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Die Wegwarte – Ein Kraut voller Magie

    Die Wegwarte hatte für unsere Urgrosseltern eine grosse Bedeutung, daher gehörte sie zu den Zauberpflanzen. Volkstümliche Namen gab es reichlich, wie zum Beispiel Wegleuchte, Sonnenwende, Sonnenbraut, Feldwegwarte oder wie im ehemaligen Ostpreussen Verfluchte Jungfer. Die weissen Blüten waren der männliche Part; der Wegwart. Die blaublühenden Wegwarten waren die weiblichen; die Wegwarte. Aber auch die Ringelblume wurde Anno dazumal, als männlicher Partner der Wegwarte angesehen.

    Unsere Urgrosseltern glaubten, dass alle Wegwarten verwunschene Menschen sind. Die blauen böse, die weissen gute.

     

    Die Sage der Wegwarte

    In jener Zeit, wo noch die Wünsche galten, gingen einst zwei Schwestern der Mutter entgegen. Der Älteren aber, welche starren Charakters war, schien der Weg zu weit, und sie entschloss sich, die Mutter am Wege abzuwarten, während die jüngere Schwester weiter und der Mutter entgegenging. Sie drehte der Sonne den Rücken und grollte sehr bald über das lange Ausbleiben der Mutter. In ihrer Ungeduld brach sie endlich in Verwünschungen aus und sagte: „Ei, da wünschte ich doch gleich eine Wegwarte zu werden.“ Und siehe da, augenblicklich war sie in eine Wegwarte verwandelt, die noch heute am Wege steht und auf die kommende und sie erlösende Schwester wartet. Und weil die Jungfrau ihr Antlitz von der Sonne weggewendet hatte, so muss sie jetzt zur Strafe als „Sonnenwende“ sich der scheinenden Sonne zeigen.

    Einer anderen Sage zufolge war sie eine Jungfrau, die im Gram, um ihren Geliebten am Wege sass und dann verwandelt wurde.

    Einst war einer Prinzessin ihr Geliebter untreu; da wollte sie sterben vor Leid und doch wieder nicht sterben, damit sie ihn noch immer sehen könne. Da erbarmte sich ihrer der liebe Gott und verwandelte sie, samt ihrem blauen Kleide, in die Wegwarte.

    Eine andere Sage weiss, dass ein Mädchen um den in einer Schlacht gefallenen Geliebten sieben Jahre lang geweint habe. Als man ihr zuredete, einen andern Mann zu nehmen, entgegnete sie:

    Eh als ich lasse das Weinen stehn. Will ich lieber auf die Wegscheid gehn. Eine Feldblume dort zu werden.

     

    Die Wegwarte
    Die Wegwarte ©Hartlieb 1470

     

    Sammelrituale

    Die Wegwarte soll am St. Peterstag um zwei Uhr zur Vesper mit einem Hirschgeweih ausgegraben, darf aber dabei nicht mit der Hand angefasst werden; dann gewinnt man die Liebe der Person, welche man damit berührt.

    Es gehörte Mut dazu, diese Wurzel abzuschneiden. Spricht man ein einziges Wort dabei, so ist man verloren. So sah einst ein Mann, als er die Wurzel einer weissen Wegwarte schneiden wollte, einen Mühlstein über seinem Kopf kreisen, dass er sich so erschrak und gleich davonlief, ohne die Wurzel aus der Erde zu nehmen. Hätte er auch nur einen Laut von sich gegeben, hätte ihn der Mühlstein erschlagen.

    In Pfullingen (Baden-Württemberg) gab es eine Frau, die die Wegwarte erntete, wo immer sie sie sah. Wer im Umkreis eine Wegwarte sah, sollte ein Stock neben der Pflanze stecken und die Wegwarte daran anbinden und der Frau die Fundstelle melden. Diese Frau ging dort mit noch Jemanden hin, der die Wurzel nicht ganz durchschnitt, den Rest hat die Frau mit einem Goldstück abgeschnitten. Während dieser Szene, gingen die Menschen von Haus zu Haus und befahlen, die Frau nicht anzusprechen, damit die Wurzel ihre Magie behält.

