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Das Schnitterfest- Später die christliche Kräuterweihe

    Schnitterfest

     

    Das Schnitterfest, auch Lughnasad genannt, wird meistens in der Nacht zum ersten Sonntag im August gefeiert. Dieses Jahreskreisfest ist ein wenig aus der Mode gekommen, weil die Menschen in den Dörfern nichts mehr mit der Ernte zutun haben und es nur noch die Bauern machen. In früheren Zeiten war es ein grosses Fest im Dorf; an dem jeder teilnahm. Denn es sicherte die Versorgung der Dorfschaft, samt Tieren mit Nahrung im Winter. Und es war der Start des Herbstanfangs.

    Die Hälfte des Jahres ist nun vorbei und das Tageslicht wird wieder kürzer und der Morgen wieder dunkler. Jetzt hören wir verstärkt die Mähdrescher über die Felder huschen und sehen abgeerntete Felder. Wir wechseln nun langsam vom Hochsommer in den Spätsommer hinein. Die ersten Anzeichen des Spätsommers ist das Erblühen des Heidekrauts und die Reife der Vogelbeeren, aus deren unsere alten Vorfahren, die Völker der Germanen, Kelten, Balten und Slawen, eine Art Mus zubereiteten, weil die Vogelbeere sehr viel Vitamin C beinhaltet, was sehr wichtig in der Winterzeit ist. Auch Frühäpfel werden nun reif, wie zum Beispiel der Klarapfel, aus dem ein leckerer Apfelmus gezaubert werden kann. Mit Getreidehalmen, wie Roggen, Weizen, Hafer oder Gerste, können nun Häuser und Küchen geschmückt werden.

     

    Besenheide im Phänologischen Kalender
    Heidekraut/Besenheide | © CG

     

    Woher kommt das Schnitterfest?

    Dieses Jahreskreisfest ist eine wichtige Zeit der Kelten gewesen. Es war ein Hochfest, wozu auch Imbolc (Lichtmess), Beltane (Walpurgisnacht) und Samhain (Allerseelen) gehören. An diesem Datum wurden Zweckehen geschlossen, um zu sehen ob eine Fruchtbarkeit vorlag, wenn nicht, wurden sie im nächsten Jahr wieder geschieden. Es wurden Verlobungen zelebriert, gemeinsame Essen und Spiele und Bräuche vollzogen. Die ganze Dorfschaft war dazu eingeladen. Es gehört zu den Mondfesten, wozu auch die drei, oben angeführten Jahreskreisfeste, gehören. Die vier Sonnenfeste sind die Wintersonnenwende, Frühlings-Tagundnachtgleiche, Sommersonnenwende und die Herbst-Tagundnachtgleiche.

     

    Strohernte
    Strohballen zum Schnitterfest | © CG

     

    Bräuche und Traditionen zum Schnitterfest

    Da das Schnitterfest zu den Kornfesten gehörte, dreht sich eigentlich alles ums Getreide in dieser Zeit. Zum Schnitterfest wurden Strohpüpplein gebastelt; sie symbolisierten den Korngeist und die Fruchtbarkeit. Meistens wurde dieses Püpplein bis zum nächsten Jahr um diese Zeit aufbewahrt; anschliessend verbrannt und durch ein Neues ersetzt. Nun kamen auch die Erntekronen, die am Stall oder Haus montiert wurden. Auch Ernteköniginnen bekamen eine kleine Erntekrone auf ihr Haupt gesetzt. Jede Region hatte ihre eigenen Erntespiele. Und es durfte natürlich das grosse „Dorffeuer“ nicht fehlen. Denn Feuer reinigt und vertreibt.

    Getrocknete Brennesselbüsche wurden nun in die Dachbalken gehangen, um vor Unwetter und Blitzeinschlag geschützt zu sein. In der heutigen Zeit ist die Sonnenblume zum Schnitterfest hoch in Mode. Brotgebilde wurden gebacken und dann verzehrt oder geopfert. Jahreskreisfeste sind sinnbildlich Dorffeiern gewesen. Eigentlich wurde das gemacht, was man auch von jüngeren Dorffeiern kennt. Man kam zusammen um zu essen, trinken, Spass zu haben, zu tanzen, zu singen, zu lieben oder auch manchmal zu schlagen. Wenn man auf dem Dorf gross geworden ist, kennt man es.

