Die Blüten des Gänsefingerkrauts öffnen sich nur bei Sonnenschein. Ihr Name kommt daher, weil Gänse das Kraut zum Fressen gerne haben. Die alten Germanen schätzten diese kleine Pflanze sehr und im späteren Mittelalter war sie eine viel verwendete Heilpflanze. In der Antike wird diese Wildpflanze nicht erwähnt. Bekannt ist die Gänsefingerkraut-Milch, die sehr gut gegen Unterleibsschmerzen, während der Periode, helfen soll. Die Wurzel kann gegen Zahnfleischentzündung gekaut und eine Waschung oder Umschlag bei Furunkeln, gerade im Schambereich verwendet werden. Sie wirken entzündungshemmend und schmerzstillend. Gegen Durchfall helfen uns die Gerbstoffe im Gänsefingerkraut. Pfarrer Kneipp soll mit diesem Kraut einen fortgeschrittenen Fall von Tetanus geheilt haben. Unsere Vorfahren nahmen die zerstossenen Blätter mit Schweinefett vermischt, gegen durch einen Schlag verursachten Wunden. Mädchen bereiteten ein Wasser aus Gänsefingerkraut zu, um gut zu duften.
Botanischer Name
Potentilla anserina
Volkstümliche Namen
Krampfkraut, Gänsekraut, Silberkraut, Gänserich, Zwangkraut
Hauptanwendung
Krämpfe jeglicher Art; insbesonders gegen Magen- und Menstruationskrämpfen und krampfartigen Husten
Volksheilkunde
Menstruationsschmerzen, Wunden, Schleimhautentzündungen, Darmkrämpfe, Magenkrämpfe, Zahnfleischentzündungen, Durchfall, Blutungen, Übersäuerung, Harnwegentzündungen, Schwellungen, Hautausschläge, Ekzeme, Muskelkrämpfe
Eigenschaften
Zusammenziehend, desinfizierend, krampflösend, wundheilend, beruhigend, entspannend, entzündungshemmend, schmerzstillend
Inhaltsstoffe
Vitamin C, Gerbstoffe, Bitterstoffe, Flavonoide
Verwendete Pflanzenteile
Blätter, Wurzeln und Blüten
Darreichungsform
Umschläge, Gurgelwasser, Tee, Tinktur, Pulver, Kräutermilch, Waschungen
Tee-Zubereitung
- 2 TL getrocknetes Gänsefingerkraut
- 1 Tasse Wasser
Das kochende Wasser über das Kraut giessen und ca. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen und abfiltern. Bei Magen- oder Unterleibskrämpfen können drei Tassen täglich davon getrunken werden. Diesem Tee können auch Zitronenmelisse, Baldrianwurzeln und Kamillenblüten hinzugefügt werden. Umschläge mit dem Absud des Gänsefingerkrauts können auf Krampfstellen gelegt werden. Einen stärkeren Magentee erreicht ihr, wenn ihr zu gleichen Teilen Fenchel und Kümmel hinzugebt. Dieser Tee kann auch als Gurgelwasser gegen Mundschleimhautentzündungen genommen werden.
Gänsefingerkraut-Pulver
Das Gänsefingerkraut, samt Blüte wird getrocknet und zu Pulver zermahlen. Es hat die gleichen krampflösenden Eigenschaften wie der Tee. Es werden auf den Tag verteilt zwei Messerspitzen eingenommen oder übers Essen gestreut.
Gänsefingerkraut-Milch
Einen Teelöffel Gänsefingerkraut mit 250ml heisser Milch übergiessen. 10 min. ziehen zugedeckt lassen und warm trinken. Diese Milch wirkt stark entkrampfend. Sie kann bei jeglicher Art von Krämpfen getrunken werden, wie bei Menstruation- oder Bauchschmerzen. Auch gegen Migräne soll sie gut sein.
Gänsefingerkraut-Tinktur
Ihr nehmt ein Schraubglas eurer Wahl und befüllt bis zur Hälfte mit zerkleinerten Blättern des Gänsefingerkrauts. Diese übergiesst ihr mit soviel 40% Alkohol (Wodka oder Korn) bis alles bedeckt ist. Verschliessen, gut durchschütteln und an einen nicht zu warmen Ort ziehen lassen. Täglich schütteln und nach Schimmelbildung kontrollieren. Nach drei Wochen abfiltern und in braune (dunkle) Fläschchen umfüllen. Ein paar Tropfen in Wasser oder Tee können gegen Magen- und Bauchkrämpfen eingenommen werden, aber auch bei anderen Krampfschmerzen. Bei Migräne muss es direkt beim Anfang dieser eingenommen werden. Dazu drei mal täglich 15 bis 25 Tropfen einnehmen.
