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Der Schlehdorn | Anbau und Verwendung

    Schlehenfrüchte

    Schlehenkerne wurden schon bei Ausgrabungen von Pfahlbauten gefunden und auch in der Antike und im Mittelalter hatten die Schlehenblüten in der Heilkunde einen grossen Stellenwert. Die alten Germanen umpflanzten mit Dornensträuchern ihre Höfe ein, um Schutz vor wilden Tieren und Geister zu erhalten; dazu gehörte auch der Schlehdorn. Wobei eine Legende besagt, dass der Schwarzdorn was gegen den Weissdorn hat. Alte Schriftsteller betiteln den Schlehdorn auch als echter germanischer Strauch. Aber auch die Kelten nahmen das Schlehdornholz für ihre Oghamstäbchen. Dazu hatte ich mal einen Artikel geschrieben. Keltische Og(h)am Stäbchen und ihre Bedeutung zum selber machen

     

    Schlehdorn in der Volksheilkunde
    Schlehdorn Steckbrief |©CG

    Botanischer Name

    Prunus spinosa. Spinosa deutet auf die Zweige hin und steht für dornig oder auch bedornt. Das Wort „Schlehe“ soll germanischer Herkunft sein und einfach nur „Blau“ heissen.

    Volkstümliche Namen

    Schwarzdorn, Dornstrauch, Schlehdorn, Dornschlehe

    Hauptanwendung

    Blasen- und Nierenbeschwerden, Verstopfung

    Volksheilkunde

    Durchfall (Schlehenfrüchte), Verstopfung (Schlehenblüten), Nieren- und Blasenbeschwerden, Stärkungsmittel, Zahnfleischentzündungen, Magenbeschwerden, Fieber, Hautausschläge, Husten, Appetitlosigkeit, Müdigkeit, Blutreinigungskur, Wundheilung, Erholung von langer Krankheit

    Eigenschaften

    zusammenziehend, abführend, entzündungshemmend, magenstärkend, fiebersenkend, stärkend, harntreibend, schleimlösend, entkrampfend, schweisstreibend, blähungswidrig, blutreinigend, wundheilend, immunsystemstärkend, vorbeugend

    Inhaltsstoffe

    Gerbstoffe, Glykoside, Apfelsäure, Flavonoide, Vitamin C, Blausäure (Kerne)

    Verwendete Pflanzenteile

    Blüten, Rinde, Früchte und Blätter

    Darreichungsform

    Tee, Sirup, Heilwein, Tinktur, Früchtemus, Gurgelwasser, Kräutermilch

    Vorkommen

    Die Schlehe wächst wild an Wald- und Feldränder, meist mit anderen Dornsträucher wie Brombeere und Heckenrose.

    Blütezeit

    März bis Mai (je nach Region)

    Verwechslung mit anderen Pflanzen

    Die blühende Schlehe wird oft mit dem Weissdorn verwechselt oder auch manchmal mit der Pflaume.

    Rote Liste & Insektenwelt

    Nicht geschützt. Er steht auf keiner Roten Liste von Deutschland. Trotzalledem sollte die Wildsammlung mit grosser Vorsicht geschehen, weil dieser Strauch vielen Tieren Nahrung und ein Zuhause bietet.

    Für die Vogelwelt ist der Schlehdorn eine wichtige Nahrungsquelle und auch mancher Vogel baut in diesem Strauch sein Nest oder sucht Schutz in ihm. Der Neuntöter (Vogelart) spiesst seine Nahrung auf die Dornen der Schlehe. Genauso die Blüten für die Insekten. Daher gehört die Schlehe in jeden Naturgarten. Schmetterlinge, Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen beziehen hier ihren Nektar. Die Schlehe beheimatet an die 70 verschiedene Schmetterlinge, die auf ihren Blättern ihre Eiablage tätigen. Auch in einem Fledermausgarten sollte er reichlich gepflanzt werden.

    Anbau im Garten und Balkon

    Der Schlehdorn ist ein Strauch der ca. 3 Meter hoch wird. Meist ziert er Hecken und Knicks und sieht gut aus, wenn er zusammen mit dem Weissdorn, Brombeere und auch der Heckenrose gepflanzt wird. Bei uns in Norddeutschland nennt man sowas Knick. Er kann auch halbschattig gepflanzt werden. Eine sehr problemlose Pflanze, die auch in einem grossen Topf kultiviert werden kann, dann aber nicht so gross wird.

