Die Eberesche: Donars Wolkenbaum, Drachenschutz & Lebensrute

 

Der Vogelbeerbaum: Donars heiliges Holz, Drachenbaum & Lebensrute

Die Eberesche war unseren alten Vorfahren heilig, wie wir es von dem Schwarzen Holunder und der Hasel kennen. Sie lieferte ihnen Nahrung und Gesundheit. Und natürlich spielte sie in ihrem Zauberglauben eine sehr große Rolle.

Volkstümliche Namen: Aberesche, Vogelbeerbaum, Moosbeerbaum, Drudenbaum, Drachenbaum, Wolkenbaum.

Rote Beeren: Korallen des Waldes und Kinderschutz

Halsketten und Armbänder fertigten die Kinder aus den korallenroten Beeren. Ich bin der Meinung, aus dem gleichen Sinn, wie es damals Korallenketten für kleine Kinder in der Überlieferung gab.

Die roten Korallen waren magisch im Glauben unserer Vorfahren. Sie wehrten alles Böse von dem Kind ab und gaben dem Kind Gesundheit. Meine Mutter, Jahrgang 1951, hatte sogar noch solch eine Kette.

Der Wolkenbaum des Donar: Heilig und Unberührbar

Dem Donar (Thor) war die Eberesche wie kaum ein anderer Baum heilig. Nachklänge dieses Glaubens und der Verehrung der Eberesche hatten sich in Deutschland noch lange erhalten. Sein Attribut ist später durch das Kreuz oder die Wolfgangs-Axt ersetzt worden.

Tiere und Menschen stehen so in unendlich vielen und innigen Verbindungen mit der Eberesche, die dem Donar geheiligt war.

Der Sitz der Götter: Der Hauptwohnplatz der Naturdämonen ist das Luftreich, eine Himmelslandschaft. In den Mittelpunkt dieser Landschaft stellten die alten Germanen einen riesigen Wolkenbaum. In Skandinavien galt die Esche als dieser Wolkenbaum, ebenso in Island. Die Kräfte der Wolkenesche sind gleich, wie von der Eberesche, daher kommt ihre heilende, befruchtende, das Böse abwehrende Kraft.

  • Tabus beim Holz: Als Baumseele hielt man die Eberesche bei den Nordgermanen für heilig. Man durfte diesen Baum nie als Nutzholz verwenden.
  • Feuer: Wirft man ihn ins Feuer, so entsteht Streit unter denen, die um das Feuer standen, auch wenn sie die besten Freunde waren.
  • Fruchtbarkeit: Als Nutzholz verwendet, verursacht er, dass Frauen ihre Kinder nicht gebären können, und dasselbe galt auch für die Tiere im Haus.
  • Schiffbau: Wird die Eberesche zu Schiffsholz genutzt, geht das Schiff unter, wenn nicht Wacholder mit im Schiffsrumpf sich befindet. Hat man nur an der einen Seite des Bootes das Gestell für die Ruder von diesem Holz, kippt das Boot um.

Wächter vor Drachen und dem Bösen Blick

Am Niederrhein pflanzte man die Eberesche vor die Stalltür, meistens in der Mainacht, um Drachen und andere Ungeheuer abzuwehren. Darum auch ihr volkstümlicher Name Drachenbaum.

  • Schutz im Norden: Das Stierjoch und den Dung besteckte man im skandinavischen Norden mit Ebereschenzweigen, um zu befruchten und böse Geister abzuwehren. Nicht nur Drachen, sondern auch Schlangen wehrte die Eberesche ab. Darum umgab man in Oldenburg und im Norden Ställe und Misthaufen mit Ebereschen.
  • Rote Farbe: Im skandinavischen Norden verwendete man das Holz der Eberesche wegen seiner roten Farbe als Mittel gegen den Bösen Blick.
  • Trudenbaum: Am Johannistag brechen die Hexen die Zweige der Eberesche; damit hängt die Benennung Trudenbaum zusammen.

Die Lebensrute: Von Brauchtum, Schlägen und Fruchtbarkeit

Unordentlichen Mädchen setzte man, anstatt der Birke, eine Eberesche vors Haus. In Island herrschte ein Verbot, die Tiere mit einem Ebereschenzweig zu schlagen.

