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Die Herbstzeitlose † | Anpflanzen und pflegen

    Die Herbstzeitlose

    Unsere Grosseltern hatten viele volkstümlichen Eigennamen für die Herbstzeitlose, wie Giftkrokus, Giftblume, Herbstblume, Leichenblume oder auch Wiesensafran. Ihr Botanischer Name heisst Colchicum autumnale. Da diese Pflanze zu den Giftpflanzen gehört, sollte man sie mit grosser Ehrfurcht betrachten und auch so behandeln. Im Mittelalter wurde die Herbstzeitlose oftmals für Giftmorde genommen. Genauso verwendeten sie auch die Selbstmörder des dortigen Zeitalters. Mit den Blättern färbte man früher die Eier zu Ostern; trotz Giftigkeit. Es wurde sogar ein Gedicht über diese giftige Schönheit geschrieben.

    Blühst du wieder, Herbstzeitlose, blassgefärbte, düftelose,
    Großgewiegt vom rauhen Wind, du, des Sommers letztes Kind ?
    Blühst auf herbstlich feuchten Matten in des Waldhals stillen Schatten ,
    Wo die grauen Weiden stehn, wo die leisen Bächlein gehn .
    Während schon das Jahr im Sterben, schon die Wälder sich entfärben:
    Von geschor’nen Wiesenplan blickst du mich noch tröstlich an .
    (Theologe Karl Gerok 1815-1890 )

     

    Herbstzeitlose Anno 1470
    Die Herbstzeitlose | Anno 1470 Hartlieb

     

    Die Herbstzeitlose im Naturgarten und Balkon

    In meinem Naturgarten wächst sie zwischen Beifuss und Schwarznessel, aber irgendwie will sie sich nicht richtig verbreiten. Sie ist ein Schmuckstück in jedem Garten, weil sie ihre rosafarbenen Blüten im Herbst öffnet, wo schon alle anderen Pflanzen vergangen sind. Man wird nie ihre Blätter und Blüten gleichzeitig sehen. Das macht sie auch so besonders und daher kommt auch ihr Name; Herbstzeitlose. Ihre Blätter erinnern mich ein wenig an Tulpenblätter, nur das sie nicht so dick und stabil ausgestattet sind. Sie brechen leider sehr schnell. Sie bevorzugt einen sonnigen bis halbschattigen Platz und hat eigentlich keine intensiven Ansprüche. Leider lieben sie auch die Nacktschnecken, wie so viele giftigen Planzen. Ihre Blütezeit ist von September bis in den November hinein und ihre Blätter treiben meistens ab April aus. Die Herbstzeitlose kann eine Hohe von bis zu 20 cm erreichen. Wer unter empfindlicher Haut leidet, sollte Handschuhe beim Hantieren mit dieser Giftpflanze tragen, weil sie die Haut stark reizen kann.

    Im Allgemeinen setzt man die Zwiebeln im Spätsommer, also ca. ab August. Wobei ich mich an sowas nicht halte. Ich setze Blumenzwiebeln, wie ich sie bekomme und konnte noch nie einen Nachteil daraus sehen. In einem Topf kann diese schöne Pflanze auch gepflanzt werden, weil sie nicht viel Platz benötigt. Der Topf sollte breit und etwas tiefer sein, weil die Herbstzeitlose aus einer Blumenzwiebel wächst. Man sagt eine Pflanztiefe von 10 bis 20 cm sollte sein, und auch der Abstand der jeweiligen Blumenzwiebeln sollte so berechnet werden. Damit kann sich die Herbstzeitlose gut ausweiten und treibt kräftige und grosse Blüten. Verwechselt werden kann diese Pflanze mit Herbst-Krokussen. Daher sollte man ein wenig darauf achten und Krokusse nicht dicht an Herbstzeitlosen pflanzen. Diese beiden Pflanzen sehen sich sehr ähnlich. Herbst-Krokusse habe ich nicht in meinem Wildgarten, aber „normale“ Krokusse, die im Frühling wachsen.