    Bauernregeln

    „Je eher im April der Schlehdorn blüht, desto früher der Bauer zur Ernte zieht!“

    „Wenn der Schlehdorn blüht am Hag, so wird es Frühling auf einen Schlag“

    „Um Heu und Korn wird schlimmer es steh´n, Je später wir Blüten am Schlehdorn seh´n.“

    „Wenn es viele Schlehen gibt, dann gibt es einen strengen Winter.“

    Phänologischer Kalender & Zeigerpflanzen

    Im phänologischen Kalender ist er eine Zeigerpflanze für den Frühling und Spätherbst. Der Schlehdorn wird seit jeher als Zeigerpflanze auch für die Aussaat genommen. Diese Pflanze spielte im bäuerlichen Aberglauben eine grosse Rolle, sozusagen als Ernteorakel.

    Gärtnern mit dem Mond

    Der Schlehdorn wird bei zunehmenden Mond gepflanzt. Wobei man nicht bei zunehmenden Mond Schlehen pflücken sollte, weil sie dadurch, nach einem alten Glauben, an Heilkraft verlieren.

    Sammelzeit

    Frühling (Blüten)

    Frühling oder Herbst (Blätter)

    Spätherbst (Früchte)

    Frühling oder Herbst (Rinde)

    Ernte & Trocknung

    Die Blüten müssen immer bei trockenen Wetter gesammelt werden. Die getrockneten Schlehenblüten nehmen eine leicht beige Farbe und sie sollten bei der Trocknung niemals gewendet werden. Wenn sie zu braun werden, dann werden sie aussortiert. Der liebliche Geruch verflüchtigt sich leider bei der Trocknung. Schlehenblüten werden in Holzschächtelchen aufbewahrt.

    Die Früchte werden nach den ersten Nachtfrösten gesammelt, weil sie dann nicht mehr so herb und zusammenziehend schmecken. Die Methode die Schlehen in den Gefrierschrank zu stecken, um so ihren Eigengeschmack zu verringern, funktioniert meines Wissens nicht, weil die Stoffe in der Natur sich zurück in die Äste verziehen, was ja im Gefrierschrank nicht passiert. Schlehenfrüchte können auch getrocknet werden. Dafür wird meist der Dörrautomat oder der Backofen genommen oder wenn ihr einen Holzofen habt, könnt ihr sie dort trocknen. Wer in diesem Jahr keine mehr findet, der kann Schlehen online kaufen*.

    Geschmack & Geruch

    Bittermandelartig & süss (Blüten)

    Herb & geruchlos (Früchte)

    Verwendung in der Küche/Haushalt/Kosmetik/Tierhaltung

    Um im Winter seine Abwehrkräfte zu stärken sollten in der Winterzeit Schlehdornprodukte gegessen oder getrunken werden, in Form von Marmelade, Sirup in Tee, Mus oder als Saft. Die Schlehenfrüchte sind ein Ersatz für Oliven, die sogenannten Eifeloliven oder Schlehenoliven:

    Dafür nehmt ihr 500g Schlehen und gebt sie in ein grosses verschliessbares Gefäss. Dann wird 500 ml Wasser mit 1/2 Bund Thymian, 1 x Lorbeerblatt, 10 Nelken und 100 g Meersalz in ein Topf gegeben und alles aufgekocht. Das Salz muss sich ganz auflösen. Danach übergiesst ihr mit diesem Sud die Schlehen. Gut verschliessen oder nur mit einem Leinentuch bedecken und für 2-3 Monate ziehen lassen.

    Aus der Schlehe kann auch Tinte hergestellt werden, die in früheren Zeiten viel genommen wurde. Das Rezept soll aus dem 12. Jahrhundert sein:

    Im Frühling werden Schlehenzweige geschnitten, getrocknet, um dann anschliessend die Rinde abzumachen. Dann wird die Rinde in Wasser quellen gelassen. Wenn das Wasser eine rotbraune Farbe angenommen hat (ca. 3-5 Tage), wird die Flüssigkeit abgegossen und aufgefangen und aufgekocht. Dann wird die Rinde wieder dem heissem Wasser hinzugefügt. Ihr solltet diesen Vorgang so lange machen, bis die Rinde regelrecht ausgelaugt ist. Dann kann sie aus dem Wasser entfernt werden. Nun wird dieser Sud langsam eingekocht und mit Wein versetzt. Dann wird diese Masse in Pergamentsäckchen gegossen und in die Sonne gehängt. Dadurch erhält man eine sehr harte Masse, von der man nach Bedarf etwas abbricht und in sehr wenig Wein oder Wasser auflöst.

