Sommer-Sonnenwende: Johanniskräuter & Rituale der Ahnen

 

Die Magie der kürzesten Nacht: Sommersonnenwende & Johannistag

Die Sommersonnenwende oder auch der Johannistag (24. Juni) hatte schon immer was Magisches und Geheimnisvolles an sich und ist voller Rituale. Es ist der längste Tag und die kürzeste Nacht im Jahr.

Seit alters her ranken viele Geschichten und Traditionen, um diese Geisternacht. Bräuche und Altes Wissen und der Kult um die Johanniskräuter gab und gibt es reichlich, und diese möchte ich heute in diesem Artikel vorstellen. Über die Sommersonnenwende gibt es sehr viel im Internet zu lesen, und mir ist aufgefallen, dass es immer dasselbe ist.

Deshalb möchte ich euch in diesem Artikel, die Sommersonnenwende einmal in einer volkstümlichen Art zeigen. Ich persönlich finde es sehr interessant, wie die Menschen damals dieses Fest aufgenommen haben und wie viele Bräuche und Rituale dadurch entstanden sind – und sie glaubten fest daran.

Vieles ist auch christlich, aber wer sich mit Bräuchen und Ahnenwissen beschäftigt, kommt an dem Christentum nicht vorbei. Denn viele Bräuche oder auch Rituale wurden von unseren heidnischen Vorfahren übernommen.

Spitzwegerich

Von Johanniskräutern und wilder Magie

Wildpflanzen spielten in der Sommersonnenwende unserer Vorfahren eine große Rolle. Sie sahen in ihnen magische, klärende und reinigende Pflanzenwesen, aber auch die Kraft, Altes zu vertreiben und Neues entstehen zu lassen.

Wichtige Unterscheidung: Die Johanniskräuter bitte nicht mit dem Johanniskraut verwechseln. Johanniskräuter sind verschiedene Wildpflanzen, die im Juni gesammelt wurden, wobei das Johanniskraut natürlich auch mit dazugehörte.

Bei den Johanniskräutern, die in der Sommersonnenwende herum gesammelt wurden, handelte es sich um Wildpflanzen mit großer Bedeutung. In dieser Zeit wurden mit ihnen Sträuße gebunden, die gegen Krankheit, Unheil und Verzauberung ihre Anwendung fanden – die sogenannten Sonnwendbündel.

Dieser alte Brauch kommt aus alpenländischen Regionen und ist heutzutage völlig in Vergessenheit geraten. Wir kennen das „Kräuterbündel binden“ eher in der Zeit am 15. August, die sogenannte Kräuterweihe, die in manchen Gegenden noch heute gefeiert wird. Auch dieser Kräuterbündel half Haus und Hof und ihren Bewohnern bei herannahendem Unheil, ob nun als Räucherwerk oder als Kräutertee – der Glaube an diese Bündel war sehr groß.

Sonnwendbüschel binden

Schutz vor Dämonen und Blitz: Die Kraft der Büschel

Wofür war so ein Sonnwendbündel? Im Alten Wissen half dieses Bündel gegen den Krankheitsdämon; dafür wurde ein Kräutertee aus diesem Kräuterbündel zubereitet und getrunken. Auch wenn man der Meinung war, dass die Trude die Tiere und die Milch verhexte, wurden die Tiere und der Stall mit diesen Kräutern ausgeräuchert.

Wie wir wissen, war die Sommersonnenwende eine magische Zeit für unsere Altvorderen. Nun wurden auch die Beifuß- und Johanniskrautkränze gebunden, die für Fruchtbarkeit und Gesundheit standen.

Alte Rituale:

  • Der Beifuß-Gürtel: Den Beifußkranz band man sich um die Hüften und sprang nackt mit ihm über das Sonnwendfeuer, um Fruchtbarkeit zu erlangen.
  • Johanniskraut: Johanniskrautkränze oder -sträuße schützen alle Bewohner eines Hauses vor schlecht gesinnten Menschen.
  • Der Neunerlei-Kranz: Aber es gab auch Kränze aus neun verschiedenen Johanniskräutern; diese wurden meistens im darauffolgenden Jahr im Sonnwendfeuer verbrannt. So blieb das liebe Tier im nächsten Jahr vor Unheil bewahrt.
  • Blitzschutz: Wenn ein Gewitter aufkam, wurden diese Kränze manchmal auf Dächer geworfen, damit der Blitz nicht einschlug. Sie wurden auch am Giebel eines Hauses oder an Türen und Fenstern für diese Zwecke angebracht.

