermitteln. Der Pflanzengeist der Räucherpflanze spielte natürlich eine grosse Rolle darin. Aus diesen Pflanzen kann man sich ein Räucherwerk für den persönlichen Ahnenkult zusammenmischen. Nach dem alten Volksglauben sind die Zahl 3, 7 und 9 sehr wichtig und danach sollten die Pflanzen ausgesucht werden.
Liste der Pflanzen im Ahnenkult
- Alant
- Alraune
- Andorn
- Beifuss
- Birke
- Brennessel
- Dill
- Dost
- Eibe
- Engelwurz
- Efeu
- Eiche
- Esche
- Erdrauch
- Farn
- Heidelbeere
- Holunder
- Immergrün
- Johanniskraut
- Königskerze
- Pfingstrose
- Rosmarin
- Salbei
- Tabak
- Wacholder
- Wermut
- Wasserdost
- Zaunrübe
Und viele andere mehr. Ihr könnt nach den einzelnen Wildpflanzen bei mir auf den Blog suchen, oder aber die verlinkten folgen. Wie ihr seht, ist der Ahnenglaube kein Hokuspokus und hat auch nichts mit beschwörenden und blutigen Ritualen zutun, was uns der Fernseher gerne suggeriert. Der heutige Ahnenglaube ist einfach eine mentale Verbundenheit mit unseren Vorfahren. Eine innere Einkehr und zur Ruhe kommen, indem wir ein Brandopfer, ein Räucherwerk dazu einsetzen. Ich habe mir für meinen sehr starken Ahnenglaube eine Grabplatte, sozusagen ein Gedenkstein, in meinen Wildgarten geholt. An dem ich verweilen kann, wenn ich es mal benötige, um zur inneren Ruhe zukommen. Er ist aus weissen Marmor und über eine halbe Tonne schwer. In seinem Gesamtbild ist meine Gedenkstätte noch nicht fertig; es fehlt hier und da noch an sehr wichtigen Elementen, die nach und nach kommen werden.
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