     

    Blüte einer Herbstzeitlosen
    Blüte einer Herbstzeitlosen | ©CG

     

    Die Herbstzeitlose in der Natur

    Ihren natürlichen Lebensraum hat die Herbstzeitlose auf Waldlichtungen und wechselfeuchten Wiesen. Gerade auf diesen Wiesen findet man sie noch zahlreich. Das „noch“ möchte ich betonen, weil es sie sonst auch trifft, unter Naturschutz gestellt zu werden. Eine Verwechslung kann mit Bärlauch und auch dem Maiglöckchen vorkommen, wobei das Maiglöckchen auch zu den Giftpflanzen gehört. Aber beim Bärlauchsammeln, sollte schon sehr darauf geachtet werden. Die Blüten gelten auch als Zeigerpflanze im Phänologischen Kalender, denn sie zeigen den Frühherbst an. Die Bestäubung erfolgt von Fliegen und Bienen.

     

    Die Herbstzeitlose im Glauben unserer Vorfahren

    Bei den Altgermanen war sie dem Gott Donar geweiht. Sie galt auch als Schutzpflanze, die gegen Schutz bei Schäden der Wintermonate eingesetzt wurde. Sie war zu der Zeit eine wichtige Hexenpflanze; so der Volksglaube. In der Walpurgisnacht pflückten die Hexen die Herbstzeitlose, um damit Menschen und das Vieh zu vergiften. So manche türkischen Völker berauschten sich durch einen Weinaufguss mit den Blüten. Die Herbstzeitlose gehört auch zu den Stinsenpflanzen, dass sind Pflanzen die vermehrt neben Burganlagen wachsen.

    Früher gab es sogenannte Rockenstuben; auch Spinnstuben genannt. Dort versammelten sich die Frauen, um in den Wintermonaten Handarbeiten gemeinsam zu erledigen. Eine Rockenstube begann meistens am Ende der Feldarbeiten, im Spätherbst. Eine Rockenstube dauerte bis Lichtmess, manchmal sogar bis Pfingsten hinein. Man sah in manchen Gegenden von Deutschland die Herbstzeitlosenblüte als Beginn an. Daher kommen auch ihre volkstümlichen Bezeichnungen, wie „die Spinnerin“ oder Spinnblume, wie in der früheren Steiermark (Österreich). Zu Lichtmess herum, wurde nicht mehr am Abend in den Spinnstuben gearbeitet. Wenn man es doch wagte, bis in die Nacht hinein am Rocken zu sitzen, würden am darauffolgenden Tag sämtliche Spindel verdreht, das Garn verwirrt und die Fäden zerrissen sein; so ein alter Volksglauben.

     

    Eine sogenannte Rockenstube
    Eine Spinnstube Anno 1863

     

    Die Herbstzeitlose im medizinischen Volksglauben

    Als Mittel gegen die Pest wurden die Knollen um den Hals getragen. Man nahm die Herbstzeitlose als Zeitlosentinktur und Zeitlosenwein gegen Asthma, Gicht, Rheuma und Wassersucht ein. Es wurden früher auch sogenannte Gichtpillen aus den Samen hergestellt. Auch wurde ein spezieller Wein und Essig angefertigt. Ich frage mich bei solchen volksheilkundlichen Einnahmen, wie es ausgegangen ist? Die Menschen müssen doch reihenweise davon gestorben sein? Gegen die Rote Blutruhr wurde die zerstossene Knolle in ein Säcklein gefüllt und in den After geschoben. In der Pfalz befeuchtete man früher Hautflechten mit den geschabten Knollen der Herbstzeitlosen, wie auch mit einem Zwiebel-Zaunrübengemisch.

    Unsere alten Vorfahren nannten die Pflanze: Filius ante patrem (der Sohn vor dem Vater), weil man irrtümlicherweise annahm, die Pflanze entwicklt ihre Früchte vor der Blüte. In der damaligen Slowakei wurde geglaubt, dass die Zwiebel, zerquetscht und mit Schweinefett geschmort, alle Tiere tötet, die blind geboren wurden. 

    Ich möchte hier zum Schluss nochmal schreiben, dass diese Pflanze hochgradig giftig bis tödlich ist, falls jemand darauf kommt und mit der Herbstzeitlosen herumhantieren will. Solche Giftpflanzen sind Pflanzen, die wir uns in den Naturgarten pflanzen, um unseren Geist an ihrer Schönheit zu erfreuen, so wie es auch Rosen sind oder gefüllte Blüten von anderen Gartenblumen.

     


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