     

    Eine Erntekrone
    Erntekrone | © Hans Benn/pixabay.de

     

    Rezepte für das Schnitterfest

    Ich möchte euch noch zwei Rezepte vorstellen, die unheimlich gut in diese Zeit passen. Wenn ihr im Kleinen vielleicht das Schnitterfest feiert, passen sie perfekt dazu. Und ihr bekommt eine gehörige Portion Vitamin C.

    Ebereschenmus mit Apfel

    Um euer Mus zu köcheln benötigt ihr 1 kg Ebereschenbeeren, die ihr von den Stielen befreit. Diese Beeren werden in ein Topf mit Wasser gelegt und über Nacht ziehen gelassen; damit sie weicher werden. Am nächsten Tag fischt ihr die Beeren aus dem Wasser und gebt sie in einen anderen Topf mit etwas Wasser. Nun lasst ihr es so lange auf niedriger Temperatur köcheln, bis die Ebereschenbeeren matschig werden. Sie werden dann aus dem restlichen Wasser genommen, durch ein Sieb passiert. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch noch Äpfel hinzufügen. Sie werden dann auch weichgekocht und passiert. Zum Schluss mischt ihr dieses Mus zusammen und wer es nicht so roh mag, kann es mit Zucker oder Honig süssen. Ganz nach Belieben. So ein Mus sollte schnell verzehrt werden, ausser man kocht ihn ein. Dann hält er sich auch über Monate. Wie auch anderes Eingemachtes muss der Mus trocken, dunkel und kühl gelagert werden.

    Haferbrei

    Der Haferbrei war ein Hauptnahrungsmittel der alten Germanen. Plinius erzählte schon, dasss die Germanen sich fast hauptsächlich von Haferbrei ernährten. Haferschleim nahm man gegen Husten ein und Haferbrei wurde als Mittel gegen Durchfall gegessen. Der Haferschleim ist der abgeseihte Schleim, der nach dem Kochen von Haferflocken entsteht. Ein Hafertrank im 19. Jahrhundert galt als nervenstärkend und kühlend. Eine Abkochung von Haferstroh mit Kandiszucker oder Honig wird als Hustenmittel gerühmt. Als Kind habe ich viel Haferflocken mit Milch und Zucker gegessen; manchmal noch mit echtem Kakaopulver. Sehr lecker! Hafer ist sehr gesund und gibt Kraft.

    Für zwei Personen benötigt ihr 100 g Haferflocken und 500 Liter Milch oder eine pflanzliche Alternative. Beides gebt ihr in einen Topf und fügt dem eine Prise Salz hinzu. Wenn ihr euren Haferbrei süss haben möchtet, so müsst ihr jetzt dem Ganzen vier Teelöffel Honig hinzufügen. Alles gut umrühren, aufkochen und fünf Minuten auf kleinster Flamme köcheln lassen. Danach könnt ihr es in Schalen füllen und mit Zimt oder Kakaopulver bestreuen. Auch Früchte passen gut dazu.

     

    Eberesche
    Eberesche | © Anastasia Doran/pixabay.de

    Die Kräuterernte neigt sich dem Ende zu

    Die frühere Kräuterernte neigte sich nun dem Ende zu. Das kommt auch daher, dass diese Zeit der Herbstbeginn für die alten Völker war. In der heutigen Zeit sammeln wir meistens noch bis in den November hinein. Aber ich kenne noch Menschen für die, die Kräuterernte nun zu Ende ist oder spätestens zu der Herbst-Tagundnachtgleiche. Für mich ist jetzt die Zeit der Samenernte. Nach dieser Ernte verstaue ich die getrockneten Samenstände in Kisten und hole sie erst im Winter wieder heraus, um sie dann lose in kleinen Behälter fürs nächste Jahr aufzubewahren. Sozusagen meine Arbeit an kalten Winterabenden vor dem warmen Holzofen. Eine sehr schöne Zeit!

