Die Engelwurz ist eine sehr beliebte Wildpflanze, aber es wird kaum noch über sie berichtet. Sie ist eine nordische Pflanze, die ursprünglich aus Norwegen und Island stammt. Sie gedeiht auch in Grönland. Ihren wunderschönen Namen hat sie, laut einer christlichen Legende, aus den Zeiten, wo die Pest wütete. Ein Engel soll diese Pflanze, einst bei der Pest, einem frommen Mann überbracht haben und seitdem galt die aromatisch bittere Wurzel, Jahrhunderte hindurch, für das beste Mittel gegen das grosse Sterben. Dafür wurde sie manchmal, als Amulett, unter die Zunge gelegt. Die Engelwurz ist hier bei uns in Europa nur im Norden und Osten bekannt. Die Römer und Griechen kannten diese Pflanze nicht, weil sie in Südeuropa nicht vorkommt.

Engelwurz im Naturgarten
Die Engelwurz kann bei einem optimalen Standort zu einer beachtlichen Grösse heranwachsen, ganze 250 cm. Sie erscheint sehr majestätisch in einem Beet, aber sie sollte eben wegen ihrer Grösse in den Hintergrund gepflanzt werden, weil sie ansonsten alle kleineren Beetpflanzen überschatten würde. Ich musste feststellen, dass sie im zweiten Jahr sehr anfällig für Blattläuse ist, gegen die sie sich nicht richtig wehren kann und kurz nach dem Befall eingeht. Daher sollte man es sich überlegen, wenn es im Garten viele von diesen kleinen Plagegeistern gibt, ob man der Engelwurz ein Zuhause geben will. Auf den Fotos seht ihr ein Schadbild von Blattläusen und Marienkäferlarven. Der absolute Tod der Engelwurz; auch wenn es schon ihr zweites Jahr war, aber auch die Samen waren nicht mehr zu gebrauchen. Für die Marienkäferlarven ein gefundenes Fressen!
Als Jungpflanze wird sie gerne von Nacktschnecken gefressen, daher sollte man sie in dieser Zeit noch schützen, wenn sie eine gewisse Grösse erzielt hat, ist es nicht mehr nötig. Ihr Standort sollte im Halbschatten sein. Neben anderen Doldenblütlern mag sie nicht so recht wachsen. Es sollte immer ein gewisser Abstand sein. Ihre Blütezeit ist von Juli bis August. Dann bekommt sie schöne grün-weisse Blüten, die als grosse halbkugeligen Dolden erscheinen. Für eine Voranzucht werden die Samen im August in die Erde oder Topf gelegt. Sie benötigen viel Wasser; ansonsten ist keine weitere spezielle Pflege nötig. Die Keimfähigkeit der Samen beträgt nur ein bis zwei Jahre. Daher muss der Samen frisch sein. Er ist ein Lichtkeimer, das heisst, dass die Samen nur ganz leicht mit Erde bedeckt werden.
In Deutschland kommt die Engelwurz in der Natur nicht so oft vor. Ich kenne auch nur drei Plätze wo sie und ihre Schwester, die Wald-Engelwurz vorkommt, aber auch nur jeweils eine Pflanze. Darum wird sie wohl auch schon seit dem 14. Jahrhundert in Gärten kultiviert; was recht alt ist. Noch älter soll ihr Anbau in Skandinavien sein. Denn bereits im 12. Jahrhundert hat man sie in Norwegen, Island und Grönland als Gemüse genutzt. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts ist diese Wildpflanze im Erzgebirge, Thüringen und in Bayern noch grossflächig auf Feldern angebaut worden.
Sammeln, trocknen und verwenden
Die Stängel werden im Mai gesammelt. Die Blätter sammelt man von April bis in den August hinein. Samen und die Wurzel werden ab September gesammelt. Die Stängel werden am besten vorm Trocknen kleingeschnitten und dann schön weitläufig ausgelegt. Die Blätter und Wurzeln können aufgehangen oder auch kleingeschnitten, ausgelegt werden.
Verwechslung mit anderen Pflanzen
Eine Verwechslung kann mit ihrer Schwester der Wald-Engelwurz vorkommen. Sie wächst kleiner und zierlicher als die Engelwurz und ist meistens, wie der Name schon andeutet, in Wäldern oder an Waldrändern zufinden.
