Zum Inhalt springen

Von den zaubernden Personen – Hexenkunst

    Hexenkunst - Von den zaubernden Personen

     

    Unsere Vorfahren sahen einen Unterschied in Zauber- und Hexenkunst. Die weisen Frauen und Männer waren geachtete Menschen, die Hexen fürchtete man. In diesem Artikel geht es um zaubernde Personen in der Zeit nach dem Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert. Ich möchte euch aufzeigen, wie man eine zaubernde Person wurde und wie diese in der Gesellschaft gesehen wurde. Es ist ein alter Aufsatz, den ich ein wenig aufgearbeitet und in das heutige Verständnis umgeschrieben habe. Vorab will ich betonen, dass eine damalige zaubernde Person es selbst nicht bestimmen konnte, ob sie zu diesem Personenkreis hinzugehörte. Nicht durch einen höheren Schulgang oder irgendwelche Seminare hatten diese Personen ihr Wissen erlangt, so wie wir in der heutigen Zeit gerne mit diesen Privilegien um uns schmeissen, wenn man mal tiefer in diese Materie hineingeht. Da werden Seminare gezeigt, die man besucht hat, um „zaubern“ zu lernen oder man dieses oder jenes studiert habe. Da muss man wirklich mit dem Kopf schütteln, weil es so gar nichts mit den zaubernden Personen aus früheren Zeiten zutun hat. Aber fangen wir mit diesem wirklichen sehr interessanten Thema an. Es ist ein sehr langer Artikel geworden.

    Obwohl im Gebiet der Zauberei jeder einzelne befähigt war, Wahrsagung und praktische Zauberei auszuüben, so sind doch die natürlichen Gaben und erlangte Befähigung dazu sehr verschieden. Die Welt des Volksglaubens hat, so wie in jeder Religion, als Beruf ausübende Männer (Priester) und Frauen (Priesterinnen) hervorgebracht. Dieser „Beruf“ war eine Fortsetzung des altheidnischen Priestertums.

     

    Steinlabyrinth
    Steinlabyrinth in Dümmer (MV) | ©CG

     

    Welche Personen konnten zaubern?

    Zuerst erwähne ich diejenigen Personen, die von Natur oder durch ihren gesellschaftlichen Beruf, zum Zauber höher begabt galten. An erster Stelle waren Kinder bis zum siebenten Lebensjahr. Sie hatten für Wahrsagung und gutartigen Zauber eine besondere Begabung. Die siebenjährigen Kinder hatten dafür besondere Begabung. Das weibliche Geschlecht war hierzu höher befähigt, als das männliche. Der Grund dieser Annahme war, dass schon bei unseren Urahnen Weissagung und Zauberei Sache der Frauen waren. Sie sammelten und kochten die Heilkräuter und waren der Volksheilkunde kundig. Jungfrauen wurden bei Glückszauber befragt und schwangere Frauen, und die, die Zwillinge geboren hatten, hatten besondere Kräfte in der Zauberkunst.

    Die höhere Zauberkunde musste erlernt werden und die damaligen Menschen unterscheideten dabei die, der Bosheit dienenden Hexen und die, der weisen Frauen und Männer. Wörtlich die „etwas können“ und die „mehr können als nur Brot essen“. Es ist die Zauberkunst (weisse Magie) und die Hexenkunst (schwarze Magie), wo man den Unterschied gemacht hat. Die Weisen Frauen waren die, die meistens der Bosheitszauberei (Schwarze Magie) entgegenwirkten und darum sehr gesucht und geehrt waren. Sie wurden Hexen- und Diebesbanner genannt, denn in manchen Gegenden hatte fast jedes Dorf seinen eigenen Hexenbanner oder sie wurden oft von weither geholt. Die volkstümliche Zauberei wurde nicht aus Büchern erlernt, sondern existierte nur durch geheime Überlieferung fort. Allgemein stand das Gesetz, dass ein Mann seine Kunst nur an eine Frau, eine Frau nur an einen Mann, der Vater an die Tochter, die Mutter an den Sohn überliefern durfte. Das geheime Wissen durfte nur an eine einzige und zuverlässige Person überliefert werden, oft nur an eine jüngere Person. Solche Weitergabe bei einem herannahendem Tod der zaubernden Person galt oft als Pflicht. Daher blieb die Zauberkunst auch zwischen Eheleuten und Geschwistern ein Geheimnis, sozusagen ein Tabuthema.

