Das Johanniskraut: Räuchern, Rotöl & Sonnenwend-Magie

 

Lichtbringer und Sonnenkraft: Das Erbe des Helios

Um das Johanniskraut drehen sich viele Mythen und Legenden. Am 24. Juni, dem Johannistag, wurden seine Blüten über Bildern von religiösen Darstellungen angebracht. Schon unsere Urahnen verehrten das Johanniskraut, als Lichtbringer und symbolisch für die Sonne. Geerntet wurde es zur Sommersonnenwende. Zu diesen Dorffeiern trugen Frauen und Mädchen Kränze aus Johanniskraut auf ihren Köpfen; manchmal zusammen mit Beifuß.

Sein botanischer Name lautet: Hypericum perforatum.

  • Hypericum soll von Helios (der auch Hyperion genannt wird) kommen. Er trägt eine Strahlenkrone und heißt deshalb der Leuchtende.
  • Perforatum bedeutet „durchlöchert“, mit Bezug auf die wie von Nadeln zerstochen aussehenden Blätter und Blüten.

Fuga Daemonum: Der Schrecken der Geister im Alten Glauben

Der aus den gelben Blüten beim Zerquetschen quellende Saft wird an der Luft rot. Diese Umstände haben das um Johannis (24. Juni) erblühende Johanniskraut, das der Teufel vor lauter Wut durchstochen hat, als Wundertätiges erscheinen lassen.

Es ist auch als Fuga daemonum oder Scaccia diavoli (Teufelsflucht) bekannt, weil es früher im Exorzismus als Weihwasserwedel eine große Rolle spielte.

  • Gegen Dämonen: Früher wurde das Johanniskraut einem Angeklagten, wie zum Beispiel in Hexenprozessen, vor den Mund gehalten, um ein Geständnis zu erzwingen.
  • Wahrheitszauber: Oder auch ein aus Johanniskraut gebrauter Trank vernichtete die Macht des Teufels und zwang die Gefolterten, die Wahrheit zu sagen.

Gewitterbann und Liebesorakel: Sprüche der Ahnen

Es diente gegen verhexte Stalltiere und wurde unter die Schwelle vergraben. Zum Verscheuchen von Gewittern wurde Johanniskraut auf ein Feuer geworfen.

Der Gewitter-Spruch: In früheren Zeiten sagte man bei starkem Gewitter folgenden Spruch auf:

„Ist denn keine alte Fraue,

Die kann pflücken Hartenaue,

Dass sich das Gewitter staue?“

Das Liebesorakel: Es wurde auch in Liebesorakeln verwendet. Der aus den Stielen der Blüten beim Abreißen hervorquellende rote Saft bleibt manchmal aus oder ist grau gefärbt. Dies wurde als günstig oder ungünstig aufgenommen und durch diesen Spruch angedeutet:

„Bist mir gut,

Gib mir Blut,

Bist mir gram,

Gib mir Schlamm.“

Der Zauber der Neun: Kräuterbuschen und Heiltränke

Mit Kränzen aus Johanniskraut schmückten sich die um das Johannisfeuer Tanzenden und warfen nach dem Erlöschen der Feuer, die Kränze auf die Dächer, der Häuser, damit diese vor Brandschaden gesichert blieben.

In dem am Mariä-Himmelfahrts-Tage geweihten Kräuterbüschel, der aus 9 Kräutern besteht oder auch mehr, darf nach früherer Vorstellung das Johanniskraut nicht fehlen.

Am Johannistage muss man einen Strauß von 9 verschiedenen Johanniskräutern binden:

Diesen Strauß musste man in der Stube am Balken aufhängen. Ist jemand in der Familie krank geworden, so musste man ihm aus den Kräutern dieses Straußes einen Trank brauen. Gibt man ihn ein, so wird er gesund.

Schutz vor Verhexung: Amulette und Rauch

Das Johanniskraut oder Hartheu, welches man in der Sommersonnenwende gesammelt hatte, schützte vor dem Einfluss der Hexen und bösen Geister. Den Kranz, welchen man an der Sommersonnenwende aus Johanniskräutern gewunden hat, muss man im nächsten Jahr in der Sommersonnenwende verbrennen und damit räuchern. So bleibt man selber vor Unheil bewahrt. Es wurden in der Zeit auch Sonnenwendbündel gebunden. Wie das geht erkläre ich euch in diesem Artikel: Johanniskräuter Sonnwendbündel

Schutz im Haus und am Körper:

  • Amulett: Johanniskraut-Amulette, in Form von kleinen Beuteln bei sich getragen, schützte vor Verhexung und Beschreiung.
  • Haussegen: Im Haus aufgehängt, hält es böse Menschen und üble Nachrede fern. Man kann es dafür auch in ein Gefäß hineintun und ans Fenster stellen. Es wird dann alles Böse von dem Haus fernhalten.

Volkstümliche Namen: Sonnenwendkraut, Tüpfelhartheu, Blutkraut, Hexenkraut, Johannisblut, Teufelsflucht.


Rauch der Sonne: Lichtbringer und Seelenfrieden

Johanniskraut zu räuchern hatte schon immer einen hohen Stellenwert in der Räucherkunde. Schon bei den alten Völkern galt die Johanniskrautblüte als Symbol der Sonne und darum als Lichtbringer. Daher trugen Mädchen und Frauen einen Kranz aus Johanniskraut auf dem Kopf zur Sommersonnenwende.