    An Maria Himmelfahrt geht man vor Sonnenaufgang, ohne dass man ein Wort reden oder von jemanden angeredet werden darf, an den Fundort dieser weissen Wegwarte und spricht mit dem Gesicht gegen Sonnenaufgang:

    „Gott grüss euch, ihr lieben Wegwarten allzumal, die ihr hinten und vor mir seid, stillt Blut und heilt Wunden und alles insgesamt und behaltet eure Kraft, die euch Gott und die heilige Maria gegeben hat“

    Danach machte man dreimal das Kreuzzeichen und gräbt dann mit einem Stock die Wurzel aus, auch darf die Wurzel mit der blossen Hand nicht berührt werden. Dann wird der ganze Stock in den Kräuterbündel für die Kräuterweihe gebunden und zur Weihe getragen.

    Die blaue Wegwarte wird am Dominikustag (4. August) 12 Uhr ausgestochen und wenn man ein Stückchen Wurzel auf Brot isst, vergehen alle Schmerzen.

    Auch aus dem ehemaligen Böhmen sind verschiedene Beschwörungen der Wegwarte bekannt. Die Wegwarte muss am Tage Peter und Paul, an Jacobi, Johanni, am Palmsonntag, an Maria Himmelfahrt im Zeichen der Jungfrau, beim Vollmonde gegraben werden.  Als Ausgrabewerkzeuge werden Silber und auch Vom Blitz getroffenes Holz.

     

    Rosa Blüte einer Wegwarte
    Weisse und rosa Blüten sind seltener bei einer Wegwarte und dazu noch magisch | ©CG

    Der Zauber um die weisse Wegwarte

    Wer am Jakobstag, den 25. Juli, eine weisse Wegwarte schweigend mit einem  Goldstück ausgräbt, kann sich, wenn er sie bei sich trägt, stich-und schussfest, sowie auch unsichtbar machen. Die weisse Blüte war besonders magisch. Sie wurde gepflückt und unters Kopfkissen gelegt. So sahen junge Mädchen ihren zukünftigen Ehemann im Traum. In einem Kampf, sei es auch nur im Streit, soll die Pflanze unbesiegbar und auch unverwundbar machen. Im Glauben unserer Vorfahren wirkte sie schützend auf Geist und Seele.

    Die Wurzel einer weissblühenden Wegwarte hat die Kraft, Dornen, abgebrochene Nadeln oder was sonst in der Haut stecken mag, herauszutreiben. Sie ist aber sehr selten; denn die gewöhnliche blüht blau. Findet man nun aber eine weissblühende, so muss man sie gleich anbinden, sonst ist sie am nächsten Morgen verschwunden.

    Im schwäbischen Glauben glaubte man, wo eine weisse Wegwarte steht, ein Schatz vergraben sei. Die weissblühende Wegwarte ist auch die Wunderblume, die nur ein Sonntagskind pflücken kann.

     

    Die weisse Wegwarte hat eine grosse spirituelle Bedeutung
    Weissen Blüten sind besonders magisch ©Hans

     

    Wie ihr gelesen habt, ist die Wegwarte eine grosse und wichtige Zauberpflanze gewesen. Heutzutage würde ich diese Wildpflanze, der Alraune gleichstellen. Wie ich lernen musste, gibt es soviel Zauberglauben über die Wegwarte, das man ganze Bücher füllen könnte. Gerade auch, wenn es um die doch seltenen weissen Blüten geht. Ihre spirituelle Bedeutung unserer Urgrosseltern war sehr gross und spielte sich im alltäglichen Leben ab. Sie sind ganz anders an die Pflanzen herangegangen und das Alte Wissen darüber ging wie ein Roter Faden von Generation zu Generation weiter, bis der Faden irgendwann abgeschnitten wurde und wir heutzutage vieles erstmal wieder erlernen müssen. Wenn ihr noch mehr über die Wegwarte lesen möchtet:

    Die Wegwarte – Erkennen, sammeln und verwenden

    Mit der Wegwarte räuchern

    Ich hoffe der Beitrag hat euch gefallen. Ich würde mich sehr freuen,

    eure Katja

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