Sonnwendbüschel nahm man gerne als Gastgeschenk mit. Eine schöne Tradition, die wir aufleben lassen sollten.

Beifußkränze

Das Handwerk des Bindens: Kränze und Sträuße

Wie bindet man einen Bündel? Zuallererst solltet ihr eure ausgesuchten Kräuter auf eine Länge schneiden und alles entfernen, was nicht mehr so gut aussieht. Größere Pflanzen nach hinten und die kleineren vorne oder außen um die größeren legen.

  • Binden: Dann nehmt ihr ein Alantblatt oder Vergleichbares und bindet es unten um die Stiele herum. So, als ob es eine Serviette ist.
  • Schnüren: Als Schnur könnt ihr Hanfband, Brennnesselstiele oder auch die Ranken der Zaunrübe nehmen.

Das war es auch schon. Nun könnt ihr euren Sonnwendbündel zum Trocknen kopfüber aufhängen und euch auf die Sommersonnenwende freuen.

Kränze winden: Bei den Kränzen ist es auch ganz leicht. Der Beifuß sollte gleichlang geschnitten werden. Die doch sehr harten Stiele ein wenig weich drücken und dann zu einem Kreis verbiegen und oben am Ende mit einem Band zuknoten. In diesem Jahr habe ich mal Brennnesselkränze gewunden. Wie ihr seht, muss es nicht akkurat werden, denn es sieht so viel natürlicher aus.

Brennesselkranz

Die Neunerlei Kräuter: Zutatenliste der Ahnen

Aus welchen Kräutern besteht ein Sonnwendbündel? Nach altem Brauch werden diese Kräuter bei vollem Mondschein gesammelt. Traditionell werden sie aus neun verschiedenen Pflanzen gebunden.

Klassische Mischung:

Andere Varianten: Woanders nahm man Hasellaub, Rotklee, Gundermann, Hafer, Hornklee, Quendel, Wiesenknopf, Kornähren, Gräser, Vergissmeinnicht, Rainfarn, Weißklee und Sauerampfer mit in den Sonnwendbündel.

Mein persönlicher Tipp: Dazu muss ich sagen, dass bei mir die Pfingstrose es noch nie geschafft hat, in dieser Zeit zu blühen. Ihre Blütenblätter fallen jetzt schon alle herunter. Eigentlich sehr schade, denn gerade diese pompöse Blume würde in so einem Kräuterbündel sehr schön aussehen.

Meiner besteht in diesem Jahr aus:

Frauenmantel, Zaunrübe, Hasellaub

Baldrian, Weinraute, Mutterkraut

Brennnessel, Ackerringelblume und der Rose

Ich werde ihn nun im Garten schattig trocknen, und als mein hauptsächliches Räucherwerk für den Winter lagern. Der Überlieferung nach haben alle am Johannistage gepflückten Pflanzen besondere Kräfte. Daher wurden diese Kräuter meistens zu Räucherungen gebraucht.

Zauber der kürzesten Nacht: Rituale und Brauchtum aus alter Zeit

Diese magische Nacht der Sommersonnenwende war voller Rituale und Brauchtum für unsere Vorfahren. Sie waren sehr wichtig, aber auch die Tage vor und nach dieser Nacht bestimmten ihr Leben.

Eiche, Klette und Fichte: Schutzrituale der Pflanzen

In dieser Nacht wurden kleine Eichenzweige an Fenster und Türen gesteckt, um die Hexen abzuhalten. Kränze aus Eichenlaub und eingeflochtenen Blumen, die im Haus angefertigt und vor die Fenster angebracht wurden, durften über keine Türschwelle getragen werden. Damit blieb alles Böse draußen.

Weitere Pflanzenzauber:

  • Fingerkraut: Ein kleines Sommersonnenwende-Ritual war, dass man das Fingerkraut an diesem Tage ausgrub und ins Portemonnaie steckte. So brachte es das ganze Jahr über Geld.
  • Große Klette: Sie wurde über der Haustür oder über dem Tor angebracht, damit man nicht behext wurde.
  • Knoblauch: In der Nacht vor der Sommersonnenwende musste man die Blätter des Knoblauchs zusammenbinden, da sonst der Knoblauch in der Erde verschwindet.
  • Fichte: Am Tag der Sommersonnenwende wurden Fichtennadeln gesucht und gegessen. Damit erlangte man Unverwundbarkeit.
  • Ahorn: Am 21.06. wurden Ahornzweige geschnitten und im Haus verteilt. So wurde verhindert, dass die Hexe Zutritt ins Haus bekam.

