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Das Bingelkraut – Ein magisches Waldkraut

    Über dem Bingelkraut bekommt man nicht soviel zum lesen. Wobei es früher sehr beliebt war. Heutzutage ist es als gering giftig eingestuft und hat wohl daher seinen zauberhaften Ruf verloren. In diesem neuen Beitrag möchte ich euch das Bingelkraut näher beschreiben und was es für einen Sinn für unsere Vorfahren hatte. Natürlich war es voller Magie für sie, wie für fast alle Pflanzen, die aus den dunklen Wälder kamen. Bei den alten Germanen war Wodan diese Wildpflanze geweiht und sie wurde ihm zu Ehren Wodanskraut oder auch Godeskraut genannt. Wenn sie recht wirksam sein sollte, musste sie am Wodanstage (Mittwoch) gesammelt werden.

    Das Bingelkraut in der Natur

    Hier bei uns in Deutschland gibt es zwei Bingelkräuter und zwar das Einjährige Bingelkraut (Mercurialis annua), welches im Frühsommer bis zum Herbst an den schattigen Stellen der Gärten und Wälder seine unscheinbaren grünlichen Blüten entfaltet, stammt aus dem Mittelmeerraum und ist grün bis hellgrün. Das Ausdauernde Bingelkraut (Mercurialis perennis) oder auch Wald-Bingelkraut genannt, ergrünt bereits im ersten Frühjahr und blüht im April und Mai, weshalb man es auch in manchen Regionen Winter- oder Weingartengrün nannte. Beim Trocknen nimmt die ganze Pflanze einen schwarzblauen Farbton an.

    Mit dem Bingelkraut wurden Kinderwünsche wahr

    So, und anders glaubten die Menschen von dieser Wildpflanze. Die eifrigsten Sammler waren die verheirateten Frauen. Man sagte nämlich schon seit alten Zeiten diesem Kraut nach, dass Frauen, die ihrem Gatten einen Sohn oder eine Tochter schenken möchten, dementsprechend den Saft der männlichen oder weiblichen Pflanze zu geniessen hätten. Wobei ständig das Unglück passierte, dass man die weibliche Pflanze für die männliche ansah, und umgekehrt. Manche kräuterkundigen Burg- und Bürgerfrauen der damaligen Zeit suchten im Schatten der Gartenmauern und Weingärten das Wunderkraut, um einen Erben zu erhalten. Daher nannte man diese Pflanze auch Bengelkraut, woraus nach alten Historikern Bingelkraut geworden ist. Die Blätter des weiblichen Bingelkrauts pulverisiert und getrunken oder nach der Menstruation als Zäpfchen (Tampon) gebraucht, fördere die Empfängnis eines Mädchens, die des männlichen Bingelkrauts, in derselben Weise angewandt, die Erzeugung eines Jungen bewirkte.

    Das Bingelkraut in der alten Volksheilkunde

    Anderseits verspeiste man im frischen oder gekochten Zustand die hellgrünen, im Alter und beim Trocknen blaugrünen Blätter des Wald-Bingelkrauts als Abführmittel. Da sie mit der Wildpflanze dem Guten Heinrich an den gleichen Standorten wächst, kam sie wohl auch aus Versehen in den Gemüsetopf und wurde deshalb  der Böse Heinrich  genannt. Denn das Bingelkraut bewirkt, als Gemüse genossen, Durchfall. Desweiteren soll das Bingelkraut geburtsfördernd wirken, wenn es zusammen mit Rosenöl auf „die Scham“ gelegt wird.Vergiftungen sollen beim Menschen nicht vorkommen, aber gewisse Tiere können nach dem Verzehr vom Wald-Bingelkraut sterben.

    Auch heilt ein Stängel des Einjährigen Bingelkrautes den kranken Magen, wenn er mit der Wurzel nach oben daraufgelegt wird. Der Saft des Krauts sollte auch durch das Einreiben einen geschwollenen Bauch beseitigen, indem das gekochte Kraut draufgelegt wurde. Die Blätter desselben auf nässende Augen gelegt, sollen diese bessern. Eine Messerspitze voll von dem getrockneten und pulverisiertem Kraut in den Brei der Kinder gemischt, lindert bei Bauchschmerzen. Gegen Bauchschmerzen gab es, bei unseren Urahnen, von Madame Fouquet (1590-1681) einen Lebens- oder auch Wundersirup. Man bereitete in folgenderweise zu:

    2 kg Bingelkrautsaft, 2 kg Borretschsaft, 90 g weissblühende Veilchenwurzel, 60 g Enzianwurzel, 2 kg weissen Honig, 75 g Weisswein.

    Die Wurzeln werden kleingeschnitten und im Weisswein 24 h ausgezogen. Danach wird das Gemisch gefiltert und die Flüssigkeit mit den Säften und Honig eingekocht bis eine Konsistenz, wie bei einem Sirup, vorhanden ist. Von diesem Sirup nahmen die Menschen jeden Morgen 1 Esslöffel davon ein. Es bewahrt die Gesundheit und macht den Arzt oder die Apotheke überflüssig; so im Glauben unserer Urahnen. Im dunklen Zeitalter war es ein Heilkraut gegen Verstopfung, Wassersucht und Appetitlosigkeit. Das Einjährige Bingelkraut soll gering giftig auf uns Menschen wirken.

    Die Zauberpflanze unserer Vorfahren

    Das Bingelkraut ist eine alte Hexenpflanze, wohl auch die damaligen Alchemisten haben sich ihrer bedient. Daher gehört sie auch zu den Zauberpflanzen. Aus einem Buch Anno 1456 habe ich folgendes:

    Die Hexensalbe musste aus sieben Kräutern gemacht werden. Die Hexen brechen jedes Kraut an dem Tag, der dem Kraut zugehörig war. Am Sonntag die Wegwarte, am Montag die Mondraute, am Dienstag das Eisenkraut, am Mittwoch das Bingelkraut, am Donnerstag die Hauswurz, am Freitag Frauenhaar-Moos und am Samstag die Alraune. Diese Pflanzen wurden mit noch anderen Sachen vermischt und so wurde, eines von unzähligen anderen Rezepten, die Hexensalbe daraus.

    Diese kleine wilde Pflanze galt für die meisten Menschen unheilbringend. Ein Versprechen, in ihrer Nähe ausgesprochen, wurde nicht gehalten, und wenn sie ins Haus gebracht wurde, drohte Unheil. Auch war sie eine Zauberpflanze für Räuber und Diebe. Wenn diese einen Büschel voller Bingelkraut bei sich trugen, so gelangen ihre Missetaten ohne das sie in Verdacht gerieten. Wie schon oben geschrieben, war sie dem alten germanischen Gott Wodan geweiht und musste im Zauberglauben und auch Kinderwunsch an einem Mittwoch gesammelt werden.

    Leider gibt es nicht soviel über diese kleine Waldpflanze zu berichten. Wobei sie doch so eine grosse Zauberpflanze unserer Urahnen war. Aber etwas habe ich euch zum Lesen zusammengetragen und vielleicht, wenn ihr in Wäldern unterwegs seid, beachtet ihr das unscheinbare Bingelkraut unter euren Füssen mit anderen Augen und erzählt es weiter, was man so alles mit dieser Zauberpflanze früher mal gemacht hat.

    Waldige Grüsse aus Mecklenburg,

    Katja


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