Der Bauerngarten: Pflanzen unserer Urgroßeltern & Altes Wissen

 

Die wahren Gärten der Ahnen: Heilkraft, Zauber & Nutzen

Der Bauerngarten, wie heutzutage darüber geschrieben wird, gibt es erst seit Mitte des 19. Jahrhunderts; laut Wikipedia. Also noch recht „jung“.

Diese Gartenform gab es auch schon davor, aber es waren halt die Gärten der Menschen, gerade was die Landbewohner betrifft. Der allgemeine Bauerngarten besaß Pflanzen, die die Menschen damals benötigten, wie Heil- und Zauberkräuter.

Auch der Buchsbaum hatte einen festen Bestandteil in diesen Gärten, weil man von ihm kleine Zweiglein abschnitt und zusammen mit Efeu und kätzchentragenden Weidenzweigen zur Weihe mitnahm. Auch Obstbäume und Beerensträucher wuchsen in ihnen. Die Früchte der Quitte legte man wegen ihrem Duft zwischen die Wäsche.

Der Buchsbaum im Bauerngarten
Meine Buchsbäume dürfen wild wachsen

Vom Nutzen und der Augenweide

Ich habe mich schon länger gefragt, welche Pflanzen damals in den Gärten unserer Urgroßeltern so wuchsen und warum. Denn mit den heutigen Bauerngärten hat es nicht wirklich was zu tun. Heute ist es eher eine Augenweide, als ein Nutzen. Damals waren die Bauerngärten auch Nutzgärten.

Wie oben schon geschrieben, wurden die Pflanzen als Heilkräuter für die Familie verwendet, sowie auch Gewürzkräuter für das tägliche Essen. Auch die Zauberkräuter kamen nicht zu kurz. Sie wurden reichlich angepflanzt, um für den Fall der Fälle gewappnet zu sein, sowie zum Räuchern gegen Unheil im Haus, Stall und auf dem Hof.

Vom Gürtel des Gartens: Lauchgärten und Klostermedizin

Schon unsere Urahnen hatten Gärten, die mit einem Zaun geschützt wurden. In ihnen wuchsen aber keine Blumen, sondern eher Gemüsepflanzen, wie die Saubohne, Erbsen und auch Pastinaken. Bekannt sind auch die Lauchgärten der Altgermanen.

Heilkräuter ging man in dieser Epoche im Wald oder Feld sammeln, sie wuchsen nicht oder nur teilweise in den Bauerngärten. Das hat sich später geändert, und zwar als man anfing, im Frühmittelalter Heilkräuter in Klostergärten anzupflanzen. Erst dann veränderte das den Bauerngarten. Dadurch kamen auch Blumen in diese Gartenform.

Die Bedeutung des Zauns: Das Wort „Garten“ soll vom althochdeutschen gart kommen und das wiederum von gürten, also ein Gürtel oder Gurt, der den Garten zusammenhält. Ein Bauerngarten sollte immer einen Zaun besitzen. Erst dann machte es diese Gartenform zu einem Bauerngarten.

Zaunelemente sind sehr wichtig für einen Bauerngarten
Zaunelement in meinem Garten

Blüten für die Seele und den Tod

Mitte des 19. Jahrhunderts waren schon viele Pflanzen dabei, die eigentlich fast nur noch das Auge erfreuten:

  • Pfingstrose, Akelei, Schwertlilien, Narzissen, Nelken.
  • Das Immergrün, mit dem man Kränze bastelte, um sie mit auf eine Beerdigung zu nehmen.
  • Die Blütenblätter der Weißen Lilie wurden in sehr damaliger Zeit für ein Öl verwendet, was damals sehr beliebt war.
  • Auch allerlei Gräser wuchsen in den Bauerngärten.

Pflanzen des Übergangs:

  • Rosmarin: Er wurde für den Hochzeitsschmuck und auch für die Totentrage verwendet.
  • Frauenminze: Man legte sie in Gebetsbücher, damit es schön duftet, und sie wurde als Grabschmuck und in Totenkränzen verwendet. Daher war diese Pflanze oft auf Kirchhöfen anzutreffen.
  • Stiefmütterchen: Auch das kleine Wilde Stiefmütterchen hatte seinen Platz in diesen Gärten und durfte munter umher wachsen.
Das Wilde Stiefmütterchen

Die Königin und der Salbei: Küchenzauber und Krötenabwehr

Die Rose, meistens die Gartenrose (Rosa centifolia), liebten die Leute in ihren Bauerngärten. Diese Rose gehört zu den alten Rosen und hat als Heilpflanze eine lange Geschichte.

Im 16. Jahrhundert unterschied man den Salbei noch in breit oder spitz. Salbei war ein Küchenkraut, das in der damaligen Küche sehr viel verwendet wurde. Auch als Heilpflanze diente es in einem Bauerngarten und war nicht wegzudenken.

Der Schutz der Raute: Dann ist da noch die Weinraute, heutzutage ein völlig vergessenes Wildkraut, das wohl die Römer mitbrachten. Es war gleich nach dem Salbei eine sehr wichtige Pflanze, die gegen jedes Gift wirkte. Man glaubte, dass man durch ihr Auftreten Kröten und Schlangen aus dem Garten fernhielt, und pflanzte die Weinraute gleich neben den Salbei, unterdessen sich diese Tiere im Glauben unserer Urgroßeltern aufhielten.