    Mit der bösartigen Hexenkunst verhielt es sich anders. Diese vererbte sich auf eigenem Entschluss. Diese Hexenkunst bekam man nicht, sondern sie holte man sich. Für Zauberkunst der weisen Frauen und Männer durfte niemals etwas gefordert werden, sonst hilft es nichts. Sie durften nur freiwillige Geschenke und Gaben annehmen. Für ihre weise Zauberkunst wurden diese zaubernden Personen reichlich belohnt. Daher muss man hier auch einen Unterschied zwischen der Zauber- und Hexenkunst ziehen. Die Personen, die der Hexenkunst bemächtigt waren, verlangten Geld oder andere Materialien für ihre Dienste.

     

    Der Schäfer war eine zaubernde Person und hoch geachtet

    Bestimmte Berufe, meistens nur solche, die des einfacheren Lebens angehörten, standen in dem besonderen Ruf, weise Leute hervorzubringen. Die Schäfer ganz oben, als zaubernde Personen. In manchen Gegenden galten die älteren Schäfer, als kluge Leute und als Wunderdoktoren. Es gab unter ihnen oft eine geheime Überlieferung von Heilmitteln und bei manchen hat sich durch lange Erfahrung eine Volksheilkunde, besonders für äussere Schäden, herausgebildet, und nicht wenige hatten sich dadurch einen Namen und Vermögen verschafft. Das Vertrauen in die Schäferweisheit wurzelte nicht nur in der damaligen ärmeren Schicht, sondern stieg auch oft in höhere Kreise hinauf.

    Im früheren Schlesien kurierte Anfang des 19. Jahrhundert (1800-1899) ein Schäfer alle möglichen Krankheiten mit einem trockenem Brötchen, weil er herausgefunden hatte, dass fast alle Krankheiten ihren Grund haben, von einer im Magen sich bildenden „Luhsche“ (Luhsche = Pfütze), die eben durch das trockene Brötchen aufgetunkt werden müsse. Der Mann hatte jahrelang ungeheuren Zudrang von weit und breit und wurde dabei sehr wohlhabend.

    Desweiteren waren Schmiede, die in manchen Regionen gleichzeitig Tierärzte waren, sehr kundig. Aber auch Wilddiebe, Jäger, Scharfrichter und Abdecker, wobei die Scharfrichter meistens auch Abdecker waren. Hebammen standen natürlich auch ganz oben; in fast jeder Region. Im damaligen Franken waren es Feilenhauer und Scherenschleifer und im ehemaligen Ostpreussen sogar die Volksschauspieler und Seiltänzer. Sehr oft wurde auch den katholischen Priestern und Mönchen eine gutartige Zauberkraft zugeschrieben, auch in den evangelischen Regionen. In Hessen glaubte man von ihnen, dass ihre Tiere niemals verhext waren und die Hex´ihnen nichts anhaben konnte, weil sie selbst die Zauberkunst ausübten. Katholische Priester konnten auch Geister beschwören und vorallem bannen. Wenn ein Schatz gehoben werden oder auch der Teufel gebannt werden sollte, wurde ein katholischer Priester geholt. Die evangelischen Pastoren sollen diese Kraft verloren haben. Die evangelischen Ostfriesen holten sich oftmals Rat in katholischen Klöstern oder eben beim Priester. Auch heute noch soll es eine Abteilung des Exorzismus in der katholischen Kirche geben. Vor Jahren wurde sogar, von der Kirche in der Schweiz, beruflich ein Exorzist gesucht.