Verwendung…
…in der Küche
Die Blattstiele werden wie Gemüse gekocht. In den nordischen Ländern diente die Engelwurz seit jeher Zeit als Speise und wurde deshalb auf Island und in Norwegen schon vor Jahrhunderten angebaut. Die Samen können als Gewürz dienen. Die jungen, von der Rinde befreiten Stängel können sowohl roh, als auch auf Spargelart zubereitet, oder mit Zucker eingemacht, gegessen werden.
Engelwurzsirup
Sirup aus der Engelwurz ist nicht so bekannt. Deshalb möchte ich ihn euch hier vorstellen. Er eignet sich gut zum Süssen von Tees, gerade von Hustentees. Wenn ihr eure Hustentees mit dem Engelwurzsirup süsst, so sollte auch immer ein kleines Stück von der Engelwurz mit in die Tasse. Die Stängel der Engelwurz werden in 3-5 cm grosse Stücke geschnitten und mit Zucker vermischt. Die Masse sollte aus gleichen Teilen bestehen. Dann füllt ihr es in Gläser und schraubt das Glas gut zu. Nach einer Zeit entsteht ein süsser und sehr aromatischer Sirup.
…im Haushalt
Die Wurzel wurde früher in Norwegen, als Schnupftabak verwendet. Die getrockneten Blätter wurden mal mit in den Rauchtabak gemischt. Aus den Stängel machte man früher mal Pfeifen. Für wohlduftende Kräuterkissen nimmt man die grobgepulverte Wurzel. In alten Gartenbaubüchern empfohl man, dass man die Wurzel nach dem ersten Schneefall ausgraben sollte, weil sie dadurch einen intensiveren Duft erhalte.

Kräuterkunde
In der alten Kräuterkunde war die Engelwurz hoch geachtet. In Wasser und Wein gekocht, heilte sie Verwundungen und vertrieb Flecken vom Gesicht. Ein Pflaster, aus der Wurzel, Weinraute und Honig, zog das Gift aus Bisswunden. Man verwendete sie in Italien gegen die Krätze an und die pulverisierten Samen wurden auf den Kopf
gestreut, um dort Läuse zu vertreiben. Heutzutage wird die Engelwurz nur noch wenig verwendet. Die Wurzel oder Stängel dienen als Verdauungsmittel und werden in Zucker eingemacht und als Hausmagenmittel verwendet. Gegen Appetitlosigkeit und Husten kann ein Wurzeltee aus der Engelwurz zubereitet werden.
Engelwurz-Tee
Für diesen Wurzeltee nimmt man ca. 40 g getrocknete und zerkleinerte Engelwurzwurzel und übergiesst sie mit einem Liter kochendes Wasser und lässt es eine halbe Stunde ziehen. Danach abfiltern und in eine Teekanne umfüllen. Getrocknete Engelwurzwurzeln können auch online gekauft werden*. Man sollte dabei nur auf die Qualität achten.
Nebenwirkungen
Engelwurzzubereitungen können phototoxische Reaktionen auslösen. Vor einer Anwendung bitte immer einen Arzt, Heilpraktiker oder eine Apotheke konsultieren. Dazu bitte auch meinen Hinweis zu den Rezepten lesen.
Kulturelle Bedeutung
Wer die Wurzel bei sich trug, war vor allen bösen Einflüssen (Zauberei) geschützt. Den Ruf eines zauberwidrigen Mittels verdankte sie, dem starken aromatischen Geruch. Der norwegische Bauer glaubte auch an die Kraft dieser Wurzel und steckte ein Stückchen davon in die Tasche. Die nordischen Skalden bekränzten sich mit den Zweigen des Hvann (Engelwurz) und gaben an, durch ihren Duft betörend zu werden. In Frankreich hing man die Engelwurzwurzel den Kindern um den Hals, um sie vor Zauberei zu bewahren.
Volkstümliche Namen
Gartenangelika, Engelwurzel, Erzengel, Heiliggeistwurzel, Brustwurzel , Zahn- und Theriakwurzel
Räucherwerk
Ein Engelwurz-Räucherwerk hilft uns zurück zu den Wurzeln zufinden und daraus Selbstvertrauen zuschöpfen. Sie gehörte schon immer zu den Schutzkräutern.
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