Reinigungsrituale: In der Nacht der Sommersonnenwende wurde es getrocknet verbrannt, um alles Schlechte zu entfernen, also zu verscheuchen. Auch in den Kräuterbüschel gehörte Johanniskraut mit hinzu. Im Winter wurde dann bei Gefahr, sei es das Wetter oder auch zum Jahreswechsel, mit dem bis dahin getrockneten Kräuterbüschel geräuchert. Am wichtigsten waren die Tiere im Stall, die ausgeräuchert wurden, damit die Hexe keinen Schabernack anstellen konnte und die Tiere gesund blieben und die Kühe gute Milch gaben.

Wirkung auf die Seele: In der modernen Räucherkunde hilft uns mental so ein Räucherwerk, Spannungen abzubauen, die sich bei einem Streit auf das höchste Potenzial aufgeladen haben. Man sollte nach einem Streit in einem Raum auch diesen mit Johanniskraut ausräuchern, damit sich diese negativen Energien dort nicht entfalten können.

Das Johanniskraut vermittelt uns auch den richtigen Weg, wenn wir mal Trauer, Verstimmung oder auch Liebeskummer spüren. Manchmal haben wir ein Gefühl vom Verlassensein; die Pflanzenseele berührt im Räucherritual unseren Geist, sodass wir kein Gefühl des Alleinseins mehr haben. Eine Johanniskraut-Räucherung stärkt uns von innen her – dieses Gefühl, was wir so brauchen, um neue Wege zu gehen oder Probleme zu lösen.

Mächtige Verbündete: Mischungen für den Rauch

  • Für ein Räucherwerk wird das oberirdische getrocknete Kraut verwendet.
  • Getrocknetes Johanniskraut lässt sich mit folgenden Kräutern zu einem wirkungsvollen Räucherwerk mischen: Brennnessel, Goldrute, Haselholz und Huflattich.
  • Den Beifuß sollten wir dabei nicht außer Acht lassen, weil das Johanniskraut mit Beifuß ein sehr mächtiges Räucherwerk bewirkt und jeglicher Schadzauber uns fernbleibt.

Das Blut des Johannis: Magisches Rotöl

Dieses Öl wird auch Johannisblut genannt. Früher wurde die Schafgarbe als Ersatz zum Johanniskraut angesehen.

Wenn ihr das Johanniskraut für euer Rotöl verwenden wollt, so solltet ihr das Kraut bei zunehmendem Mond pflücken. Dann sind der Duft und die Wirkung am größten, laut Altem Wissen.

Rotöl aus Johanniskraut wird auch manchmal Johannisöl oder Johanniskrautöl genannt. Gerade zu der Zeit der Sommersonnenwende herum haben die Johanniskrautblüten für das berühmte Rotöl Hochsaison. Sie sollen nun besondere Heilkräfte haben. Das Johanniskraut-Rotöl ist ein sehr bewährtes Wundpflegeöl.

Sonnenkraft im Glas: Die Herstellung

  1. Vorbereitung: Man nimmt einen Behälter aus Weißglas und füllt es bis zur Hälfte mit frischen Johanniskrautblüten. Die Blüten können vorher ein wenig mit dem Nudelholz gewalzt werden, weil dann die Rotfärbung des Öls intensiver ausfällt. Dabei muss ganz sanft gewalzt werden, damit die rote Farbe nicht schon vorher aus den Drüsen läuft.
  2. Auffüllen: Dann füllt man das Glas mit Speiseöl eurer Wahl randvoll.
  3. Reifen lassen: Den Behälter mit einem Leinentuch abdecken und für 8 Wochen durchziehen lassen. Am besten ist es in der Sonne. Zwischendurch öfters umrühren oder schütteln, nach möglicher Schimmelbildung kontrollieren und ein wenig Luft heranlassen.
  4. Abseihen: Nach gut drei Wochen filtert man es ab und drückt die Blüten noch einmal kräftig aus. Das Öl sollte nun eine rötliche Farbe angenommen haben. Wenn es noch nicht geschehen ist, lasst ihr es ruhig noch ein oder zwei Wochen länger durchziehen.

Wundbalsam und Warnung: Die Anwendung

Man kann es verwenden als Einreibung gegen Muskelverspannung nach anstrengender Gartenarbeit, aber auch bei Blutergüssen, geschlossenen Wunden und Wundrändern wurde es von unseren Urgroßeltern gerne verwendet. Leichte Verbrennungen und Sonnenbrand können durch das Rotöl gelindert werden.

Wichtiger Hinweis: Bitte beachten, dass die Haut durch das Johanniskraut lichtempfindlicher wird, was aber nur rothaarige und lichtempfindliche Personen betrifft oder auch bei einer Überdosierung. Solariumbesuche sollte man bei einer Anwendung von Johanniskraut vorsichtshalber meiden. Bitte beachtet, dass diese Vorstellung den Gang zu einem Arzt nicht ersetzt.

Ernte zur Sonnenwende: Das Echte erkennen

Ich sammle das Johanniskraut um die Sommersonnenwende herum. Manchmal auch später. Am besten so, dass es in guter Blüte steht. Ich selber nehme gerne die gelben Knospen, weil sie sich sehr leicht trocknen lassen.

In der christlichen Überlieferung wird das Johanniskraut strikt am 24. Juni gesammelt, weil es dann besonderen Schutz gegen bösen Zauber und auch dunkle Energien beinhaltet.

Erkennungsmerkmal: Bei dem Sammeln von Johanniskraut müsst ihr darauf achten, dass ihr auch das Echte Johanniskraut mitnehmt.

  • Man erkennt es daran, dass der Stängel des Echten Johanniskrauts nicht hohl (markgefüllt) ist.
  • Die anderen Johanniskräuter haben hohle Stängel.
  • Und natürlich daran, wenn ihr die Blüten und Knospen zerdrückt, dass ein roter Farbton an eurem Finger ist (wobei diesen Farbstoff auch das Schöne Johanniskraut abgibt, aber sein Stängel hohl ist).