    In Ostpreussen baten Evangelische bei schwerem Unglück, besonders auch, wenn Gestorbene umgegangen sind, um die Fürbitte katholischer Priester, als besonders wirksam und machten Geschenke an katholischen Kirchen. In vielen Gegenden Ost- und Westpreussens war es üblich, den Stalltieren geweihte Kräuter fressen zu lassen. Dafür wendeten sie sich aber nicht an ihrem evangelischen Pastor, von dem behauptet wurde, dass er das Weihen nicht könne, sondern lässt sich zu diesem Zweck mit grossen Kosten einen katholischen Priester von auswärts kommen. Sogar gegen ganze Landplagen wird des letzteren Hilfe in Anspruch genommen, und es wurde, als sich in einer Gegend Westpreussens eine zeitlang Heuschrecken in solcher Masse zeigten, dass sie alle Felder zu vernichten drohten, dann aber plötzlich wieder verschwanden, von den Menschen allgemein behauptet, ein Geistlicher habe durch seine kräftigen Beschwörungsformeln das Ungeziefer in die benachbarten Seen getrieben, in welche die Heuschrecken umgekommen sind.

     

    Weinrauten Räucherung
    Weinrauten Räucherung | ©CG

     

    Wenn in Ost- und Westpreussen katholische Prozessionen nach Wallfahrtsorten zogen, so gaben viele evangelischen Leute den Wallfahrern Geld, um dort für sich zur Heilung von Krankheiten oder um Segen für ihr Haus beten zu lassen. In Oberbayern war der Glaube, dass einzelne Priester „wettergerecht“ seien, d. h. durch ihr Gebet und ihren Segen aufziehende Gewitter verbannen konnten. Besonders standen, auch in evangelischen Regionen, die Jesuiten in dem Ruf, Geister beschwören und Schätze heben zu können. Jesuiten fingen die Geister in ledernen Säcken, prügelten sie darin durch und trugen sie in den Wald oder auf einen wüsten Platz.

    Die Venezianer standen seit dem Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert im Ruf hoher Zauberweisheit. Die Sagen sind voll davon. In Venedig war „des Teufels Lehrstuhl“ in der Magie, so glaubte man früher in Tirol. Jüdische Rabbiner wurden im damaligen Hessen auch geholt, zum Beispiel wenn ein Kranker zu sterben wünscht, so musste er den jüdischen Rabbiner für sich um langes Leben und Wiedergenesung beten lassen (Bergstrasse). In Niedersachsen galten Tataren, in Westfalen Heiden, als die kundigsten Feuer- und Gewitterbanner. Sie zündeten offene Feuer in vollen Scheunen an, mit einer Sicherheit, ohne dass es zum Schaden kam. Das Haus, so vor Feuer zu schützen, nannte man „feien“. Die in der Wahrsagung und der Zauberei erfahrenen Frauen der Roma und Sinti galten fast überall als Hexen, und sie erhielten daher in vielen Gegenden von den Leuten alles umsonst, weil man sich vor ihnen fürchtete. Die Hexenkunst der Fahrenden Völker war so gross, dass sich so mancher früherer Autor von Zauberbüchern „ehemaliger Zigeunernannte (Leider musste ich die Originalbezeichung schreiben, weil es so in den alten Büchern steht). Die Hexenkunst dieser Völker soll seit Ende des Mittelalters in unserem Volksglauben mit eingedrungen und vermischt sein.

     

    Weissagung der zaubernden Personen
    Tarot | ©CG

     

    Wer waren die Hexen?

