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Der alte Zauber: Berufen, Beschreien und Verhexen
Unter „Beschreien“ oder „Berufen“ verstand man im alten Glauben verschiedene negative Einflüsse: Neid, Verleumdung, überschwängliches Lob und falsche Freundlichkeit. Diese Praxis konnte auch unbeabsichtigt geschehen, zum Beispiel wenn man jemanden zu überschwänglich lobte oder sein Glück stark bewunderte.
Für das Beschreien gab es viele Namen, wie zum Beispiel:
- verhexen
- bereden
- vermeiden
- behexen
- bezaubern
- verzaubern
Im Grunde genommen alles, was bösen Schaden zufügen konnte.
Die Macht des Berufens und der Böse Blick
Dieses Phänomen wurde oft in der Dämonen- und Teufelsaustreibung thematisiert. Durch das Berufen verwandelte sich Glück in Unglück, Gesundheit zur Krankheit und Gutes in Böses. Wenn sich Gesundheit in Krankheit verwandelte, handelte es sich nach mittelalterlichem Zauberglauben um das Beschreien oder Berufen durch den Bösen Blick. Die Seele wurde durch Neid, Zorn, Eifersucht und andere schlechte Eigenschaften verdorben.
Schutz im Mittelalter: Im Mittelalter versuchte man deshalb, den bösen Zauber der Truden (Hexen) zu umgehen. Dazu nutzte man:
- Amulette
- Zaubersprüche
- Lochsteine
- Pflanzen
Der damalige Glaube besagte: Wenn Truden mit Pflanzen zaubern können, so muss es auch Pflanzen geben, die genau vor dieser Zauberei schützen. Auch bestand der Glaube, dass man angehextes Übel mit gewissen Pflanzen wieder von sich wenden kann.

Wer war gefährdet?
Vieles war gefährdet, zum Beispiel:
- Kinder & Wöchnerinnen
- frisch verlobte Paare
- Waffen
- Stalltiere
Die Folge des Beschreiens waren oft eine starke Abmagerung bei Tieren und Kindern, aber auch der plötzliche Hexenschuss und Seitenstiche bei Erwachsenen.
Alte Schutzmaßnahmen & Rituale
1. Beschreibändchen & Amulette: Diese bestanden in der Regel aus drei kleinen Stoffbeutelchen, in die meist stark duftende Beschrei-Kräuter oder auch Getreidekörner eingenäht wurden. Die Beutelchen wurden an einem Band befestigt und ums Handgelenk gebunden.
2. Chrisamhemd: Dieses kommt aus dem Christentum und ist ein Taufhemdchen. Es nimmt den Geruch des christlichen Salböls (Chrisam) an. Nach der Taufe wurde das Hemdchen als Schutz gut aufbewahrt.
3. Toi, toi, toi (Auf Holz klopfen): Von diesem alten Wortzauber (Beschreien/Berufen) kommt auch unser heutiges „auf Holz klopfen“. Rühmendes Hervorheben von Gesundheit, Glück oder Schönheit brachte angeblich Unheil. Um dieses Unheil abzuwenden, musste man auf Holz klopfen und das Wort „unberufen“ hinzufügen – was wir heute als „Toi, toi, toi“ kennen.

Bäder und Waschungen gegen Verhexung
Gerade bei kleinen Kindern war die Sorge groß. Deshalb wurden sie in sogenannten Beruf- und Beschreikräutern gebadet. Damit wurde der angehexte Zauber symbolisch mit dem Badewasser fortgespült. Die Kräuter wurden hierbei immer in einer ungeraden Zahl verwendet.
Auch für Erwachsene galt: Ein Kräuterbad gegen Verhexung wurde immer dann genommen, wenn man das Gefühl hatte, dass irgendwas nicht stimmt (Pechsträhne, Unwohlsein).
Rezept 1: Kräuterbad gegen Verhexung
Ihr müsst einen Aufguss herstellen.
- Zutaten: Eine Handvoll Baldrian, Dost und Dill.
- Zubereitung: Mit gut zwei Litern kochendem Wasser übergießen. 15 Minuten ziehen lassen und gut abfiltern. Diese Flüssigkeit fügt ihr eurem Badewasser hinzu oder wascht euch damit unter der Dusche. (Spruch: „Baldrian, Dost und Dill kann die Hex nicht wie sie will“)
Rezept 2: Salz-Waschung gegen Verhexung
- Zutaten: Je eine Handvoll Brennnesselblätter, Thymian und Beifuß + eine Handvoll grobkörniges Salz.
- Zubereitung: Vier Liter Wasser aufkochen, Salz und Kräuter hinzufügen. 15 Minuten ziehen lassen, abfiltern und handwarm abkühlen lassen.
- Anwendung: Nun stellt ihr euch in eine Dusche oder Wanne und lasst diese Flüssigkeit ganz langsam über euren Kopf und an eurem Körper herunterlaufen.
Rezept 3: Das Neunerlei-Bad für Kinder
Kinder wurden in einem Absud von Neunerlei Kräutern gebadet. Dieses Bad beinhaltete: Brennnesseln, Sauerklee, Weinraute, Gundermann, Holunder, Salbei, Sauerampfer, Beinwell und Löwenzahn.