Eine Geschichte aus Mecklenburg: Im Jahre 1760 gestand ein alter Schneider in Güstrow (Mecklenburg-Vorpommern), dass seine Tochter einem Jungen, welcher einen Ebereschenbusch in die Stadt gebracht, ein Zweiglein abgenommen und ihren Bruder damit gequitzet (geschlagen) habe. Vor dreißig Jahren, erzählte er weiter, hätten die Kinder seines damaligen Meisters denselben auch geschlagen, worauf dieser gesagt, er wisse schon, was sie wollten, und habe ihnen drei Schillinge gegeben. Darauf seien sie auch zu ihm gekommen.

Mit dem Zweig einer Eberesche schlug man also im Frühling nicht nur die Tiere, sondern auch die Menschen. Tiefer dringen wir in den Sinn dieses Brauches, wenn wir hören, dass die Braut vor der Trauung ebenfalls mit einem Ebereschenzweig geschlagen wurde.

Das Schlagen mit der Ebereschenrute und das Pflanzen derselben als Maibaum haben im letzten Grunde dieselbe Bedeutung: Es ist die Lebensrute mit ihren befruchtenden Wunderkräften; ein uralter, weit verbreiteter Glaube offenbart sich hier.

Das Tor der Heilung: Durchziehkuren und Zauberkränze

Wer vor Sonnenaufgang den Ast einer Eberesche ergriff und einen gewissen Segensspruch dazu murmelte, der wurde von einer anhaftenden Krankheit befreit.

Rituale für Kinder:

  • England: In England zog man kranke Kinder durch Baumlöcher der Eberesche.
  • Jütland: In Jütland heilte man ein Kind von gewissen Krankheiten auf folgende Weise: Man spaltete einen Ebereschenzweig bis etwa zur Mitte und zog das Kind dreimal gegen die Sonne und rückwärts durch den Spalt, ohne dass es die Erde berührte. Währenddessen betete man ununterbrochen das Vaterunser. Dann war das Kind geheilt. Über diesen alten Glauben der Zwieselbäume habe ich einen extra Artikel mit vielen Fotos, wie solche Bäume aussahen, geschrieben: Der Zwieselbaum: Krankheiten abstreifen & Waldmagie
  • Die Unterirdischen: So suchte man auch eine große Eberesche an einem Ort auf, wo man glaubte, dass die Unterirdischen in ihr wohnen. Diese Eberesche spaltete man mit Keilen in zwei Teile und zog diese soweit auseinander, dass man ein Kind durchstecken konnte. Drei Donnerstagsabende hintereinander brachte man das Kind dorthin. Zwei Personen mussten dabei sein, die eine steckte das Kind rückwärts durch die Spalte, die andere nahm es entgegen. Diese Vorgehensweise wurde bei absolutem Schweigen dreimal wiederholt. Der Donnerstag war wichtig, weil dieser Tag nach dem Gott Donar benannt wurde und die Eberesche diesem Gott geweiht war. Solche Praktiken wurden Durchziehkuren genannt.
  • Heilung für Glieder: Unsere sehr alten Vorfahren fertigten einen Kranz aus den Ebereschenästen an und legten ihre verzauberten Arme oder Beine in diesen. Danach musste dieser Kranz an einen Pfahl gebunden werden. So wurde man von der angezauberten Krankheit gefreit (befreit).

Von Wünschelruten, Saat und der mystischen Neun

Namentlich der am Maitag zur Verwendung gelangende Ebereschenzweig wurde zur Wünschelrute. Sie zeigte nicht bloß Schätze an, sondern sie machte auch alle Wünsche wahr. Auch dieser Wünschelrute gab man gerne, wie der Alraune, menschliche Gestalt und taufte und benannte sie, indem man drei Kreuze darüber schlug.

Bauernregeln: Das Laub wird an Fronleichnam gegen den „Durchschnitt“ angewandt. Man windet dasselbe zu Kränzen, welches geweiht und dann zerrissen wurde, um gegen einen Feldschaden, Durchschnitt genannt, aufs Feld gestreut zu werden.

Wenn die Eberesche zu blühen beginnt, muss auch mit der Gersten- und Hafersaat begonnen werden.

Die magische Neun: Natürlich darf der Neunerlei-Glaube nicht fehlen, denn auch dort hatte das Holz der Eberesche großen Stellenwert. Die mystische Neunzahl bietet uns hier eine besondere Handhabe. Späterhin galten dann neun Paternoster in Deutschland wie im alten England für besonders heilkräftig. Bei der ersten Aussaat sprach der hessische Bauer an drei Ecken seines Ackers eine Säeformel gegen die Würmer und das Wild, indem er auf jeder Ecke drei Hände voll Frucht neunmal auswarf.