    Bei dem Glauben an den Hexen, wie er seit Ende des Mittelalters vermehrt aufgetreten ist, den hauptsächlichsten Werkzeugen der Bosheitszauberei, haben wir es also nicht nur mit einem deutschem Volksglauben zutun. Der Name Hexe stammt wahrscheinlich von „Hag“ (Hain, Wald), also Waldweib. Die altdeutschen Priesterinnen, die Donars Besen führten, hiessen wahrscheinlich Hagedissen oder Hägtessen und sind erst im 17. Jahrhundert ins Gespräch gekommen. Vorher sagte man eher Unholde oder Drude (Trude). Sie heissen auch Wickersche (Ostfriesland), Druden, Truden, Truthen (Süddeutschland), dat rode (rote) Volk, de lichte Lue (die leichten, schwebenden Leute, Ostfriesland), quade oder lepe Lü (schlechte Leute, Oldenburg), Taustreicherinnen (Oberpfalz), weil sie am Johannistag den Tau von den Wiesen sammelten. Der alte und weitverbreitete Name Trude weist auf die gleichnamige Walküre, wie die vielen weiblichen Namen, die auf „trud“ enden, wie zum Beispiel Gertrud, deuten daraufhin, dass bei unseren Urahnen, die Frauen vielfach eine priesterliche Stellung hatten. Ursprünglich sind die Hexen zweifellos die heidnischen Priesterinnen, die nur später in christlicher Zeit eine bösartige Bedeutung erlangten. Sie standen ursprünglich in Beziehung zu den Wolken und dem Gewitter, gehören also in das Gebiet Donars, berühren aber auch das, des Wodan. Darauf deutet ihr Besen, ihr Tanzen unter den Eichen und auf den Bergen, ihr Fliegen, ihr fliegendes Haar, ihre Macht, Wetter, Sturm, Hagel Mäuse zu machen und ihr Walpurgisfest. In den Hagelwolken hausen Hexen und man kann sie daraus herunterschiessen. Vielfach sind auch die in den Wolken reitenden Walküren ihr Vorbild, und daher sind sie auch im Gefolge des Wilden Jägers in den Rauchnächten.  Sehr häufig erscheinen sie zu dritt. Man vergleicht sie auch mit elbischen Wesen, denn die Namen, welche von den Hexen, besonders in den Prozessen gegeben worden sind, sind Wohlgemut (Dost), Wegetritt (Wegerich), Peterlein (Petersilie) oder Federbusch. Es sind alles Namen, die von Elben und Kobolden im Volksglauben getragen werden.

     

    Der Ursprung des Hexenglaubens

    Der Ursprung des Hexenglaubens liegt wohl darin, dass in christlicher Zeit, die Neigung zum alten Götterdienst sich bei vielen Frauen erhielt und dass sie in geheimen Versammlungen, noch die alten Götterfeste feierten. Die Tänze, der Genuss des Pferdefleischs, das Trinken aus Pferdehufen, das Aufrichten von Pferdeköpfen bei Hexenmalen weisen deutlich auf die alten Opfer hin. Die Erinnerung der Frauen an ihre frühere priesterliche Stellung, die sie im Christentum verloren hatten, könnte die Neigung zu diesem Alten Wissen bei ihnen verstärkt haben und da die alten Götter zum Teufel wurden, so wurden ihre Priesterinnen und heimlichen Verehrerinnen ein Bund mit dem Teufel (seit dem 13. Jahrhundert) zugeschrieben. Die eigentlichen Hexenprozesse begannen erst nach 1450 in Frankreich, besonders seit 1484. Der von deutschen Dominikanern verfasste Malleus maleficarum 1489 wurde die Richtschnur dieser abartigen Prozesse, die sich, auch im evangelischen Deutschland, bis zum Ende des 17.-18. Jahrhunderts erhalten hatte. Friedrich Wilhelm I. von Preussen machte diesen Prozessen 1714 zuerst ein Ende. Aber noch 1749 wurde in Würzburg die Subpriorin eines Klosters als Hexe enthauptet und ihr Körper verbrannt, und um dieselbe Zeit wurde auch noch in der Pfalz eine Hexe verbrannt.

    Hauptgegenstände der Anklage waren meistens der geschlechtliche Verkehr mit dem Teufel, die Hexenfahrt durch die Luft nach dem Blocksberg (oder einigen andern Orten) und der dort mit Tanz, Schmaus und oft auch Unzucht gefeierte Hexensabbat, wo dem Teufel gehuldigt und manchmal geopfert wurde (schwarze Tiere). Die Schädigung von Menschen und Tiere erschien dagegen als Nebensache. Die teils freiwillig, und noch häufiger, durch die Folter erpressten Geständnisse der Angeklagten stimmten fast überall in allem überein. Schrieb man nun damals diese ganzen Erscheinungen dem unmittelbaren Walten des Teufels zu, so wurde es seit Christian Thomasius (1655-1724) allgemeine Annahme, dass jene Geständnisse durchweg künstlich erzwungen und durch Folter erpresst gewesen und die Verurteilten unschuldig gewesen sind.

