Wildgärten könnte man auch Unkrautgärten nennen. Es sind eigentlich die an Pflege intensivsten Gärten unter ihnen, denn man muss immer wieder schauen, dass ein Kraut keine Überhand nimmt. Ein Wildgarten ist nochmal was anderes als ein Naturgarten, in dem die Pflanzen ausgewählt und ordentlich gepflanzt werden. Ich finde ein Naturgarten tendiert heute immer mehr, zu dass, was wir unter einem modernen Bauerngarten verstehen. Ich bepflanze meinen Garten nicht nach Büchern oder Anleitungen. Es interessiert mich nicht, ob Pflanzen nicht nebeneinander stehen sollten oder welchen Platz sie benötigen. In meinem Garten kommen nur robuste Pflanzen zurecht, und ich gärtnere nach Erfahrung. Wasser sieht mein Garten so gut wie nie, aber im Gewächshaus, wo ich so manches Pflänzlein aus Samen ziehe, muss regelmässig gegossen werden. Vor ein paar Jahren, als es extrem heiss war, musste gegossen werden, gerade was die Bäume betraf. Neue Pflanzen, die Schwierigkeiten haben oder Krankheiten entwickeln, landen in Töpfen. Nur die Harten, kommen in den Garten!
Auch Pflanzen, die heute oft schlecht angesehen sind, wie Kirschlorbeer, Lebensbaum, Schmetterlingsflieder oder Forsythie, haben hier ihren Platz. Diese würde ich heute nicht mehr kaufen, aber sie sind nun einmal hier und dürfen wachsen. Die Forsythie nutze ich übrigens für den phänologischen Kalender. Sie ist ein wichtiger Bestandteil in diesem Natur-Kalender und wurde wohl auch deshalb von ziemlich vielen Gartenbesitzern in den Garten gesetzt. Denn sie zeigt den Frühling an. Genauer den Erst-Frühling in diesem Kalender, der 10 Jahreszeiten hat und nicht vier.

Es muss ja nicht gleich ein Wildgarten sein, aber ein Traum wäre es, wenn die Menschen wieder zu den ursprünglichen Gärten zurückkommen, ohne Chemie und Baumarktpflanzen und kahlen Erdböden. Das alles ist nicht gut für unsere Natur. Chemie macht den Garten krank und er wird sich nie wieder von alleine erholen. Baumarktpflanzen sind tote Pflanzen und bedeuten nichts für unsere Gartentierwelt. Kahle Erdböden vertrocknen und können irgendwann kein Wasser mehr speichern. Leider muss man immer wieder feststellen, bieten Geschäfte Pflanzen an, die doch sogenannte Unkräuter sind. Der einzige Unterschied besteht darin, dass diese Pflanzen eventuell grössere Blüten haben oder ihre Blütenfarben sind intensiver, wie letztens in einem Baumarkt mit der Braunelle gesehen. Man sagt uns, dass die Braunelle unbedingt aus Rasen- oder Gartenflächen heraus muss, weil es ein sehr intensivwachsendes Unkraut ist, aber gleichzeitig wird es in Geschäften zum Verkauf angeboten. Dazu blühen Wildpflanzen viel länger und konstanter, als gezüchtete Pflanzen und haben so gut wie keine Krankheiten.
Ich pflege nun schon seit über 10 Jahren meinen Wildgarten im schönen Mecklenburg. Unser Grundstück umfasst über 3.000 Quadratmeter, wovon wir etwa 1000 Quadratmeter eingezäunt haben, um Hühner, Enten und Katzen darin laufen zu lassen. Alles außerhalb dieses Zauns darf frei wachsen, mit der Ausnahme der Brombeeren, die regelmäßig zurückgeschnitten werden müssen. Dadurch haben wir hier ein Paradies für Insekten und Vögel geschaffen; sogar Eulen haben sich niedergelassen. Jedes Jahr nisten Tauben in den Kirschbäumen und ziehen dort ihre Jungen gross. Sogar Krähen brüten in der Scheinzypresse. Eichelhäher und Elstern kommen auch regelmässig vorbei.

Ich arbeite in ihm nach dem Jahreskreis und den Begebenheiten in der Natur. Ich befolge die Naturgesetze, soweit wie ich es schaffe. Das Gartenjahr beginnt für mich zu der Frühlings-Tagundnachtgleiche und endet an der Herbst-Tagundnachtgleiche. Ich räume zum Winter keine abgestorbenen Pflanzen weg, sondern lasse alles stehen und liegen. Ich habe hier viel Laub, weil auch Eichen, Weiden und viele andere Bäume und Sträucher in meinem Wildgarten wachsen. Viele räumen und säubern ihren Garten nach der Vegetationszeit, was sehr kontraproduktiv ist, weil wir den Bewohnern, den Insekten und vielen anderen Tieren ihre Überwinterungsmöglichkeit wegnehmen. und dem Erdboden bestimmte Nährstoffe, den er aus dem verrottenen Material zieht.
Meine Garten-Philosophie befolge ich damit, dass sich bei mir alle wohlfühlen müssen. Die Natur, der Mensch und die darinwohnenden Tiere, egal wie klein sie sind. Jeder bekommt was er braucht. Der Schwächere mehr, der Stärkere weniger. Für mich pflanze ich gefüllte, für die Insekten ungefüllte Blüten. Es muss ein gutes Gleichgewicht entstehen, erst dann beginnt der Kreislauf, über den wir immer so gerne sprechen und jedes Lebewesen fühlt sich wohl.
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