Vorsicht: In der Nacht kommen alle Giftkräuter aus der Erde empor, deshalb vermied man den Aufenthalt im Gras.

Schutzbeutel und Omen:

  • Klee & Erdbeere: Drei Klee- und Erdbeerblätter in ein weißes, viereckiges Täschchen stecken und mit einem Kreuzstich vernähen. So schützte es vor Blitzeinschlag.
  • Brennnessel: Vor Türen und Fenstern schützte sie vor Verzauberung und Schadzauber.
  • Königskerze: Sie wurde übers Bett gehängt, und bei wem, die Königskerze, zuerst vertrocknete, der starb zuerst.
  • Johanniskraut: Und natürlich das Johanniskraut. Es musste direkt zur Sommersonnenwende für die Rituale gesammelt werden, weil es dann den größten Schutz und die größte Heilwirkung enthielt.

Vom Teufelsschnitt und dem Füttern der Elemente

Die Menschen von damals glaubten daran, dass in der Nacht zur Sommersonnenwende der Teufel alle Spitzen der Pflanzen abschneidet. Auch wenn ein Kranz in der Nacht geflochten und in der Mitte der Stube angebracht wurde, drehte er sich das ganze Jahr über.

Wasser und Mehl: Einen Tag vor der Sommersonnenwende mussten alle Brunnen gereinigt und geschlossen werden, damit er nicht vergiftet oder verunreinigt wird.

Um die vier Elemente in dieser Nacht zu beruhigen, wurde Mehlbrei ins Feuer geworfen, ins fließende Wasser gegossen, in der Erde vergraben und in den Wind geschmissen. Teilweise wurde dieser Mehlbrei auch auf Pflanzenblätter gestrichen. Es wurde in manchen Regionen auch nur loses Mehl in den Wind geblasen. Man nannte es das Füttern der Elemente!

Tanz um das Feuer: Regen, Besen und der Engelmann

Das Sonnenwendfeuer wurde als reinigend empfunden. Das Holz für diese Feuer musste mit Liedern und Sprüchen zusammengebettelt werden. Die Menschen tanzten singend um das Feuer und schütteten immer wieder Wasser dort hinein, damit genügend Regen das Jahr über für ihre Felder fiel.

Alte Besen wurden auch in den Sonnenwendfeuern verbrannt. Vor Mitternacht wurden diese Feuer verlassen, weil man glaubte, dass die Hexen nun übers Feuer sprangen.

Der Engelmann: In manchen Regionen wurde am Tag der Sommersonnenwende ein Engelmann gebastelt. Es war eine blumengeschmückte Strohpuppe mit Tonkopf, die verbrannt und von zwei jungen Burschen mit Degen zerschlagen wurde. Diesen Brauch nannte man „Engel köpfen“, und er war bis ins Jahr 1808 beliebt. Es war ein Verbrennungsritual, der Hexen und Teufel.

Tabus und Glückszeichen: Die Magie der Neun

Die Tiere wurden an diesem Tag in den Stall gebracht, damit sie nicht behext wurden.

  • Wäsche: Wäsche, die noch vor Sonnenuntergang draußen hing, durfte nicht getragen werden, weil sonst einen der Krebs befiel.
  • Barfuß: Genauso durfte am Tag nicht barfuß gegangen werden.
  • Ameisen: Wer am Morgen unter einem Stein rote Ameisen fand, der hatte Glück das ganze Jahr über.
  • Die Heilige Zahl: Neun Hölzer mussten ums Haus gesteckt werden, so war das Haus das ganze Jahr geschützt. In der Nacht wurde in 9 Kräutern gebadet, denn dann waren sie sehr wirksam und man blieb gesund. Die Zahl 9 war in dieser Zeit magisch, und so wurde auch mancherorts Nesselkuchen mit neunerlei Kräutern gebacken.

Kultspeise der Ahnen: Rezept für einen Nesselkuchen

Unsere Vorfahren hatten bei bestimmten Anlässen sogenannte Kultspeisen. Es wurden Kuchen oder Brote gebacken, in unterschiedlicher Form. Sie hatten für das jeweilige Fest eine große Symbolkraft.