     

    Absolutionstein Beerfelden | ©KP
    Absolutionstein Beerfelden | ©CG

     

    Dass nun die Folter sehr viele falschen Selbstanklagen erzwungen habe, wird jetzt gewiss niemand abstreiten, aber wer mit einiger Unbefangenheit die Akten einsieht, wird unmöglich alles auf die Folter zurückführen können. Dagegen sprechen weniger die freiwilligen Geständnisse, denn diese wurden oft aus Furcht vor der Folter oder vor dem Feuertod, der bei freiem Geständnis in Enthauptung verwandelt werden konnte, als vielmehr die große Übereinstimmung in den verschiedenen Aussagen, und der Umstand, dass der Glaube an selbsterlebte Hexenfahrten durch die Luft in Deutschland schon lange vor den Hexenprozessen vorkam. Es kann wohl kein Zweifel aufkommen, dass ein Teil der Angeklagten von der Wirklichkeit ihrer Hexentaten und der damit zusammenhängenden Erscheinungen selbst überzeugt war.

    Bei allen damaligen Hexengeschichten ging der Hexenfahrt eine Einreibung mit einer Hexensalbe voraus, und mehrfach ist von einem Hexentrank die Rede. Die Zusammensetzung war von Region zu Region anders. Das Bilsenkraut wird dabei fast immer genannt, aber auch die Alraune und der Stechapfel. Der Stechapfel soll erst durch die Roma und Sinti, die ihn für Zaubermittel gebrauchten, Anfang des 15. Jahrhunderts nach Deutschland gekommen sein. Diese Giftpflanzen erzeugen das Gefühl des Fliegens und Einbildungen, wie von kleinen schwarzen Tieren, die sogenannten Hexenmäuse. Lange hielt sich der Volksglaube, nämlich bis ins 19. Jahrhundert, dass die Hexen nur als Seelen zur Hexenfahrt ziehen, währenddessen der Körper zuhause in einem tiefem Schlaf liegt. Über dieses Thema möchte ich euch auf einen anderen Artikel von mir verweisen und zwar Hexensalben – wie die Frauen das Fliegen lernten.

     

    Wie und wer erlernte die Hexenkunst?

    In Oldenburg glaubten damals die Menschen, dass die Hexen ihr Handwerk von den alten Hexen erlernten, und erst, wenn sie sich in allem der Hexenkunst dreimal sieben Jahre bewährt haben und erst durch eine wirkliche Buhlschaft mit dem Teufel und seinen Geistern geweiht wurden, erhielten sie vom Teufel seinen Siegel, den Bocksfuss, auf das Kreuz schwarz eingebrannt, und bekamen dadurch nun die volle Macht und auch den Bösen Blick. Die Hexenkunst konnte schon früh erlernt werden, am besten am Tage vor der Konfirmation. Kinder müssen eine förmliche Lehrzeit durchmachen. Sie lernen zuerst Mäuse machen, die aber bei den ersten Versuchen noch keine Schwänze haben. Während der Lehrzeit ist noch eine Rettung des Kindes möglich, nach ihrer Beendigung aber ist die Seele ewig verloren. Jedoch kann eine Hexe sich noch dadurch freimachen, wenn sie drei anderen das Hexen lehrt.

    Wer nach Empfang des heiligen Abendmahls hinter dem Altar mit einer Peitsche knallte, konnte fortan hexen (Ostpreussen). Die Hexenkunst (nicht Zauberkunst) erbt wohl auch von der Mutter auf die Tochter fort. Es gab ganze Familien, die in dem Ruf der erblichen Hexerei standen und daher andere nicht gern heiraten mochten. In manchen Gegenden war die Hexerei fast nur durch Erbschaft zu erlangen. Das Kind empfang sie als Gabe oder als Plage schon mit der Muttermilch, wenn nicht die Hebamme es verhinderte, indem sie, bevor der Vater es in die Hände bekam oder die zum Hexenvolk gehörige Mutter es zum ersten mal stillte, dasselbe im Namen Gottes segnete und ihm ein Kreuz von Stecknadeln ins Käppchen steckte (Ostfriesland).

