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Das Immergrün war ein Totenblümchen | Altes Pflanzenwissen

    Das Immergrün im Naturgarten und Brauchtum

    Das Pflanzenwissen, um das Kleine Immergrün ist riesig in alten Büchern. Es ist ein hübsches kleines Gewächs für den Naturgarten. Früher hat man es in vielen Gärten gesehen; heute leider weniger. Wobei es recht problemlos ist und mit seinen lilafarbenden Blüten, die reichlich erscheinen, ein schönes Erscheingsbild sind, an Ecken in Gärten, die doch recht schattig liegen. Für unsere Urgrosseltern war es eine Totenblume, die im Volkstümlichen auch so genannt wurde. Es wird auch Wintergrün genannt und in damaliger Zeit auch Sinngrün. Das Immergrün ist auch eine alte Färberpflanze. Bei dem Verfahren erhält man einen schönen Gelbton.

     

    Immerkrautblüten in meinem Naturgarten
    Immergrünblüten in meinem Naturgarten | ©CG

     

    Dem Immergrün seine Geschichte

    Die Geschichte des Immergrüns ist sehr lang, aber unheimlich interessant. Nicht nur als Totenblume machte sie sich einen Namen, sondern sie war auch das Sinnbild der Treue und den Jungfrauen geweiht. Daher bekamen Jungfrauen bei ihrem Tod einen Immergrünkranz mit in das Grab. Noch bis zum Ende des 18. Jahrhundert sollte kein Jüngling, keine Jungfrau begraben werden, deren Leiche nicht mit einem Kranz aus diesem Kraut geschmückt war. So ein Kranz schützte die Toten vor Verwesung. Hieronymus Bock berichtete, er habe im Jahr 1535 einen schon lange begrabenen Leichnam gesehen, der samt seinem Sinngrünkranz nicht verwest gewesen war. Wenn aus einem Immergrünstrauch ein Kranz für einen Toten gepflückt wurde, so soll es nicht gut sein, aus demselben Strauch einen Kranz für eine Braut zu nehmen, denn diese würde dann nicht lange leben.

    Die Totenviole, auch Totengrün genannt, über ein Grab gepflanzt, betrachtete man als einen unzerstörbaren und schützenden Teppich, der den Schlummernden auf das Sanfteste einhüllt. Bei Begräbnissen einer ledigen Person trugen die Kerzenmädchen in Leitmeritz (Tschechien) häufig Kränzchen von Totenkraut auf dem Kopf. Der Rosmarin und auch der Efeu teilen sich den Volksglauben mit dem Immergrün. Sie sind alle drei Pflanzen, die mit dem Sterben sinnbildlich zutun haben. Der Rosmarin teilt sich mit dem Immergrün, Freude und Leid gleichsam willkommen zu heissen und der Efeu symbolisiert den gleichen Charakter wie das Immergrün.

    Das Immergrün trat nicht selten in Orakeln auf. In der Matthiasnacht flechteten sich die Mädchen einen Immergrünkranz. Einen aus Stroh und nahmen eine Handvoll Asche. Damit gingen sie um Mitternacht schweigend an ein fliessendes Wasser, wo sie die drei Sachen schwimmen liessen. Schweigend mit verbundenen Augen tanzte ein Mädchen nach dem anderen, um das Wasser und griff sich dann die Weissagung: im Immergrün den Brautkranz, im Stroh Unglück, in der Asche Tod (Hildesheim).

    Vielfach bestand das Orakel darin, dass Immergrünblätter ins Wasser geworfen werden und aus dem Zusammenschwimmen zweier Blätter auf die künftige Heirat geschlossen wird. Ausführlicher berichtete man hier; am Bartholomäustage (24. August) werden in der Spinnstube in eine Mulde voll Wasser zwei Blätter vom Immergrün gelegt, eins für einen Junggesellen, das zweite für ein Mädchen und zwar an jedem Ende der Mulde ein Blatt. Dann wird die Mulde auf einen Schemel oder eine Bank gestellt und für jedes Blatt ein Name gesagt. Schwimmen die Blätter zusammen, so kommt auch das Paar in diesem Jahr zusammen, wenn nicht, so wird aus der Heirat nichts.

    An Neujahr legte man ein Immergrünblatt auf die Feuerstelle oder auf eine heisse Feuerschaufel; kräuseln sie sich, so bedeutete es Glück, verbrennen sie, so stirbt man im kommmenden Jahr. Immergrün auf eine heisse Pfanne, und zwar in dem Namen dessen, den man verdächtigt gestohlen zu haben. Ist die Person schuldig, so springt das Blatt wieder heraus, wenn nicht, so bleibt es darin (Stuttgart 15. Jh.).

    Das zwischen den beiden Frauentagen gesammelte Immergrün wirkte gegen Zauber, berichtete man damals aus der Oberpfalz. Dieses Kraut schütze gegen Zauberkrankheiten, wenn es am Palmsonntag oder an Maria Himmelfahrt gesammelt wird. Wer dieses Kraut dann bei sich trägt, über den hat der Teufel keine Gewalt. Wenn man Wurzeln an Maria Himmelfahrt gräbt, so haben sie noch grössere Kraft als sonst. Wer Sinngrün bei sich trägt, das zwischen zwei Marientagen gesammelt sein muss, dem tat weder der Teufel noch die Hexe etwas an.