Wunderschöne Salbeiblüte
Salbeiblüten

Wurzeln, Ranken und Sonnenkinder

  • Eberraute: Sie war eine alte Heilpflanze, die auch dazu diente, angezauberten Schaden fernzuhalten.
  • Gurken: Über den Boden eines Bauerngartens schlängelten sich Gurken. Bestimmt auch, um den Boden feucht zu halten. Dadurch hat man weniger Arbeit, was das Gießen im Sommer betrifft.
  • Bohnen: Sowie Bohnen, die an einem Gerüst emporkrochen.
  • Kümmel: Er gehört in späterer Zeit auch mit hinzu. Durch ihn war das teils fettige Essen erträglicher.
  • Estragon: Wurde als Gewürzkraut verwendet.
  • Sonnenblume & Ringelblume: Im 19. Jahrhundert durfte die Sonnenblume auch nicht fehlen, sowie die kleine hübsche Ringelblume, deren Blätter man früher als Salat gegessen hat.

 

Brotgewürz und Giftabwehr: Die Apotheke im Beet

Den normalen Gartensalat pflanzte man früher in den Bauerngarten, nicht in den Gemüsegarten, wie wir es heute machen, sowie auch Mangold, Kohlrabi, Wirsing, Saubohne, Erbsen, Knoblauch, Zwiebeln und Rettich.

  • Schwarzkümmel: Eines der ältesten Küchen- und Heilkräuter, eine sehr alte Bauerngartenpflanze, deren Samen als Brotgewürz gedient haben.
  • Gartenkresse: Sie stand im Ruf, gegen alles Giftige zu wirken.
  • Mutterkraut & Poleiminze: Sie wurden meistens als Heilkräuter verwendet und standen dicht zusammen.
  • Küchenkräuter: Die Petersilie fehlte in keinem Bauerngarten, sowie Sellerie, Bohnenkraut, Schnittlauch, Kerbel und Liebstöckel.
Echter Schwarzkümmel
Echter Schwarzkümmel

Krause Blätter und wilde Geister: Minzen, Mohn und Malven

Von den Minzen nahm man die Pfefferminze und auch die Krauseminze. Der normale Rainfarn wurde in der Natur gesammelt, in den Bauerngärten nahm man den Rainfarn mit krausen Blättern.

  • Katzenminze: Wurde als Gewürz und gegen eine Krankheit bei Schafen in diesen Gärten gezogen. Früher sah man dieses hübsche Gewächs öfters verwildert an Gartenzäunen.
  • Klassiker: Das Tausendgüldenkraut und auch der Mohn durften damals nicht fehlen.
  • Erkältungskräuter: Eibisch, Rosenmalve und die Wilde Malve dienten als Heilkraut bei Erkältungen.

Bei der Möhre bin ich mir leider unsicher, welche damit gemeint war. Ob es die Wilde Möhre oder die Gartenmöhre war, kann ich leider nicht mitteilen.

Von Färberkrapp und Wolfsmilch: Das alte Handwerk

  • Gartenmelde: Eine sehr alte Kulturpflanze, die als Heilkraut, Salat- und Gemüsepflanze und auch als Färberpflanze Verwendung fand.
  • Fuchsschwanz: Auch den Aufsteigenden Fuchsschwanz nahm man als Salatpflanze.
  • Wolfsmilch: Die Samen der Kreuzblättrigen Wolfsmilch wurden bei Krankheiten des Viehs reichlich verwendet.
  • Muskatellersalbei: Um Wein und Bier ein gewisses Aroma zu geben, pflanzte man den Muskatellersalbei.

Handwerk: Auch der Färberkrapp war stets eine Bauerngartenpflanze, wie auch die Weberkarde, mit der man Wolle aufkrempelte oder kratzte.

Der Muskatellarsalbei

Blütenzauber und Schutzmagie

Viele Blumen pflanzte man für den Alten Glauben und verwendete sie reichlich dafür:

  • Hahnenfuß, Leberkraut, Rittersporn, Eisenhut.
  • Goldlack, Levkojen, Mondviolen, Nachtviolen.
  • Veilchen, Nelken (gerade die Pfingstnelke).
  • Geißblatt, Kornblume, Gänseblümchen, Sandstrohblume.
  • Sumpf-Schafgarbe, Vergissmeinnicht, Fingerhut.
  • Löwenmaul, Schlüsselblume, Immergrün, Grasnelke.

Ein Paradies für Insekten und Ahnen

Nun haben wir eine ganze Menge schöner Wildpflanzen, mit denen man sich einen wunderschönen Bauerngarten erstellen kann. Die Beete wurden meistens mit Buchsbaum eingefriedet oder auch mit kleinen Zäunchen. Wenn man diese Pflanzen in seinem Garten hat, dann summt und brummt es, und wir haben für uns wunderschöne Pflanzenseelen zum Räuchern, Zaubern und Gesunden.

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