    In der Walpurgisnacht, bisweilen auch in der Johannisnacht, versammelten sich alle Hexen auf dem Blocksberg (Brocken), oder auch auf andern Bergen, wie der Hörsel- und Inselsberg in Thüringen, Staffelstein bei Bamberg, Mariakulm in Böhmen, Hetscha-Krötenberg in Bayern, auch in Ostpreussen auf einigen Blocksberge, in den Alpen auf den höchsten Bergspitzen oder in tiefen Schluchten, besonders auch auf dem Pilatusberg in der Schweiz oder sonstigen Hexentanzplätzen, besonders unter Eichen, Linden, am Hochgericht (es sind fast durchweg alte Opfer- und Gerichtsstätten) und auf Wiesen, wohin sie, nachdem sie sich (bisweilen auch den Besen oder Gabel), mit der Hexensalbe bestrichen, mit den Worten: „schmier ich wohl, fahr ich wohl, fahr nirgends wid'“ (= wider; daher die Redensart: „wer gut schmiert, der gut fährt“), zum Schornstein (in Thüringen auch zum Fenster) mit dem Rauch hinaus durch die Luft auf Besen, Ofen-oder Heugabeln, Deichseln, Butterfässern, dreibeinigen Schemeln, Kochlöffeln, Strohhalmen, Elsterschwänzen, auf schwarzen Katzen oder Ziegenböcken reitend fahren, mit fliegenden Haaren, meist nackt, manchmal auf Wagen, mit Böcken, Gänsen und Flöhen bespannt. Unterwegs ruhten sie sich auf Dornenhecken aus, brachen die Spitzen vom Weissdorn ab und assen sie. In der Johannisnacht assen sie die Blütenknospen der Eberesche. Auf dem Platz führten sie Tänze und wüste Lustbarkeiten auf, tanzten mit dem Teufel und vermischten sich fleischlich mit ihm, huldigten ihm, oft in sehr unsanfter Art, und empfangen von ihm ihre verschiedenen Hexengaben. Sie schlachteten ihm einen schwarzen Bock, und hielten ein üppiges Gelage, von dem aber Salz und Brot ausgeschlossen waren. Sie schwärmten dann in derselben Nacht umher, überall Schaden anstiftend, daher wurden sorgfältig alle Türen und Fenster geschlossen gehalten und Haus und Hof mit Zauberzeichen versehen.

     

    Unsere Urgosseltern versuchten die Hexen zu bannen

    In Tirol fand in der Nacht ein allgemeines „Ausbrennen“ der Hexen statt, unter entsetzlichem Lärm mit Schellen, Glocken, Pfannen und Hunden. Es wurden Reisigbündel von Kien (Harz enthaltenes Kiefernholz), Schlehdorn, Schierling und Rosmarin auf hohe Stangen gesteckt und angezündet, und mit diesen lief man lärmend siebenmal um das Haus und Dorf und trieb so die Hexen hinaus. Anderwärts wurde in dieser Nacht ein Auspeitschen der Hexen vorgenommen. Die Jungen versammelten sich nach Sonnenuntergang auf einer Anhöhe, besonders an Kreuzwegen, und peitschen bis Mitternacht kreuzweise im Takt, soweit das Knallen gehört wurde, sind alle Hexen machtlos. Oft bläst dabei im Dorf der Hirte auf dem Horn, soweit man es hörte, kam ein Jahr lang keine Hexe an. Vor den Häusern, in denen man Hexen vermutete, wurde besonders stark geknallt, die Hexen fühlten die Peitschenhiebe, daher wurden starke Knoten in die Peitsche gemacht. Mit der Peitschenschnur wurde dann später an Mariä Kräuterweihe der Weihbüschel umwunden.

    Die Hexen wurden auch ausgeblasen, indem man mit einem Holzblasinstrument (Schalmeie) aus Weidenrinde vor den verdächtigen Häusern bliess. Mit dem ersten Hahnenschrei endete die wüste Fahrt, und sie mussten wieder durch den Schornstein zurück. Wenn sie zu der Versammlung zu spät kamen, empfingen sie vom Teufel, der da als Bock, schwarzer Kater, schwarzer Hahn oder Drache erschien, Schläge. Wer sie ziehen sieht und über sie schimpfte oder lachte, wurde misshandelt (Thüringen). Auf Wiesen sieht man oft Hexenringe, wo die Hexen getanzt haben. Da steht das Gras in einem Kreis besonders hoch. Sie kommen von der „Düngung durch Pilze“, besonders Boviste, die ihren „Samen“ streuend sich ringförmig ausbreiten.