Die Macht der Berufkräuter
Im Zauberglauben wurden allerlei Kräuter in den Häusern aufgehängt, um Verzauberungen zu umgehen. Die sogenannten „Beschrei-“ und „Berufkräuter“ wurden nach Merkmalen wie starkem Geruch, Giftwirkung oder Dornen ausgewählt.
Die wirksamsten Schutzpflanzen: Der Beifuß galt als das wirksamste Kraut gegen Hexenzauber und den Bösen Blick. Zu den bekanntesten schützenden Kräutern zählten zudem:
- Scharfes Berufkraut
- Gundermann
- Zieste
- Baldrian
- Liebstöckel & Knoblauch
- Bärlapp
- Hexenkraut
Neophyten und heimische Berufkräuter: Das einjährige und kanadische Berufkraut sehen wir hier oft. Das kanadische Berufkraut wurde zum Räuchern der verhexten Hoftiere verwendet und „Widerruf“ genannt. Aber auch heimische Kräuter gehörten dazu: Frauenflachs, Kreuzkraut, Sumpfgarbe, Wundklee, Aufrechter Ziest, Ährige Christophskraut, Dürrwurz.
Speziell das Kanadische Berufkraut
Das Kanadische Berufkraut kam erst im 17. Jahrhundert zu uns nach Europa. Sein Botanischer Name ist Conyza canadensis. Conyza kommt aus dem Griechischen und bedeutet stark riechende Pflanze. Der eigenartige Name „Berufkraut“ kommt nicht von dem Wort „Beruf“, sondern von dem Berufen, damit ist eine Verhexung gemeint, die wir hier besprochen haben.
Wenn Menschen, gerade Kinder krank wurden oder nicht richtig wuchsen, dachte man sie wären berufen (verhext), darum mussten sie in einem Absud aus Berufkraut baden, um so, ihre Verhexung auf die Pflanze, sprich dem Badewasser zu übertragen.
Das getrocknete Berufkraut wurde früher bei sich getragen, damit man vor einer Beschreiung geschützt war.
Volkstümliche Namen: Katzenschweif, Flohkraut, Hexenbesen, Stinkkraut, Hexenkraut
Räuchern mit dem Berufkraut
Eine Berufkraut-Räucherung wird gegen übler Nachrede und Verhexungen (Berufungen) verräuchert. Daher auch seine Eigenschaften, wie entfluchend und beschützend.
- Das getrocknete Berufkraut als Anzünder dienen. Dazu wird die ganze Pflanze getrocknet.
- Auch in ein Räucherbündel passt es gut hinein.
- Für eine Mückenabwehr, kann es auch verräuchert werden.
Seine naturmagische Sammelzeit ist während der Herbst-Tagundnachtgleiche.

Paracelsus und die Heilung (Anno 1608)
Schon der berühmte Arzt und Alchemist Paracelsus kannte die Phänomene des Berufen und Beschreien. Er empfahl eine spezielle Kur:
- Wasser sieden: Johanniskraut, Farn und Andorn in vor Sonnenaufgang geschöpftem Wasser sieden.
- Baden: Die Kranken neun Tage lang nacheinander darin baden. (Dabei durfte der Kranke die Erde nicht mit bloßen Füßen berühren).
- Salben: Nach jedem Bad musste man sich mit Misteln, die auf einer Linde wachsen, einsalben.
Räuchern gegen das Beschreien
Im Mittelalter gab es verschiedene Methoden des Räucherns, um sich zu schützen. bei Kindern wurde es auch „fraisen“ genannt.
Rezeptur 1: Die Grundmischung Jeweils etwa drei Messerspitzen von: Teufelsdreck, Allermannsharnischwurzel, Gewöhnlicher Andorn, Teufelsabbisswurzel, Schwarzer Kümmel.
Rezeptur 2: Die umfangreiche Mischung Weihrauch, Johanniskraut, Schafgarbe, Farn, Ysop, Steinsame, Majoran, Weinraute, Sadebaum, Immergrün, Teufelsabbiss, Waldmeister, Asche vom Aschermittwoch.
Räuchern für Kinder: Beräuchert wurden Kinder (und ihre Kleider/Betten) mit einer Mischung aus: Peterskrautwurzel, Meisterwurz, Engelwurz, Andorn, Tausendgüldenkraut, Frauenhaarmoos, Eisenkraut, Johanniskrautblüten und Rainfarn.

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