    Nun kommt auch die Kräuterweihe um den 15. August herum. In dieser Zeit werden die letzten Kräuter gesammelt, zu einem Bündel gebunden und geweiht. Ein Brauch aus vorchristlichen Zeiten, wohl aus Eigennot des Klerus heraus, weil er es den alten Völker nicht ausreden konnte und so wurde schlichtweg ein christlicher Brauch daraus. Aber, so ist uns dieser Brauch wenigstens erhalten geblieben und ging nicht unter, wie so vieles. Dieses Bündel wird nach der Weihe getrocknet und zuhause für Notfälle aufbewahrt. Wenn jemand krank wurde, wird dem Kranken aus einigen Kräutern ein Kräutertee zubereitet oder wenn Unwetter aufzog, räucherte man mit diesen Kräutern. Erkrankte das Vieh, bekam es aus dem Kräuterbündel etwas über das Futter gestreut.

    Jede Region hatte ihren eigenen Kräuterbündel, aber eine Wildpflanze hatten sie alle und zwar den Blütenstand der Königskerze, die immer in der Mitte des Büschels stand. Rundherum kamen dann die anderen Pflanzen angeordnet. In vorchristlicher Zeit war es wohl der Alant, der in der Mitte des Kräuterbündels stand. Die wichtigsten Wildpflanzen schreibe ich euch hier. Es sind Echter Alant, Kamille, Wermut, Johanniskraut (wenn es noch blüht), Beifuss, Spitzwegerich, Salbei, Schafgarbe und noch viele andere Kräuter wurden zu einem Kräuterbüschel gebunden. Wer mag, kann sich mein Ebook über das Kräuterbündel binden kostenlos herunterladen.

     

    Räucherwerk fürs Schnitterfest

    Zum Schnitterfest muss natürlich geräuchert werden, um jeglichen Schadzauber zu entfernen. In der früheren Zeit begann eine neue Jahreszeit und so mussten alle Geister und Dämonen aus Haus und Hof und vorallem aus dem Acker vertrieben werden. Meine Schnitterfest-Räucherung besteht aus Wildpflanzen, die speziell auf Äckern oder Feldrändern ihr Zuhause haben und natürlich Getreide – und Gräsersorten. Bei mir müssen es immer neun verschiedene Räucherkräuter sein, um stimmig in den Jahreskreis hineinzukommen. Jahreskreis-Räucherungen halte ich auch immer draussen am Lagerfeuer ab. Weil ich meine, das wir nur dort Mutter Natur erreichen. In dieser Zeit zu Räuchern bedeutet auch Dankbarkeit, Respekt und Opfer an und vor den Naturkräften (Naturgeister).

    Räuchermischung Erntekraft

    Feldblumen

    Kornblumen

    Mohnblüten

    Rainfarn

    Taubnessel

    Beifuss

    Blutweiderich

     

    Getreide & Gräser

    Weizen

    Hafer

    Ruchgras

    Diese ganzen Räucherpflanzen mischt ihr zu gleichen Teilen. Alle Pflanzenteile müssen natürlich vorher gut getrocknet sein. Wer sich nicht sicher ist, wie man räuchert, der kann sich vorher meinen Artikel Wie man mit Pflanzen richtig räuchert  durchlesen. Zu diesem Thema habe ich auch ein Ebook geschrieben, das ihr euch kostenlos herunterladen könnt. Wie man richtig räuchert – Kostenloses Ebook

    Wie ihr seht und bestimmt draussen auch fühlt, geht die schöne warme Jahreszeit dem Ende zu. Diese Zeit ist immer zu kurz und bald darauf wird es wieder ungemütlich, eisig und kalt. Bis wir die ersten kräftigen Sonnenstrahlen wieder bemerken und man voller Sehnsucht und Hoffnung den Frühling erwartet.

    Ich wünsche euch einen schönen Spätsommer und fühlt euch gedrückt,

    eure Katja


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