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Auf dem Artikelfoto seht ihr die Wurzeln eines Meisterwurz. Eine Wildpflanze, die eigentlich nur in den alpenländischen Gebieten vorkommt. Die Wurzeln wurden früher reichlich gegraben und anschließend getrocknet. Im Volkstümlichen heißt diese Alpenpflanze auch Bergwurz.
Der Meisterwurz im alten Zauberglauben
Wer Vorfahren in den Alpenländern hat, der kann gewiss sein, dass sie den Meisterwurz auch verwendet haben. Besonders in der Schweiz war er fest im Zauberglauben verankert, und zwar als Schutz vor dem „Behextwerden“.
Typische Anwendungen im Brauchtum waren:
- Weihnachtsräucherung: Meistens wurde er als Räucherwerk in Haus und Hof zur Weihnachtszeit verwendet, um die Räume vor Hexen und Unholden zu schützen.
- Bestandteil von Hexenpulvern: In der Schweiz nannte man Räucherungen gegen das Verhexen „Hexenpulver“. Der Meisterwurz war ein fester Bestandteil davon.
- Spezifische Rituale: Im Gsieser Tal (Tirol) wurde direkt an Weihnachten mit dem Meisterwurz geräuchert.
Vor ein paar Jahren hat man mir erzählt, dass unsere Urgroßeltern mit einem Bügeleisen in Ställen geräuchert haben; wegen der Brandgefahr. Ich konnte es mir so gar nicht vorstellen, weil die früheren Bügeleisen doch recht schwer sind. Aber doch irgendwie logisch, weil diese alten Bügeleisen geschlossen werden können. Nun habe ich endlich einen Eintrag von 1934 in einer Zeitung gefunden, der genau das beschreibt.
Ich zitiere den Verfasser: „Er geht auch in das Futterhaus. Deshalb verwendet mancher lieber als Rauchgefäß ein Bügeleisen. Sonst hat es die Bäuerin zum Bügeln mit Holzkohlen. Diesesmal dient es einer feierlichen Handlung. Auf die Glut kommt die getrocknete Meisterwurz. Das gibt wohlriechenden weichen Rauch. Und jetzt geht der Bauer überall hin, woran im ganzen Anwesen sein Herz und sein Wohlstand hängt. In die Küche, Stube und Kammern, in Stall und Scheune, auf den Dachboden und in den Keller. In Kreuzesform räuchert er jedes wichtige Ding in diesen Räumen. Den wuchtigen Tisch in der Stube und den Ofen. Betten und Kasten in den Kammern; den Herd in der Küche, im Hof und das Heu, die Hausleute und von jedem eine Kopfbedeckung; und das Vieh im Stall. Und dabei betet der Bauer viele Male das Vaterunser, das Gegrüßt seist du, Maria und den Glaube an Gott.

Energie und Mut in der modernen Räucherkunde
In der modernen Räucherkunde vermittelt uns die Pflanzenseele des Meisterwurz Energie und Mut. Wenn wir zu wenig von diesen beiden wunderbaren Eigenschaften haben, sollten wir in so einer kraft- und mutlosen Zeit mit seinen Wurzeln räuchern.
Wir sollten uns dabei auf dieses mächtige Räucherwerk konzentrieren und darauf achten, was oder wer uns die eigene Energie und den Mut raubt. Durch den Rauch, der Pflanzenseele, werden wir es erkennen und danach handeln. Wer sich noch ein wenig unsicher, wie man richtig räuchert, dem kann ich meinen Artikel darüber empfehlen.
Der Meisterwurz als Räucherung und Schutzmittel
Der Meisterwurz fand auch in der alten Kräuterkunde Anwendung:
- Gegen Kopfschmerzen: Als Räucherung wurde er mit Dost, Speik, Rosen und vielen anderen Zutaten vermischt. Mit einem Röhrchen wurde der Rauch in die Nase gegen Kopfschmerzen eingesogen.
- Gegen ansteckende Krankheiten: Auch gegen jegliche Art von ansteckenden Krankheiten wurde mit der Meisterwurzwurzel sehr viel geräuchert. Die alpenländischen Vorfahren waren fest davon überzeugt, dass er jeden Krankheits-Dämon aus dem Körper verdrängt.
- Schutz vor Epilepsie: Manche banden sich die Meisterwurzwurzeln an Daumen und Zehen, um vor der Epilepsie geschützt zu sein. Dabei muss beachtet werden, dass die damalige Definition von Epilepsie auch viele andere Krankheiten umfasste.
- Pest-Schutz: Die Wurzel fand auch im berühmten Pest-Essig Verwendung. Eine Sage aus den Berner Alpen erzählt, wie ein Bergmännlein den Rat gab, Meisterwurz und Pimpinelle einzunehmen, um das Sterben an der Pest zu stoppen.
- Amulett: Als Amulett trug man früher ein Stück Meisterwurzwurzel bei sich, um allgemeinen Schutz gegen Böses zu erlangen.
Früher wuchs der Meisterwurz öfters in den sogenannten Bauerngärten.