Kräuterkissen
Dieses kleine Kissen wird im Volksmund auch Krampfkissen genannt. Dafür nehmt ihr soviel Gänsefingerkraut, wie in euer Kissen hineinpasst. Es muss vorher alles getrocknet und zerkleinert werden. Der Stoff des Kräuterkissen sollte Baumwolle oder aus Seide sein. Bei Bedarf erwärmt ihr dieses Kissen ganz leicht. Dafür legt ihr es auf eine Heizung oder zwischen zwei warmen Wärmflaschen. Bei Regelschmerzen legt ihr es euch auf die schmerzende Stelle und deckt es mit einem Handtuch ab, damit die Wärme nicht so schnell vergeht.
Nebenwirkungen
Kinder, Schwangere und stillende Frauen sollten von einer Einnahme absehen. Bitte beachtet, dass diese Pflanzen-Vorstellung den Gang zu einem Arzt oder Heilpraktiker nicht ersetzt. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!
Vorkommen
Wege, Wegränder, Rasen, Wiesen
Naturschutz & Insektenwelt
Das Gänsefingerkraut ist nicht geschützt. Die Bestäubung vollziehen mehrere Insekten.
Verwechslung mit anderen Pflanzen
Mit Hahnenfussgewächsen und anderen Fingerkräuter, wie zum Beispiel dem Fünffingerkraut.
Anbau im Naturgarten und Balkon
Das Gänsefingerkraut ist eine heimische Wildpflanze. Die Vermehrung erfolgt im Frühjahr oder im Herbst durch Aussaat. Sie liebt die volle Sonne und einen leicht feuchten Boden, aber sie kommt auch im Halbschatten und trockenen Boden zurecht, wobei sie dann doch nicht ganz so schöne Blätter entwickelt, sondern leicht „sparrig“ wächst. Ihre Grösse ist gerade mal ca. 10 bis 15 cm hoch. Als Bodendecker ist sie sehr gut geeignet und ist mit ihren schönen gelben Blüten niedlich anzusehen. Bei einer Anpflanzung im eigenen Garten solltet ihr es ein wenig beobachten, weil es sich rasant ausbreitet. Wobei der Anbau im eigenen Garten sinnvoll ist, weil dieses Kraut sich sehr gerne an Feldrändern ansiedelt und wir von dort nie sammeln sollten, weil sich die Pestizide vom Acker auf die Pflanzen legen. Wenn ihr euch diese niedliche Pflanze im Topf selber anpflanzen möchtet, eignen sich Balkonkästen super für sie. Dort hat sie Platz sich auszubreiten.
Zeigerpflanze
Dieses Wildkraut zeigt verdichtete Böden an.
Blütezeit
Mai bis Oktober
Sammelzeit
Juni bis August (Blätter und Blüten)
Oktober (Wurzeln)
Ernte & Trocknung
Das Gänsefingerkraut sammelt ihr im Ganzen. Blüten, Blätter, Triebe und Wurzeln. Es wird im Schatten, am besten luftig getrocknet. Es muss öfters gewendet werden, weil sonst braune Stellen entstehen können. Der Kontakt mit Metall sollte bei diesem Kraut gemieden werden.
Geschmack & Geruch
Herb & geruchlos
Verwendung…
…in der Küche
Junge Blätter und Wurzeln können als Gemüse gekocht werden. Auch in Kräuterquarks und in Salatsaucen schmeckt das Gänsefingerkraut sehr gut. Aufläufen gibt das Gänsefingerkraut einen würzigen Geschmack. Die Wurzel wurde früher als Mehlersatz verwendet, können aber auch roh gegessen werden. Auch im Smoothie sind sie lecker. Da die Pflanze viel Vitamin C besitzt, sollte sie öfters auf dem Speiseplan stehen. Auch die gelben Blüten sind essbar.
Das Gänsefingerkraut in der Volkskunde
Räucheranwendung
Das Gänsefingerkraut löst bei einer Räucherung seelische Verspannungen. Es hilft uns, einmal kräftig durchzuatmen. Viele Dinge lösen sich dann von selber und wir werden ruhiger und gelassener.
Eigenschaften
Beruhigend, entfesselnd, befreiend
Sammelzeit
In der Sommersonnenwende
Volksglauben
Getrocknete Gänsefingerwurzeln bei sich getragen, soll die Liebe anziehen. Weil die Blätter des Gänsefingerkrauts silbern scheinen, sagte man, dass im Mondschein Elfen auf dieser Pflanze tanzen. Die berühmten Kräuterbündel beinhalten, in manchen Regionen von Deutschland, immer das Gänsefingerkraut.
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