    Getrocknete Schlehenblätter sind auch ein guter Tabakersatz. Sie dürften damals in keiner Mischung fehlen.

    Rezepte mit der Schlehe

    Tee-Zubereitung

    • 1 Esslöffel Schlehenblüten
    • 250 ml Wasser

    Das heiße, nicht mehr kochende Wasser über die Schlehenblüten giessen und ca. 5-7 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Nach Bedarf mit etwas Honig gesüßt, jeden Tag ein bis zwei Tassen trinken. Dieser Tee lindert die Beschwerden bei Verstopfung und ist leicht abführend. Auch in einer Blutreinigungskur im Frühling wurde früher dieser Tee sehr oft getrunken. Dafür trinkt man ihn 3-4 Wochen und kalt.

    Schlehdorn-Tinktur

    In einen Liter 40% Alkohol (Wodka oder Korn) setzt man 6 Esslöffel Schlehenblüten an. Ca. für 3 Wochen ziehen lassen und dann abfiltern. Genommen wird diese Tinktur in der Volksheilkunde gegen Engegefühl und Stechen am Herzen.

    Schlehdorn-Marmelade

    Für diese leckere Marmelade benötigt ihr 500 g Schlehen, die gewaschen und halbiert werden. Sie werden mit 250 ml Wasser über Nacht stehen gelassen. Am nächsten Tag wird diese Mischung aufgekocht und dann durch ein Sieb gestrichen. Dann wird dieser Schlehenmus mit 500 ml Weisswein und 750 g Gelierzucker aufgekocht und in sterilisierte Gläser gefüllt. Diese Marmelade eignet sich auch gut in Joghurt gerührt. Diese Schlehenmarmelade wirkt appetitanregend, indem man vor dem Essen einen Löffel davon zu sich nimmt.

    Schlehenlikör

    1 kg Schlehen waschen, abtropfen lassen und zerdrücken. Zusammen mit 1 Liter Wodka, einer aufgeschlitzten Vanilleschote und 1 Zimtstange in ein Gefäss geben und verschliessen. Dieser Ansatz wird für 4-6 Wochen dunkel gelagert und danach der Ansatz herausgefiltert. Nun löst ihr 250 g Zucker in 1/4 Liter heissem Wasser auf und fügt den Schlehenansatz hinzu. Nun noch alles in Flaschen umfüllen. Dunkel und kühl lagern. Eine Köstlichkeit in kalten Winterabenden.

    Schlehensirup

    Dieser Sirup schmeckt sehr gut als Süssungsmittel in schwarzen Tee und gibt Abwehrkräfte im Winter. Dafür braucht ihr 500 g Schlehen, die ihr wascht und in einen Topf gebt und heisses Wasser hinzufügt, bis sie gerade so bedeckt sind. Diese Mischung wird für einen Tag stehen gelassen. Danach giesst ihr den Saft ab und kocht ihn auf und giesst ihn wieder über die Schlehen. Dann giesst man diese Flüssigkeit samt Schlehen durch ein Sieb und fangt den Saft auf, den ihr nun mit einer Brise Zimt und Nelkenpulver, sowie 180 g Zucker mischt und aufkocht. Es wird so lange gekocht, bis der Zucker sich aufgelöst hat und ein wenig eingedickt ist. Dann wird alles in kleinen Fläschchen umgefüllt.

    Schlehenwasser

    Schlehenwasser wurde früher gerade von der armen Bevölkerung viel getrunken. Es war sozusagen ein Lebenselixier. Dafür benötigt ihr Schlehen die ihr dreimal mit kochendem Wasser übergiesst und für einen Tag durchziehen lasst. Es kann auch als Gurgelwasser verwendet werden.