    Sie können auch in kein Haus über dessen Tür diese Pflanze hängt. In den Stall gehängt, schützte es vor Hexen. Ebenso gab man dem Vieh an Walpurgis drei Stängel Immergrün zu essen. In den Alpen weihte man Immergrünkränze und hing sie vor den Fenstern auf, sie seien gut gegen den Blitz; so der Glaube. Auch war das gesammelte Kraut gut gegen die Hexen. Unter das Kopfkissen des Kindes gelegt milderte es die Krämpfe und bei schwerem Zahndurchbruch.

    Die Totenviole, wie sie mancherorts hiess, war vorzüglich gegen Zauberei, besonderlich gegen die durch Besprechung oder Hexentränke hervorgerufene Liebe. Sowas wurde damals in so manchen Kräuterbüchern des 18. Jahrhunderts angepriesen. Dafür wurde das Kraut am Maiabend gesammelt. Diese Menschen, die den Volksglauben im 18.-19. Jahrhundert noch massiv ausübten, wurden mancherorts Altgläubige, also keine Heiden mehr, genannt.

     

    Das Grosse Immergrün
    Grosses Immergrün | ©CG

     

    Vorkommen in der Natur

    Das Immergrün findet man an schattigen Plätzen, aber ich habe es auch schon an Wiesenrändern in voller Sonne gesehen. Oftmals sieht man das Immergrün auch an Waldrändern, wo Gartenschutt abgelegt wurde. Seine Blütezeit ist von März bis Juli. Diese Pflanze hat lederartige sehr harte Blätter und sie sind sehr dunkelgrün. Bei Vorkommen in der Natur sind sie oftmals von Menschen dort angesiedelt worden und deuten auf eine ehemalige Burg oder andere Orte, wo Menschen gesiedelt haben, hin. Darum gehört diese Wildpflanze zu den Stinsenpflanzen. Diese Wildpflanze steht hier bei uns in Deutschland nicht auf der Roten Liste. Verwechslungen kommen eigentlich nicht vor. Hier bei uns wachsen nur zwei Arten, nämlich das Grosse und das Kleine Immergrün. Das Grosse Immergrün (Vinca major) hat grössere und rundere Blätter, als das Kleine Immergrün.

     

    Immergrünblüte
    Immergrünblüte | ©CG

     

    Anbau im Naturgarten

    Ich selber habe das Immergrün an verschiedenen Stellen angepflanzt. Ein wunderbarer Bodendecker, der nur leider sehr wuchsfreudig ist. Wenn er im völligen Schatten wächst, entwickelt er auch seine hübschen Blüten, aber nicht so reichlich, als wenn er im Halbschatten wächst. Schneckenfrass kennt er nicht und aus den kleinen Ranken können schnell neue Pflanzen gesetzt werden. Unter Bäumen, im Schattenbeeten oder an Stellen im Garten, wo es doch recht schattig ist, sind die Plätze an dem sich das Immergrün wohlfühlt. Mehr braucht man für die Anpflanzung auch nicht mehr schreiben, denn wenn das Immergrün erstmal Fuss gefasst hat, wird man es nicht mehr so schnell los. Aber das macht ja einen Natur- oder Wildgarten aus.

    Wegen ihren Ranken kann das Immergrün wunderbar in Blumenampeln gesetzt werden. Es kommt auch gut mit Trockenheit zurecht. Auch in Steingärten fühlt es sich wohl. Mit ein wenig mehr Gartenarbeit, kann das Immergrün auch als Beeteinfassung funktionieren. Dafür sollte das Beet aber halbschattig stehen und die entsprechenden Pflanzen dort wachsen. Unter Bäumen, wo manchmal kahle Stellen sind, können sie den Rasen ersetzen. Durch Teilung oder Stecklinge kann das Immergrün vermehrt werden. Seine Blütenzeit ist recht lang und zwar von März bis weit in den Juli hinein. Die Bestäuber sind Schmetterlinge, Wollschweber und Bienen.

     

    Immergrün | ©Hartlieb 1470

     

    Das Immergrün in der alten Volksheilkunde

    Die Mediziner der alten Zeit rühmten das Immergrün gegen allerlei Krankheiten. Sie schrieben es soll blutstillend, zusammenziehend, blutreinigend und auch stärkend gegen Durchfall, Verschleimungen und bei der Lungenschwindsucht (Tuberkulose) sein. Das Trinken des Weins, in welchem dieses Kraut gekocht wurde, stillt die Rote Ruhr. Mit Wasser gekocht gab es wohl ein vorzügliches Gurgelwasser gegen Halsbeschwerden aller Art. Wunden, die mit einer Abkochung davon ausgewaschen und mit dem zerquetschten Kraut verbunden werden, heilen rasch. Das davon abgezogene Wasser heilte die Mundfäule, wenn man den Mund öfters damit ausspült. Gekaut linderten sie auch Zahnschmerzen und halfen aufgelegt bei Bissen giftiger Tiere.

    Im damaligen Polen war das Immergrün ein Volksmittel um den Weichselzopf (verfilzte Haare wegen Läusebefall oder unzureichender Haarpflege) zu verhindern. Wenn man das grüne Kraut zerstösst und auf den Kopf legt oder um den Hals bindet, so stillt es das Nasenbluten. Bei Nasenbluten steckte man zu dieser Zeit zerquetschte und zusammengerollte Blätter in die Nasenlöcher.

    Das Immergrün wird heute als giftig eingestuft. In Schilchers Buch (Prof. Dr. Heinz Schilcher war in der Kommission E tätig) liest man nichts über die Giftigkeit. Er rühmte diese Pflanze sogar als gutes Mittel bei Durchblutungsstörungen des Gehirns im Alter und stellte Rezepte mit dem Immergrün vor. Also was stimmt jetzt? Ich kann es leider nicht beantworten.


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