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Meine baltischen Vorfahren aus Ostpreussen

    Die meisten baltischen Gene (ca. 24%) habe ich aus dem ehemaligen Preußen (später Ostpreussen). Dort lebten die Prußen (Pruzzen), die sich wiederum in verschiedenen Stämmen aufteilten. Im 15. Jahrhundert siedelten in die Elchniederung, ehemaliger Landkreis in Ostpreussen, Litauer und Samaiten über und vermischten sich mit dem prussischen Stamm der Nadrauer. Der Chronist Peter von Dusburg beschrieb die prussische Religion im Jahr 1326:

    „Weil sie also Gott nicht kannten, deshalb verehrten sie in ihrem Irrtum jegliche Kreatur als göttlich, nämlich Sonne, Mond und Sterne, Donner, Vögel auch vierfüssige Tiere, ja sogar die Kröte. Sie hatten auch Wälder, Felder und Gewässer, die sie so heilig hielten, dass in ihnen weder Holz zu hauen noch Äcker zu bestellen oder zu fischen wagten.“

    Sie selber nannten sich Prüsai. Ihre Sprache ist im 17. Jahrhundert ausgestorben und sei mit dem Litauischen und Lettischen verwandt. Meine Urgrossmutter Maria Wilhelmina Raudszus (1878-1939) kam ursprünglich von dort. Ihren Stammbaum kann ich bis Ende 17. Jahrhundert zurückverfolgen. Leider enden dann die Kirchenbücher in dieser Region. Es sind sehr eigentümlich und manchmal wunderlich klingende Nachnamen, die uns so fremd sind, wenn wir sie aussprechen.

     

    Meine Urgrossmutter Maria Wilhelmina Raudszus (1878-1939) | ©CG

     

    Daher möchte ich euch diese, für mich sehr märchenhafte, Familiennamen in diesem Artikel vorstellen. In diesem Zweig meiner Familienforschung befinde ich mich in der Elchniederung. Dieser Landkreisname im ehemaligen Ostpreussen gehört für mich auch, wie aus einer anderen Welt. Elche liefen durch die Erlenbruchwäldern und eine von Flüssen durchzogende Landschaft, eingebettet in Wäldern und Mooren. Unweit der Ostsee, dem baltischen Meer, dieses den kostbaren baltischen Bernstein an die Küsten bringt.

    Ihre Familien- und Vornamen sind sehr aussergewöhnlich, aber auch sehr interessant, alleine weil die Nachnamen immer eine tiefsinnige Bedeutung haben. So ganz anders als wir von unseren Nachnamen kennen. So manche Kinder bekamen den Vornamen Erdme (Erdmut) für Mädchen oder Erdmons (Erdmann) für Söhne. Eltern gaben ihren Töchtern oder Söhnen diese Namen, wenn vorher ein Mädchen oder Junge, also ein Geschwisterchen verstorben war, um sie vor dem frühen Tod zu schützen. Das sz in vielen Namen spricht man wie unser sch aus.

     

    Die Vornamen meiner X-Urgrosseltern

    Abram (Abraham, Maryke (Maria), Ennusze, Kristup (Christoph), Katrine (Katharina), Madlyne (Magdalene), Erdme (Erdmut), Ansas (Hans), Friczus (Friedrich)

     

    Familiennamen meines baltischen Familienzweigs

    Raudszus – bei diesem Nachnamen gibt es mehrere Bedeutungen, wie >rauda< für Grabgesang, Totenklage und Wehklage, >raudis< für Trauriger, >raudat< für weinen oder wehklagen. Oder auf bestimmte Wildpflanzen, die rund um den Wohnort wachsen, wie  >raudoklis< für Blutweiderich, >raudona< für kleine Brennessel oder Ackerhohlzahn, >raudolele< für Wasserdost.

    Uka(t) – hierbei kann es sich um einen Landwirt oder deren Arbeiter handeln (ukis) oder von Rauch, Dunst oder Finsternis, um den Wohnplatz herum.

    Raudies – siehe Raudszus

    Preikszas – bei diesem Zunamen handelt es sich um den neuen Ehemann einer Witwe. Kann aber auch Liebhaber bedeuten.

    Kundra – der Färberkrapp (Rubia tinctorum)

    Passlack – ein Knecht, der für kleines Geld Arbeiten verrichtet.

    Szemkus – ein Landarbeiter

    Kweselait – leider habe ich über diesen Familiennamen noch nichts gefunden.

    Abruszat – ein Bildhauer

    Aukszlat – Häuptling der Pogesanen, aber auch von den Verben oben, erhöhen, rühmen oder preisen.


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