     

    Hexenkreis im Wald
    Hexenkreis im Wald | ©CG

     

    Allerlei Hexenkunst

    Die mit dem Teufel erzeugten Kinder, am ganzen Körper schwarzhaarig, schiebten sie gerne als Wechselbalg unter (Süddeutschland). Auch fahren die Hexen zum Tanz aus, in der Nacht von Samstag zu Sonntag oder am Donnerstag (Bayern). Sie wollten bei ihren Festen nicht belauscht werden und übten gegen Lauscher üble Rache, warfen sie allenfalls ins Feuer (Oldenburg). Manche Neugierige haben den Hexen ihre Vorhaben gelauscht und die Fahrt mitgemacht, sind aber meist dabei übel gefahren. Die Hexen nötigen manchmal vorbeiziehende Musikanten, bei den Hexentänzen Musik zu spielen und gaben ihnen dazu Pfeifen, die sich später als Ziegenknochen herausstellten, wie die Kuchen, die sie ihnen schenkten, sich als Kuhfladen erwiesen, und das Geld als Scherben (Thüringen).

    Die den Hexen und Hexenmeistern zugeschriebene Macht ist sehr umfangreich. Sie können fliegen, können Milch aus einem Stücke Holz, einem Zaunstecken, einem Besenstiel, einem Strick, einem Nagel, einem Handtuch oder Lumpen, den sie um den Stiel einer in einen Balken eingeschlagenen Art hängen, oder einem Tischtuch, das sie über den Tisch breiten, melken, indem sie dieselbe einem Nachbar entziehen, so dass dessen Kühe leere Euter haben. Sie mussten dabei an das bestimmte Tier denken oder den Namen seines Besitzers nennen. Sie können alle Fliegen eines Zimmers auf eine Stelle bannen, wer dann eine von diesen tötet, über den fällt der ganze Schwarm her. Sie können einen Menschen auf eine Stelle bannen, dass er sich nicht hinwegrühren kann. Sie behexen das Vieh, dass es rote Milch gibt, krank wird und stirbt, indem sie Hexenbündel in die Ställe hineinzaubern. Sie bewirken Tierseuchen und wenn sie ein Milchgefäss anfassen, wird die Milch mager und ungesund, und wenn sie ein Butterfass berühren, gibts keine Butter. Wenn sie nur in das Butterfass hineinsehen, so ziehen sie alle künftige Butter daraus in das eigene Fass.

    Sie behexen besonders gern die Kinder, dass diese nicht gedeihen, und bringen Wechselbälge und sie fügen dem Menschen Krankheit und allerlei Schaden zu. Sie machen Mäuse und anderes Ungeziefer, Flöhe, Läuse, Raupen und Unwetter, Hagel und Wirbelwind. Ein plötzliches Sturmgewitter und Wirbelwind heisst Hexenwetter (Schlesien und Bayern). Bei Beschwörung solches Wetters fällt bisweilen eine nackte Hexe aus den Wolken. Man erkennt den Hexenhagel daran, dass sich in und unter demselben Haare und Schuhnägel finden. Fliegen während des Unwetters Raben, Krähen oder andere schwarze Vögel auf, so sind das Hexentiere (Kärnten). Wenn ein Sturm ist, so blasen die Hexen durch Strohhalme (Kärnten) und wenn ein Wirbelwind, am Niederrhein Wywind oder Witwind, in Süddeutschland Drutenwind, in Tirol Hexentanz, in Bayern Schratl, Säuwind, Saudreck, entsteht, so ist eine Hexe in Unruhe oder die Hexe reitet auf einem Besen und wirbelt Staub auf, damit man sie nicht sehe (Rheinland) oder die Trud fährt. Im ehemaligen Böhmen hauste die Melusina (die Holle) darin und wer daher vom Sturm ergriffen wird, dem wird etwas angetan. Sie behexen bestimmte Orte, böse Stellen, die dem, der sie betritt oder berührt, Krankheit und anderes Unglück bringen (Ostpreussen). Sie können den Regen behexen, dass die Leinwand auf der Bleiche ganz schwarz wird (Oldenburg). Nur äusserst selten zeigen sie sich gutmütig und helfend.