    Schlehdornmilch

    Diese Kräutermilch lindert Beschwerden bei Entzündungen. Dafür nehmt ihr je eine Handvoll Schlehen- und Kamillenblüten und einen halben Liter Milch. Zusammen kocht ihr es auf und tränkt ein Stück Leinen damit, um damit dann eure Entzündungen zu betupfen oder es darauf aufzulegen. Bei einer Auflage sollte es eine halbe Stunde auf der Entzündung liegen bleiben.

    Schlehen-Gin

    Dafür benötigt ihr 250 g Schlehenfrüchte, die ihr ein wenig ansticht mit einem Holzspiess oder Gabel. Dann füllt ihr sie in eine Flasche, fügt 50 g Zucker und drei ungeschälte Mandeln hinzu. Dann wird alles mit Gin aufgegossen und gut verschlossen. Zum Anfang muss täglich geschüttelt werden, damit sich der Zucker auflöst. Es wird für 3 Monate stehen gelassen und dann abgefiltert und in andere Flaschen umgefüllt. Die vollgesogenen „Ginschlehen“ können anderweitig verwendet werden.

    Schlehdornblüten-Wein

    Dieser Heilwein ist in der Erfahrungsheilkunde der Klassiker. Er unterstützt den Körper nach langer Krankheit und beugt Müdigkeit, gerade die Frühjahrsmüdigkeit vor. Um in den Genuss zukommen, nehmt ihr soviele Schlehdornblüten, dass euer Gefäss zu 1/3 gefüllt ist. Dann mischt ihr 3 Esslöffel Honig und 700 ml Weisswein hinzu, verschliesst es und schüttelt es gut durch. Die Ziehzeit beträgt 2-3 Wochen. Danach wird alles abgefiltert und in andere Flaschen umgefüllt. Bei Verlangen kann ein Schnapsglas voll getrunken werden.

    Nebenwirkungen

    Rohe Schlehen sollten nicht in Massen verzehrt werden, weil es sonst du leichten Vergiftungen kommen kann, da die Kerne Blausäure enthalten. Durchs Erhitzen, wie zum Beispiel beim kochen wird die Blausäure zerstört. Bitte beachtet, dass diese Vorstellung den Gang zu einem Arzt oder Heilpraktiker nicht ersetzt. Bitte auch meinen Hinweis vor einer möglichen Anwendung lesen!

     

    Schlehen
    Schlehenfrüchte |©CG

    Räuchern mit der Schlehe

    Nach altem Glauben wird in den Rauchnächten vermehrt mit dornigen Schlehenzweigen und dem Holz geräuchert, um Schutz vor der Haustrude zu bekommen. Dafür nahm man die Räucherpfanne.

    Magische Eigenschaften

    Schützend, fluchbrechend, hexenabwehrend, heilend

    Magische Sammelzeit

    Zum Schnitterfest

    Magische Anwendungen im Volksglauben

    Ein Schlehdornzweig wehrt Hexen ab, indem man ihn an die Haustür befestigt oder auch an der Stalltür, wenn bemerkt wird, dass was mit den Tieren dort nicht stimmt. Es sollte in der Walpurgisnacht vollzogen werden, denn dann soll die Schlehe die stärkste hexenabwehrende schützende Eigenschaft besitzen. Um sich selber vor Hexen und böswilligen Menschen zu schützen, werden kleinen Schlehenzweiglein in die Kleidung eingenäht. Kleine Schlehdornzweige schützen auch vor Holzsplitter und eventuellen Eiter. Früher war Hexenglauben weit verbreitet. Ein Hexenbann mit dem Schlehdorn möchte ich euch hier aufschreiben:

    „Neun Jahre sollst du bleiben wo du bist und dann verfaule!

    Neun Jahre sollst du dursten, neun Jahre sollst du hungern,

    neun Jahre sollst du nicht schlafen, neun Jahre nicht die Liebe geniessen,

    wenn du böses Weib in unsere Nähe kommst!“

    Diese Worte werden auf Papier geschrieben und dieses Papier um einen dornigen Schlehenzweig gebunden, um ihn unter die Haustürschwelle der angeblichen Hexe zu vergraben. Aus Schlesien im Jahre 1631 ist schriftlich festgelegt, dass es damals zu dieser Zeit Gespenster und Hexen in Mengen sich dort herumtrieben und die dort lebenden Menschen verunsicherten. Daher beschloss man, so manche Leiche wieder auszugraben und ihnen einen Schlehdorn durchs Herz zu stossen.


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