Zutaten:

  • 100 g Brennnessel- und Taubnesselblätter
  • 100 g 7 verschiedene Kräuter (ganz nach eurer Wahl – denkt an die magische Neun!)
  • 100 g gemahlene Nüsse
  • 250 g Mehl
  • 125 g Zucker & etwas brauner Zucker zum Bestreuen
  • 1/8 l Milch
  • 3 Eier
  • 1 Pck. Backpulver

Zubereitung:

  1. Vorbereitung: Die Nesselblätter werden mit kochendem Wasser übergossen und ein paar Minuten in dem Wasser gelassen (blanchiert). Dann abtropfen lassen und klein schneiden.
  2. Mischen: Die gemahlenen Nüsse hinzufügen und vermischen.
  3. Teig: Mehl, Zucker, Eier, Backpulver und Milch zu einem Rührteig verarbeiten. Dann das Nesselblätter-Nuss-Gemisch hinzufügen und gut verrühren.
  4. Formen: Den Teig in eine gefettete Kastenform geben. Der Teig wird länglich nicht so tief aufgeschnitten und der braune Zucker hineingestreut.
  5. Backen: Nun ab in den Ofen damit und bei 150 – 175° C ca. 60 Minuten backen.

Magie in der Flasche: Der Beifuß-Essig

In dieser Zeit wurde auch der bekannte Beifuß-Essig hergestellt. Ihm werden magische Heilwirkungen zugesprochen. Wichtig: Der Beifuß musste dafür direkt in der Nacht der Sommersonnenwende gesammelt werden.

Zutaten:

  • 3 Beifuß-Zweige
  • 1 Beifußwurzel
  • 1 Liter Apfelessig

Zubereitung: Die Beifußzweige und die zerkleinerte Wurzel werden in ein Glas gesteckt und mit dem Apfelessig übergossen. Für ca. 5–7 Tage dunkel stehen lassen. Danach abfiltern und in eine Flasche umfüllen.

Dieser Beifuß-Essig eignet sich gut für fettige Speisen und Salate. Ihm werden aber auch erotische Kräfte zugesprochen.

Rauch der Geisternacht: Mischungen für Herz und Zukunft

Geräuchert wurde in dieser Geisternacht sehr viel. Das Räucherwerk wurde büschelweise auf das offene Feuer gelegt, aber auch in Räucherpfannen verräuchert. Es eignet sich aber auch für Sommersonnenwende-Rituale.

Mischung 1: Sonne im Herz (Allgemeines Wohlbefinden)

Das Räucherwerk für die Sommersonnenwende wird zu gleichen Teilen aus neun verschiedenen Räucherpflanzen gemischt. Ihr könnt bei Bedarf auch Pflanzen austauschen, aber es sollten immer neun verschiedene Räucherzutaten werden.

Meine Mischung:

Die Wirkung: Dieses Räucherwerk bringt die Sonne in euer Herz und ins Gemüt. Dadurch sehen wir das Kommende gelassener und mit voller Zuversicht. Es wird aber auch verräuchert, damit man keiner üblen Nachrede und keiner Verhexung unterliegt.

Mischung 2: Blick in die Zukunft (Schutz & Orakel)

Dieses Räucherwerk besteht aus den Kräutern des Sonnenwendbündels. Nun ist die Sommersonnenwende und für viele von uns der meist ersehnte Tag im Jahr. An dem heiligen Tag steht eine große Energie der Mutter Erde über uns.

Die Tore der Anderswelt sind sehr weit offen, und tiefgründige, sensible Menschen spüren es mental. Eine Räucherung fördert diese Spiritualität. Ich möchte noch eine von meinen Räuchermischungen niederschreiben, die euch Schutz für das laufende Jahr vermittelt.

Für Hochsensible: Diese Räucherung ermöglicht euch, die richtigen Entscheidungen für euer Leben in diesem Jahr zu treffen und dadurch inneren Reichtum zu erlangen.

Die Zutaten:

  • Beifuß, Pfingstrosenblüten, Johanniskraut
  • Frauenmantel, Königskerze, Gänseblümchen
  • Rotklee, Weißklee, Sauerampfer

Sammeln & Anwendung: Diese Kräuter sollten 1 bis 2 Wochen vor der Sommersonnenwende gesammelt und gleich in der Sonne getrocknet werden (aber nicht in der prallen Sonne). Es wird ein ganzer Sonnenwendbündel gesammelt und kopfüber getrocknet.

An der Sommersonnenwende sollte mit diesem bis dahin getrockneten Sonnenwendbündel geräuchert werden. Er schützt das Haus vor Blitzeinschlag und Krankheit. Bei drohender Krankheit hat man sich aus diesen Kräutern einen Tee zubereitet. Gegen Blitzeinschlag hängte man diese Kräuter in den Dachstuhl. Eigentlich der gleiche Kräuterglaube wie im August mit dem Kräuterbündel.