     

    Catrina Schütten wegen ihrer Zauberei verbrannt. Kirchenbuch Bützow 1673
    Catrina Schütten wegen ihrer Zauberei verbrannt. Kirchenbuch Bützow (MV) Anno 1673

     

    Die Hexen können sich verwandeln oder in fremder oder eigener Gestalt aus ihrem Leibe herausgehen, und oft gilt auch die Ansicht, dass ihr Körper während der Hexenfahrt auf den Blocksberg zuhause in todähnlichem Schlummer liegt (Oldenburg). Sie erscheinen besonders als schwarze Katzen, als Pferde, Hunde, Schweine, Ratten, Mäuse, Hasen, besonders dreibeinige, Eulen, Elstern, wilde Gänse, Enten, Schlangen, Kröten, Eidechsen und Schmetterlinge. Der Kohl-Weissling hiess in Schlesien Molkendieb, ein Nachtfalter in Westfalen Molkenzauberer. Nie erschienen sie als Tauben, Schwalben oder Lämmer. In Hasen verwandeln sie sich, indem sie sich mit Hasenfett salben. Vor fremden Katzen muss man sich also sehr inachtnehmen und darf ihnen nichts zuleide tun, solche Hexenkatzen haben meistens einen längeren Schwanz (Tirol). Als Katzen und Hasen saugen sie den Kühen die Milch aus und im Harz ziehen sie in Katzengestalt auf den Blocksberg, als Hasen laufen sie unter die Tierherden und richten vielen Schaden an (Erzgebirge). Diese Hasen sind grösser als die natürlichen, laufen fast nur auf drei oder auf zwei Beinen und können sprechen (Westfalen). Wenn ein Bauer auf dem Feld eine Kröte sah, so stach oder schlug er sie, denn in seinem Glauben, war es eine Hexe (Erzgebirge). Diese Tiere waren gefährlich, denn solche Hexentiere können gefangen, verwundet, verbrüht, misshandelt und getötet werden. Denn das betrifft dann immer die Hexe selbst; sie wird „gekennzeichnet“. Wenn ein Hexenpferd beschlagen wurde, hatte damit dann die Hexe Hufeisen an Händen und Füssen. Bisweilen aber heisst es, man könne sie nur verwunden, wenn man Erbsilber bei sich hat (Ostfriesland) oder wenn man mit einem Stück Erbsilber (Holstein) oder einem Geldstück schiesst (Mecklenburg). Manchmal verwandelten sich die Hexen sogar in ein rollendes Rad oder einen rollenden Hut (Oldenburg) und in ein wandelndes Feuer (Oldenburg).

    Viel Vorteil hatten die Hexen von ihrem Gewerbe nicht, denn fast alle waren sehr arm. Männer übten wohl auch Bosheitszauberei aus. In der Obpfalz nannte man sie Druderer, aber sie erschienen in keiner Gemeinschaft und nicht zu den Hexenfahrten.

     

    Ein Zaubermeister aus Tarnow verbrannt. Kirchenbuch Bützow (MV) Anno1673
    Ein Zaubermeister aus Tarnow verbrannt. Kirchenbuch Bützow (MV) Anno 1673

     

    So ihr Lieben, wir sind am Ende dieses Artikels angekommen. Er ist wirklich sehr lang geworden, aber auch sehr interessant zu sehen, wie man zwischen der Zauber- und Hexenkunst unterschieden hat. Unsere Urgrosseltern waren voll mittendrin und viele erleideten viel Leid, was man in den Akten der Hexenprozesse in den Archiven einsehen kann. In meinem Stammbaum in den Nebenzweigen, sind mittlerweile schon zwei Frauen vorgekommen, die so unsinnig angeklagt wurden. Eine wurde hingerichtet, die andere flüchtete und wurde nie wieder gesehen.

    Ich hoffe euch hat der Artikel gefallen und sende euch viele Grüsse,

    Katja


    Wenn dir mein Artikel gefallen hat und du mein Projekt Celticgarden unterstützen möchtest, würde ich mich um einen “Energieausgleich” sehr freuen. Ich bedanke mich im voraus!

    Mein Projekt Celticgarden unterstützen: